Ewiges Blut - ein Vampirroman (German Edition)
sollte.
Brian erschauderte kurz. Was würde ihn in dieser Nacht erwarten?
Virginia schrieb in ihr Tagebuch:
Ich bin völlig durcheinander, weiß nicht einmal genau, was ich schreiben soll. In ein paar Stunden sehe ich ihn wieder. Ich bin verwirrt – werde ich verrückt?
Ich befürchtete schon in einer Traumwelt zu leben. In einer Welt, die ich mir selbst ausgedacht habe. Natürlich ist die Trennung von Thomas nicht spurlos an mir vorübergegangen.
Was läge da näher, als sich einen Traummann zusammenzuphantasieren? Einen, der mich fasziniert, der mein Leben erfüllt? Doch – der Traum macht mich müde, läßt mich blaß aussehen. Mit fiebriger Erwartung sitze ich nun hier, zähle fast die Minuten, bis ich ihn wiedersehe. Oh Gott, ich weiß, daß er kein Mensch ist. Ich weiß es – sehe es in seinen Augen. Habe ich mich auf den Teufel eingelassen? Ach, was rede ich.
Ich brenne vor Sehnsucht nach ihm. Jeden Abend warte ich, jede Nacht hoffe ich, daß er mich in meinem Traum besucht. Kommt er nicht, ist die Enttäuschung schmerzhaft. Was ist bloß los mit mir? Ich erkenne mich selbst nicht wieder.
Ich... begehre ihn. Seine Stärke, seine Arroganz – all das wirkt unwiderstehlich. Noch niemals habe ich etwas Ähnliches gefühlt.
Alles ist so anders – es ist so spannend ihn zu kennen. Nicht einmal Monica habe ich ihn vorgestellt. Ich möchte ihn nicht teilen. – ? – Spiele ich mit dem Feuer? Unterschätze ich die Gefahr?
Seufzend klappte sie ihr Tagebuch zu und legte es zurück in die Schublade ihres Schreibtisches.
Brian und Alex fuhren mit dem Auto zu Virginia und parkten ganz in der Nähe der Eingangstür. Brian hatte darauf bestanden, daß sie wie zwei normale Menschen den Weg hinter sich brachten, auch wenn Alex mehr als einmal betonte, daß das völlige Zeitverschwendung war.
Aber er hatte nachgegeben und war zu Brian in den Wagen gestiegen, nachdem er einige Zeit lachend neben ihm hergeflogen war – egal, wie schnell Brian fuhr.
Gemeinsam fuhren sie mit dem Fahrstuhl in die dritte Etage und klingelten.
Virginia erschauderte leicht. Paß’ auf, daß dich die Flammen nicht verschlingen . Mit einem strahlenden Lächeln öffnete sie die Tür. Erstaunt bemerkte sie, daß Alex in Begleitung eines jungen Mannes gekommen war. Alex begrüßte Virginia mit einem altmodischen Handkuß und stellte Brian höflich vor. Virginia fühlte sich sofort zu ihm hingezogen. Wie hypnotisiert starrte sie in seine smaragd-grünen Augen, bis er verlegen den Blick abwandte.
Etwas erschrocken schüttelte Virginia ihre Erstarrung ab und bat die beiden in ihre Wohnung. Kerzen standen im Wohnzimmer und verbreiteten ein wunderbar warmes Licht.
Alex setzte sich auf die Couch und nahm dankbar den Wein entgegen, der ihm gereicht wurde. Auch Brian trank Wein, obwohl er sich noch deutlich an seinen Brummschädel erinnern konnte, aber er wollte nicht unhöflich sein. Warum nur hatte Alex ihn mit hierher gebracht?
Er beobachtete seinen Freund, versuchte sein Verhalten zu deuten. Wußte Virginia, auf wen sie sich da eingelassen hatte? Hatte sie auch nur die geringste Ahnung, in welcher Gefahr sie sich befand?
» Was machst du denn so, Brian? « Virginias Frage schreckte ihn aus seinen Gedanken. Sie hatte sich zu Alex auf die Couch gesetzt. Sehr nah – so nah, als wären die beiden ein Paar. Oder waren sie das? Er räusperte sich. Die Beantwortung dieser Frage schien ihm sichtlich Mühe zu bereiten.
» Ich... studiere Geschichte. Schreibe gerade ein Buch über die Hexenverbrennung im Mittelalter. «
» Uh, was für ein Thema « , sagte Virginia und erschauderte.
» Naja, aber das waren schließlich Menschen, die zu so etwas fähig waren. Das interessiert mich eigentlich daran. Die menschlichen Abgründe. Und ich denke, die Menschheit hat sich seit dieser Zeit nicht wesentlich geändert. Vielleicht ist sie fortschrittlicher in der Wahl ihrer Mittel geworden, aber nicht, was Toleranz und Denken betrifft. «
Alex lächelte ihn an. » Du hast durchaus recht, mein Lieber. «
Einnehmend schlang er den Arm um Virginia, und Brian sah, wie sie sich entspannte. Wie verliebt sie ihn ansah. Was um alles in der Welt hatte er nur vor?
Die Gespräche, die sie an diesem Abend noch führten, waren heiter und ausgelassen, und Brian kam zu dem Schluß, daß Virginia wirklich nichts von der Gefahr ahnte, die von Alex ausging. Denn sie amüsierte sich köstlich. Arm in Arm saß sie mit Alex auf dem Sofa und trank
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