Ewige Versuchung - 5
dem Stuhl vor sich aufgestellt, und schnitt sich das Haar mit einer scharfen Schere, die er in der Kommode gefunden hatte. Wie in vielen vampirsicheren Räumlichkeiten wurde auch in dieser die Einrichtung stets auf dem neuesten Stand gehalten, falls einer von ihnen zufällig vorbeikam. Es war ein Privileg, das die meisten von ihnen für selbstverständlich nahmen.
Nachdem Temple schließlich sauber, rasiert und gestutzt war, leerte er die Wärmpfanne und kroch zwischen die vorgewärmten Decken. Sie waren eine wahre Wohltat nach all der Zeit, die er unter kärgsten Bedingungen gefangen gehalten worden war.
Kaum lag er allein in der Dunkelheit, kehrten seine Gedanken zu Vivian und dazu zurück, wie sie ausgesehen hatte, als er sie zuletzt traf. Ihre Haut schimmerte im Lampenlicht golden, elfenbeinhell, die Brustknospen rosig-fest. Bei Gott, sie hatte wundervolle Brüste, prall und rund! Sein Glied regte sich bei der Erinnerung, bei der Vorstellung, sie in den Händen zu halten, sie zu schmecken.
Er sollte nicht an sie denken, erst recht nicht ihren Verlust betrauern. Selbst wenn sie mit seinem Feind verbandelt war, was an sich schlimm genug war, blieb sie sterblich, und er war es nicht. Somit durfte er nicht einmal erwägen, sich abermals auf dieses Spiel einzulassen.
Leider weigerte sein Verstand sich, sie aufzugeben. Stattdessen plagte er ihn weiter mit Gedanken an Vivians betörenden Körper, ihre schmalen kräftigen Schenkel und ihre zweifellos enge Scheide. Fast glaubte er, das Bouquet ihres erhitzten Fleisches zu riechen, das ihn lockte, ihn mit dem schweren Moschusduft berauschte. Sie wäre so feucht, so heiß …
Mit einem Stöhnen griff er nach seinem steil aufgerichteten Glied, das nach Erleichterung verlangte. Er warf die Decken mit solcher Wucht beiseite, dass alle vier Schichten auf dem Boden neben dem Bett landeten.
Grob umfasste er sich und rieb, während er vor seinem geistigen Auge Bilder von Vivian sah: Vivian auf ihm. Vivian unter ihm. Vivians Mund, der ihn mit derselben Intensität umfing wie seine Hand jetzt. Bei dem Gedanken an ihre vollen Lippen, die sich süß um sein Glied schlossen, und an ihre Zunge, die über die gespannte Haut strich, kam er mit einer Vehemenz, die ihm einen heiseren Schrei entlockte und Sterne hinter seinen geschlossenen Lidern tanzen ließ. Eine ganze Weile blieb er liegen, bis die Dunkelheit den Sturm in ihm beruhigte. Schließlich verlangte das kühle, klebrige Gefühl auf seinem Bauch, dass er aufstand und sich abermals wusch. Als er hinterher ins Bett zurückstieg und alle Decken über sich zog, konnte er eher an Schlaf denken. Seine Lust war halbwegs befriedigt, sein Leib ermattet, und so konnte er sich auf den Bauch rollen, während er den anbrechenden Morgen fühlte, und sich zwingen, einzuschlafen.
Das letzte Bild aber, das er vor sich sah, ehe ihn der Schlummer übermannte, war Vivian mit den stürmisch grauen Augen, und im Gegensatz zu seinem Körper wusste er, dass manche Bedürfnisse nicht so leicht zu befriedigen waren.
Vivians düstere Stimmung verfinsterte sich über die Tage nach ihrer Badewannenbegegnung mit Temple, und es half leider nichts, dass die Insel Clare nur noch wenige Meilen entfernt war.
Vielmehr wollte sie nichts lieber, als dem Fährmann, den sie angeheuert hatte, um sie zum felsigen Ufer hinüberzubringen, zurufen, er solle umdrehen und sie aufs Festland zurückbringen.
Sie wollte nicht gegen Temple kämpfen. Und momentan wollte sie ihn auch nicht dem ausliefern, was Rupert mit ihm vorhatte. Eigentlich wäre es ihr am liebsten, sie könnte Temples Rat beherzigen und nicht nur von ihm, sondern auch von ihrem Mentor weit weglaufen. Was nicht eben leichter dadurch wurde, dass ihr Wunsch, Temple wiederzusehen, stärker war als der, vor ihm zu fliehen.
Sie musste herausfinden, ob er seine Drohung wahrmachen würde, sie als sein einzufordern. Bei Gott, sie wollte, dass er sie ganz und gar sein machte, auch wenn alles, was sie noch an Verstand besaß, ihr entgegenschrie, dass es ein Fehler wäre. Es wäre eine Sünde.
Rupert predigte ihr seit Jahren unablässig den Wert weiblicher Tugend, und dennoch würde sie sich mit Freuden Temple hingeben und auf die Konsequenzen pfeifen. Was sagte das über sie aus? Stimmte mit ihr etwas nicht? Oder war es die natürliche Reaktion einer gesunden Frau auf einen attraktiven Mann?
Nur war Temple kein Mann. Vielleicht machte gerade das seine Anziehungskraft aus. Temple spottete der Natur.
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