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Ewiges Blut - ein Vampirroman (German Edition)

Ewiges Blut - ein Vampirroman (German Edition)

Titel: Ewiges Blut - ein Vampirroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck
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großen, ein wenig altmodischen Sofa, auf dem er zuvor gesessen hatte. Dort ließ er ihn Platz nehmen. Er warf Brian einen kurzen Blick zu und setzte sich dann zu dem fremden Jungen.
    Brian stand auf und holte drei kristallene Champagnergläser aus der Glasvitrine. Ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen, als er eins Gabriel und das andere Alex reichte.
    Alex zog den Jungen ein wenig näher zu sich heran und ließ seine Hände leicht über Nicks verkrampften Körper gleiten. Bald darauf merkte er, wie dieser sich entspannte.
    Dann führte er eines der schmalen Handgelenk an seinen Mund und – ehe Nick reagieren konnte – hatte er ihm zwei große, blutende Wunden zugefügt. Erstarrt beobachtete er, wie Alex sein Glas an die blutende Quelle hielt, bis es sich gefüllt hatte und dieses dann Brian reichte.
    Seine Augen weiteten sich, und er konnte sie nicht abwenden von diesem Schauspiel, das seinen Tod bedeutete. Brian hob das Glas an seine Lippen und trank in großen Zügen, die Augen geschlossen.
    So füllten sie Glas um Glas, bis Nicks Augenlider schwerer wurden und sein Kopf leicht zur Seite rutschte.
    Das war das stumme Signal, das sie alle kannten. Wie die Wölfe fielen sie über den schwachen Körper her und rissen große Wunden in das zuckende Fleisch.
    Nick hatte keine Chance. Das Leben wurde in einem atemberaubenden Tempo aus ihm herausgesogen. Er hatte nicht einmal mehr die Zeit zu schreien.
    Gabriel vergrub seinen Kopf in der warmen Bauchhöhle, und erst, als das Herz seinen letzten Schlag getan hatte, ließen die drei mit blutverschmierten Gesichtern von ihrem Opfer ab.

12
     
     
    Gabriel zog sich still zurück und befreite seinen Körper von dem langsam trocknenden Blut. Nick war ihm so ähnlich gewesen – jetzt war er nicht mehr, als eine leblose Hülle. Sein Blut floß heiß durch Gabriels Adern. Er hätte es sein können. Es hätte sein Tod sein können. Warum lebte er noch?
    Er hatte mit seinem menschlichen Leben, mit seinen menschlichen Gefühlen abschließen wollen. Deswegen hatte er Nick mitgebracht. Doch jetzt mußte er feststellen, daß er genau das nicht konnte.
    Gabriel legte sich auf das Bett, in dem er noch vor kurzer Zeit mit Nick gelegen hatte. Alles schien ihm auf einmal so feindselig. Er selbst war sein größter Feind. Er zeigte sich den Weg in die Unmenschlichkeit, nicht wahr?
    Eine dicke rote Träne kullerte über seine Wange, dann noch eine. Gabriel schluckte. Er war so in Gedanken versunken, daß er nicht hörte, wie Alex eintrat.
    Alex setzte sich zu ihm und berührte leicht sein Haar. Gabriel sah ihn mit roten Augen an.
    »Was bedrückt dich, Gabriel?« fragte er leise.
    Gabriel seufzte. »In meinem ganzen Leben habe ich niemals erfahren, was Liebe, was Zuneigung ist. Das erste Mal, daß ich so etwas spürte, war in deiner Gegenwart. Später dann, als ich auch Brian kennenlernte. Doch ihr habt mich auch zu dem gemacht, was ich jetzt bin. Das ist kein Vorwurf – ich wollte es ja schließlich. Doch – was bin ich geworden? Die Menschen, die mir vertrauen, die mir Wärme entgegenbringen, sind meine Opfer. Sie können kein Mitleid von mir erwarten.
    Gerade habe ich jemanden umgebracht – und was mache ich? Statt um ihn zu trauern, trauere ich um mich. Es ist reines Selbstmitleid – nichts anderes.« Gabriel drehte sein Gesicht zum Fenster. Starrte in die klare Nacht hinaus. Sah den hellen Mond, der ihn blendete. Es war fast Vollmond.
    »Gabriel, was erwartest du? Du bist zwar unsterblich, doch deine Gefühle haben sich nicht geändert. Du bist, was du bist. Du bist Gabriel, und du bist ein Killer. Damit mußt du leben. Und wie kannst du erwarten, daß du Mitleid fühlst, wo du nicht einmal als Mensch Mitleid empfinden konntest?«
    »Aber ich habe doch ein Gewissen – und das quält mich«, beharrte Gabriel und sah Alex an.
    »Das muß es auch, sonst wärst du noch weitaus gefährlicher«, sagte Alex schlicht und berührte Gabriels Wange.
    Dessen Augen verengten sich. »Aber wie soll ich damit leben? Ich habe die Ewigkeit vor mir – wie soll ich das aushalten?«
    Alex sah ihn lange an, bevor er antwortete. »Du darfst nicht darüber nachdenken, Gabriel. Das ist die einzige Möglichkeit. Stellst du dir diese Fragen, wird dich die Zeit früher oder später einholen. Du bist ein Jäger.«
    Die letzten Worte erinnerten ihn an sein Gespräch mit Brian. Es war noch nicht sehr lange her, da war er zutiefst betrübt gewesen, da hatten ihn Brians Worte in Rage gebracht. Er hatte

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