Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ewige Versuchung - 5

Ewige Versuchung - 5

Titel: Ewige Versuchung - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
Vom Netzwerk:
glaubst.« Kimberly lachte. Es war ein zarter Laut, ähnlich einem Glockenspiel. »Du nimmst kein Blatt vor den Mund, nicht wahr, meine Liebe?«
    Auch Vivian lachte, wenngleich nicht annähernd so zart. Die Anspannung zwischen ihnen war fort, und das freute sie. »Entschuldige. An Takt mangelte es mir immer schon.«
    »Du solltest dich nicht dafür entschuldigen, offen und ehrlich zu sein, mein liebes Mädchen. Ich ziehe klare Worte allemal vor.« Kimberly schenkte sich Wein nach. »Und um deine Frage zu beantworten: Temple ist einer meiner teuersten Freunde, sonst nichts. Was ist er für dich?« Der Blick, den sie Vivian zuwarf, war bestenfalls neugierig.
    Vivian zögerte. Nemesis. Liebhaber. Gewissen und Stachel in ihrem Fleisch. »Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht.«
    Ihre Antwort schien Kimberly nicht zu überzeugen. »Na schön.« Sie machte eine Pause. »Beginnst du heute mit deinem Unterricht?«
    Vivian war ihr für den Themenwechsel dankbar und nickte. »Ja. Übrigens sollte ich dringend gehen und alles vorbereiten.« Nicht dass sie viel zu tun hätte, doch sie war nervös, erstmals Lehrerin statt Schülerin zu sein, und wollte alles tun, was sie konnte, um es gut zu machen.
    Nachdem sie ihre Suppe aufgegessen hatte, verabschiedete sie sich von Kimberly und ging in den Ballsaal, wo der Unterricht abgehalten würde. Dort machte sie ein paar Dehnübungen und überlegte, was sie den Mädchen als Erstes beibringen wollte. Ehe sie sich’s versah, standen mehrere junge Frauen vor ihr, die es gar nicht erwarten konnten, anzufangen.
    Zunächst zeigte Vivian ihnen ein paar Geraden und einfache Deckungen. Sie wollte damit anfangen, wie sie schlagen und wie sie einen Schlag blockieren sollten. Die meisten der Mädchen machten an Eifer wett, was ihnen an Erfahrung fehlte. Sie entschuldigten sich jedes Mal, wenn es ihnen gelang, einen Schlag bei Vivian zu landen, und auch, wenn sie es nicht schafften. Währenddessen wurde viel gelacht, und der Nachmittag entwickelte sich zu einem der schönsten, die Vivian seit langem erlebt hatte.
    Vor allem behandelten die Schülerinnen sie nicht wie irgendein mythisches Wesen, zumindest nicht allzu sehr. Zwar gaben sie sich unterwürfiger, als ihr lieb war, doch verstohlene Blicke oder Getuschel blieben aus. Vielleicht hatte Kimberly mit ihnen gesprochen.
    Leider dauerte Vivians gute Stimmung nicht an. Sie schwand bereits ungefähr zu der Zeit, als die Haushälterin kam und Kimberly sagte, dass ein Telegramm für Temple eingetroffen wäre.
    Zweifellos von einem seiner Vampirfreunde. Dieser Gedanke weckte ein ängstliches Kribbeln oben an Vivians Rücken, das bis ganz nach unten ausstrahlte. Angst war ein Gefühl, mit dem sie kaum Erfahrung hatte und sich überhaupt nicht wohl fühlte. Trotzdem war sie klug genug, sie nicht zu zeigen.
    Sie hatte keinen Grund, Temple zu trauen – ausgenommen, dass er ihr bisher nichts getan hatte. Andererseits gab es auch keinen Anlass, ihm nicht zu trauen, sah sie einmal davon ab, dass er Ruperts Feind war, was ihn in gewisser Weise auch zu ihrem machte. Nein, sie wusste nicht, was sie für Temple empfand, sehr wohl hingegen, wie sie sich mit der Aussicht fühlte, dass vier weitere Vampire anreisen würden – Vampire, die es nicht gut aufnehmen könnten, dass sie ihren Freund gefangen gehalten hatte.
    Sie versprach Temple, keinen Fluchtversuch zu unternehmen, und das nicht bloß, weil er ihr größere Freuden bescherte, als sie jemals erlebt hatte. Sie hatte ihm ihr Wort gegeben, weil sie dem alten Grundsatz gehorchte, dem Feind nahe zu bleiben, und weil Rupert wollte, dass sie dem Vampir so nahe kam, wie sie konnte.
    Dass sie blieb, hatte vor allem aber auch damit zu tun, dass es ihr gefiel. Sie mochte ihn. So verrückt es war – ein Teil von ihr hegte Sympathie für Temple. Sie fühlte sich zu ihm hingezogen, ja, aber sie wollte auch mehr über ihn erfahren. Sein Lächeln gefiel ihr, sein Lachen und seine Art, ihr das Gefühl zu geben, sie wäre sinnlich und begehrenswert.
    Er machte ihr nichts vor, so dass sie genau wusste, woran sie mit ihm war. Auch wenn er offen darüber sprach, sie zu töten, war ihr klar, dass sie ihm gegenwärtig lebendig nützlicher war.
    Daher erwog sie vorerst nicht, zu fliehen – nicht, bevor sie einen Grund hatte. Sobald sie sicher sein konnte, dass die anderen Vampire herkamen, musste sie eine Entscheidung fällen. Würde sie zu Rupert rennen oder hierbleiben und sich den Folgen stellen?
    Wie auch immer sie sich

Weitere Kostenlose Bücher