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Ewige Versuchung - 5

Ewige Versuchung - 5

Titel: Ewige Versuchung - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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sechshundert Jahren aus dem Silberkelch getrunken hatte, hatte er nicht ahnen können, dass es das Blut der Göttin war und ihn unsterblich machen würde.
    Für die Frauen hier hatte es ihn zu einer Art Gottheit gemacht. Und diesen glücklichen Zufall nutzte er unter den gegebenen Umständen gern zu seinem Vorteil.
    »Du bist nicht aus lauter Höflichkeit gekommen«, stellte Brownie fest, das hübsche blasse Gesicht zu ihm erhoben und ihre Miene genauso ernst und vorwurfsvoll wie ihr Ton. »Was ist geschehen?«
    Es war weit nach Mitternacht, und Temple war müde und hungrig. Aber seine Bedürfnisse mussten noch warten, denn zunächst waren Erklärungen fällig und Vorkehrungen zu treffen.
    »Wir brauchen deine Hilfe, meine Liebe.« Er musste nicht näher ausführen, wer »wir« war. Auf seine Worte hin nahm Brownie sogleich eine resolute Haltung ein. »Können wir auf deine Unterstützung zählen?«
    Allein diese Frage schien sie als Affront zu empfinden. »Selbstverständlich könnt ihr!«, erwiderte sie, hakte ihn unter und führte ihn durch die Glastüren in ihr Schlafzimmer. Dass sie nicht einmal fragte, worum es ging, bewies nur ihre Loyalität.
    Temple trat aus der Nachtluft in ein großes gemütliches Zimmer. Im Laufe der Jahre hatte sich hier nur wenig verändert. Der Raum war nach wie vor in satten orientalischen Farben gehalten und erinnerte mit seinen üppigen Stoffen und den dicken weichen Kissen überall an einen Harem.
    Das Bett war groß, schwer und prunkvoll. Viele Nächte hatte Temple darin gelegen, vergraben in der feuchten Wärme von Brownies einladendem Schoß. Sie hatten sich nie geliebt, aber sie spendete ihm Trost, wenn er ihn brauchte, und empfand den Geschlechtsakt mit ihm als eine angenehme Art, ihrer Gottheit zu huldigen. Auch mit anderen aus der Schwesternschaft hatte er das Bett geteilt, nachdem er begriffen hatte, dass sein Körper für diese Frauen so etwas wie ein Altar war. Und seine naturgegebene Arroganz fand erfreuliche Bestätigung in der Tatsache, dass sie alle den Akt mit ihm als religiöse Erfahrung betrachteten.
    Schließlich war er ein Mann.
    Die Wände schmückten mehrere Gemälde, die ausnahmslos Lilith in unterschiedlichen Posen darstellten; unter anderem eines, das Collier vor wenigen Jahren gefertigt hatte. Es zeigte die nackte Lilith im Garten Eden, eine Schlange um ihren blassen Leib geschlungen.
    Ein anderes Gemälde war furchtbar alt, viel älter noch als Temple, und dennoch nur eine Kopie des Originals, möglicherweise sogar die Kopie einer Kopie. Darauf war eine kurvenreiche Frau mit elfenbeinfarbener Haut abgebildet, in scharlachrote Gewänder gehüllt, die farblich mit ihrem Haar harmonierten. Sie saß auf einem Schemel, ein engelsgleiches Kind zu ihren Füßen.
    Manche bezeichneten sie als Madonna, andere hielten sie irrtümlich für Eva, aber Temple wusste, wer sie war. Es war Lilith, die wahre Lilith, nicht bloß die Vorstellung eines Künstlers von ihr. Ihr Bild sprach ihn an, weckte etwas in seinem Blut, das sich nur als Liebe beschreiben ließ. Was naturgemäß unmöglich schien, war er dieser Frau doch nie begegnet. Doch das Gefühl, das sie hervorrief, war unverkennbar.
    Sie war seine Mutter.
    Und heute Nacht war es intensiver als sonst, klarer. Nicht bloß regte sich eine vertraute Sehnsucht in ihm, als er die eindrucksvollen Züge der Frau studierte. Ein denkwürdiges Kribbeln erfüllte ihn, während er zu einer Erkenntnis kam, die ihn bis ins Mark traf. Auf einmal ergab alles einen Sinn, und es machte ihm Angst.
    Eine winzige Hand auf seinem Oberarm riss ihn aus seiner Benommenheit. Als er zu ihr sah, blickte seine alte Freundin mit eindeutigem Verlangen zu ihm auf. »Teilst du das Bett mit mir, Mylord?«
    Temple zuckte innerlich zusammen. Er hasste es, wenn sie mit ihm redete, als stünde er über ihr, oder wenn sie sich eher wie eine Dienerin denn eine Freundin verhielt. Gleichwohl war ihr Angebot verlockend, denn lange nicht mehr hatte er die Weichheit, die Kraft einer Frau gespürt.
    Nur lag das Aroma einer anderen auf seiner Zunge, und er wusste, dass nicht einmal Brownies erotische Erfahrenheit Vivians Erdigkeit fortspülen könnte. Nichts konnte das. Sie hatte ihn vollkommen eingenommen, und obschon er sie gewarnt hatte, sich von ihm fernzuhalten, hoffte ein Teil von ihm, dass sie ihm trotzdem nachjagte. Dabei wäre ihre Anwesenheit eine ernste Gefahr für Brownie und diesen Ort.
    Falls sie käme, täte sie es nicht allein deshalb, weil Villiers

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