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Ewiges Blut - ein Vampirroman (German Edition)

Ewiges Blut - ein Vampirroman (German Edition)

Titel: Ewiges Blut - ein Vampirroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck
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an, als wäre ich der Schnitter höchstpersönlich, die Sense schon schwingend.
    Daher war ich nicht besonders zartfühlend, als ich sagte: » Du stirbst. Du hast kaum noch ein paar Tage. «
    Sie nickte tapfer. » Ich weiß « , flüsterte sie. » Ich werde sterben, weil ich den Teufel attraktiv fand. Das ist Gottes Strafe. «
    Ich war erstaunt über ihre Antwort, aber sie sprach weiter. » Hätte ich nicht Gottes Existenz angezweifelt, hätte ich nicht sein Symbol von meiner Brust genommen, wäre ich gefeit gewesen. Aber die Zweifler werden bestraft. So steht es schon im heiligen Buch. «
    » Amen « , sagte ich und lächelte sie an.
    Sie erstarrte vor Schreck. Dann setzte sie wieder an zu sprechen: » Auch du wirst für deine Taten bestraft werden. Ich habe zurückgefunden zu Gott. Er verzeiht meine Ungläubigkeit und nimmt mich zu sich. Du aber wirst in der ewigen Hölle schmoren. «
    Ich lachte. Ich lachte, bis die Tränen über meine Wangen liefen und meinen Hemdkragen rot verfärbten. Es war ein wunderbares Spiel. Herrlich teuflisch, und Madeleine sah mich auch an, als käme ich direkt aus der Hölle. Eine teuflische Mißgeburt, die sie prüfen wollte – kurz vor ihrem Tod. Aber ich wollte sie nicht prüfen...
    » Willst du dem Tod entrinnen, Madeleine? « fragte ich sie mit meiner sanftesten Stimme. Aber sie schüttelte entschieden den Kopf.
    » Nein « , sagte sie fest. » Ich werde Gottes Urteil mit Freude entgegennehmen. «
    » Und wenn ich dir sage, es gibt weder Gott noch Satan? «
    Energisch schüttelte sie den Kopf und blickte zur Decke der Kabine. » Ich widerstehe der Versuchung, Herr, siehst du es? «
    » Du verschwendest dein Leben für einen Irrglauben, Madeleine. Gott kann dich nicht hören, denn er existiert nicht « , sagte ich und wischte mir die restlichen Bluttränen aus dem Gesicht.
    Tränen standen in ihren Augen, aber wieder richtete sie das Wort an den Herrn: » Welch’ schreckliche Sünden habe ich begangen, daß der Teufel selbst von mir Besitz ergreifen möchte? Aber ich werde diese Prüfung erleiden, denn ich war ungläubig. Weiche von mir, Satan! « schrie sie mich an, mit aller Kraft, die ihr noch blieb.
    Mitleidig beugte ich mich zu ihr hinunter. Dann nahm ich ihr kleines Köpfchen in meine Hände und legte meine Lippen an ihren wunderbar weißen Hals. Das Blut pulsierte an meinen Lippen.
    Mit einem kräftigen Ruck brach ich  ihr das Genick. Sie zuckte nicht einmal zusammen bei diesem letzten tödlichen Kuß.
    Aber so war die Zeit – die  Menschen waren verblendet. Sie schlug das ewige Leben aus, um vor Gott zu bestehen. Und was bekam sie dafür? – Den Tod.
    Dieses hübsche, intelligente Ding – hatte sie sich in ihrem Fieberwahn zu Tode gestürzt. Das Leben konnte so grausam sein. Bedächtig erhob ich mich und ließ ihre Kabine hinter mir  zurück.
    War ich nicht mittlerweile schon ebenso grausam wie Lomay? Und wie hatte ich ihn verabscheut dafür. Das alles erschien mir unendlich lange her zu sein.
    Aber ich wollte ja erzählen, wie ich Brian in New York kennenlernte.
    Erst vor kurzem war ich nach New York gezogen, genauer nach Manhattan. Ich hatte mir eine kleine Penthouse-Wohnung in der Nähe des Central Parks gekauft. Eine schöne Ecke, denn ich konnte direkt in die großzügigen Grünanlagen schauen – und wenn es nachts ruhiger wurde, hörte ich die Bäume ihre Geschichten erzählen. Eigentlich war es nie mein Ziel gewesen in diese schreckliche Stadt zu ziehen, aber wenn man sich einmal eingelebt hat, fällt es einem schwer, sich ein Leben ohne diesen Koloß vorzustellen. Auch ist das ausgeprägte Nachtleben ein riesiger Vorteil für uns. Verhungern mußte ich hier sicher nicht!
    Und in dieser Zeit war ich noch voll damit beschäftigt das große kulturelle Angebot zu entdecken. Jeden Abend verbrachte ich im Theater, in der Oper oder in einer Ballett-Aufführung. Die Vielfalt ist unendlich – übertrifft sie nicht sogar die in meinem geliebten London?
    So saß ich auch an diesem Abend wieder im Metropolitan Opera House. Wie üblich hatte ich mir einen unauffälligen Sitzplatz gewählt, denn ich wollte kein Aufsehen erregen. Die etwas abgelegenen dunklen Plätze waren gerade passend, und so lehnte ich mich entspannt zurück und genoß die klassische Werke, die dort übrigens fast ausschließlich aufgeführt werden.
    Bis ich wieder das – mir schon fast vertraute – Kribbeln bemerkte, das von meinem Körper Besitz ergriff. Jemand wußte von meiner Anwesenheit, und

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