Ewiges Blut - ein Vampirroman (German Edition)
verweigerte ich. Keinem Menschen würde ich auf diese Frage antworten. Denn ich müßte mir selbst erst einmal eingestehen, wie wunderbar nicht nur die Aufnahme des fremden Blutes sondern auch der Akt des Tötens war. Wie seltsam intim und unendlich kraftvoll. Doch, akzeptiere ich diese Tatsache – könnte ich meine Existenz noch rechtfertigen? Ich hätte vielleicht Schwierigkeiten, daher verdränge ich diesen Gedanken, sofern es mir möglich ist.
Brian akzeptierte, daß ich ihm keine Antwort gab und fragte: » Wie alt bist du? «
» Ich wurde am 18.Oktober 1589 als Mensch geboren. Ein schicksalhaftes Jahr, nicht wahr? «
Er nickte, und ich sah, daß mein Alter ihn wahrhaft beeindruckt hatte.
» Dann bist du in diesem Jahr 400 Jahre alt... und du steckst in diesem wunderbaren, jugendlichen Körper. Wie alt warst du, als du zum Vampir wurdest? «
» 22 Jahre « , antwortete ich und versuchte seinen Gesichtsausdruck zu deuten.
» So jung « , flüsterte er und schloß mich völlig aus seinen Gedanken aus. » Warst du immer schon so – schön? «
» Das ewige Blut vervollkommnet, aber es verändert einen nicht « , sagte ich leise, und Brian nickte gedankenverloren.
Es sollte noch eine lange Nacht werden – der erste Schritt für eine köstliche Freundschaft zu einem Sterblichen...
4
»Was hast du da?« fragte Monica überrascht, als sie die eigenartige, kreisförmige Tätowierung auf der Innenseite von Joeys Handgelenk sah. Rasch schob er den Ärmel seines Norweger-Pullovers herunter. Er schaute etwas verlegen drein.
» Eine Jugendsünde « , murmelte er.
Monica bemerkte, daß er nicht weiter darauf eingehen wollte. Ein merkwürdiges Symbol. Sie hatte nie zuvor etwas Vergleichbares gesehen. Es erinnerte sie entfernt an eine strahlende Sonne.
» Ich mache mir ernsthafte Sorgen um Virginia « , sagte sie, als sie den Tee servierte. » Sie hat vor zwei Tagen angerufen und machte einen völlig verstörten Eindruck. «
» Warum? Was hat sie denn gesagt? « Joey lehnte sich behaglich in dem großen Ohrensessel zurück und beobachtete, wie Monica den Tee eingoß. Monicas schulterlanges, fast schwarzes Haar glänzte in der Sonne, die durch das Fenster fiel. Sie machte einen besorgten Eindruck. Ein kurzes sexuelles Begehren flackerte in ihm auf, als sie sich berührten, aber er kämpfte es sofort nieder.
Monica zögerte. » Ich weiß nicht, ob ich dir das erzählen soll. Virginia hatte vor ein paar Tagen einen eigenartigen Traum, und damit war sie zu mir gekommen. Ich glaube, dieser Traum hat sie ziemlich verunsichert. Es ging um irgendeinen Typen und um Tod. Sie konnte den Mann sehr detailliert beschreiben, hatte aber behauptet, ihn nie zuvor gesehen zu haben. «
Joey runzelte die Stirn. » Und darüber machst du dir jetzt Sorgen? Vielleicht ist ihre Phantasie mit ihr durchgegangen. «
» Nein « , erklärte Monica entschieden. » Sie war wirklich verängstigt. «
» Und? «
Monica führte ihre Tasse an die Lippen und trank einige Schlucke, ehe sie sie wieder absetzte. Gedankenverloren wickelte sie sich eine Haarsträhne um den Zeigefinger. Joey wartete, bis sie wieder das Wort ergriff.
» Na, findest du das nicht eigenartig, wenn jemand wie Virginia von einem Traum derartig mitgenommen ist? «
Joey nickte nachdenklich. » Aber, wenn ich ehrlich sein soll, kenn’ ich Virginia auch nicht so gut, als daß ich das beurteilen könnte. «
» Vielleicht mach ich mir auch nur unnötig Sorgen. Sie ist halt wie meine kleine Schwester. «
» Ruf sie doch einfach mal an. Dann erfährst du aus erster Hand, wie es ihr geht « , sagte Joey lächelnd und strich sich mit einer jungenhaften Bewegung das sandfarbene Haar aus dem Gesicht.
» Ist wahrscheinlich das Beste. Aber ich möchte nicht den Eindruck einer Henne machen, die sich um ihr Küken sorgt. «
» Machst du auch nicht. Ich wette, sie freut sich, daß du besorgt bist, wie es ihr geht. «
Monica erhob sich aus ihrem Sessel und holte das Telefon ins Wohnzimmer. Dann wählte sie Virginias Nummer.
Virginia machte einen verwirrten Eindruck, als Monica sich meldete.
» Wie geht es dir? «
» Wieso? «
» Weil du so eigenartig bist « , sagte Monica verunsichert und schaltete den Lautsprecher ein, so daß Joey mithören konnte.
» Du rufst bei mir an, um mir zu sagen, daß ich eigenartig bin? «
Monica zögerte, dann: » Nein, eigentlich wollte ich fragen, ob sich deine Angstzustände gebessert haben. «
Virginia klang
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