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Ewiges Blut - ein Vampirroman (German Edition)

Ewiges Blut - ein Vampirroman (German Edition)

Titel: Ewiges Blut - ein Vampirroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck
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hast jetzt die Möglichkeit, mich zu rufen. Konzentrier’ dich darauf, und ich werde dich hören. Du konntest es doch schon vorher, erinnerst du dich? Jetzt werde ich dich viel lauter vernehmen können, als all die anderen Stimmen, die mich überschwemmen, wenn ich es zulasse. «
    Wie konnte das passieren?
    Alex lächelte Brian an, aber er antwortete nicht. Er sah noch einmal in sein weiches Gesicht, betrachtete die hohen Wangenknochen, den sinnlichen Mund und die funkelnden grünen Augen. Dann öffnete er das Fenster und verschwand in die Nacht, die viel von ihrer bedrohlichen Schwärze bereits verloren hatte.
    Vielleicht suchte Alex sich noch ein Opfer, bevor er sich zur Ruhe begab, dachte Brian und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Warum nahm er nicht ihn? Er wollte es doch, das konnte Brian seinen gierigen Augen ansehen. Stattdessen pflegte er ihn, machte ihm Geschenke. Aber Alex spielte auch mit ihm. Er konnte Brian an die Schwelle des Wahnsinns treiben, um ihn von dort ganz sanft wieder in die Normalität zurückzuholen. Was hatte er nur vor? Warum interessierte er sich für ihn?
    Plötzlich überkam ihn eine unvorstellbare Müdigkeit. Er schaffte es nicht mehr, die Augen offenzuhalten und einen klaren Gedanken zu fassen. Erschöpft gab er sich dem Schlaf hin.
     
     
    Am nächsten Tag erschien Alex bereits kurz nach Sonnenuntergang in Brians kleinem Haus. Er liebte es – ebenso wie Brian – denn es war an einem kleinen Waldstück außerhalb New Yorks gelegen und vermittelte immer einen stillen Frieden. Es war ein Ort der Ruhe. Alex konnte sich nicht vorstellen, daß hier irgendwelche grausamen Dinge geschehen konnten – zumindest nicht, wenn er nicht hier war.
    Brian hatte sich am Nachmittag wieder ins Bett gelegt, um sich von der letzten Begegnung mit Alex zu erholen, aber dieser scheuchte ihn gnadenlos auf. Brians Augen waren dunkel gerändert, und Alex fand, daß Brian vampirischer aussah, als er selbst. Er lachte darüber.
    » Was willst du von mir? « fragte Brian erschöpft, als Alex ihn ins Bad schleifte. » Ich fühle mich entsetzlich. «
    » Du siehst auch gräßlich aus « , antwortete Alex taktlos und begann Brian auszuziehen.
    » Wir zwei haben heute Abend ein Rendezvous mit einer bezaubernden jungen Dame. Also, streng dich ein bißchen an, damit du mit mir mithalten kannst. «
    Fassungslos starrte Brian ihn an. Aber Alex beachtete das nicht weiter und jagte ihn unter die Dusche.
    » Schlaf’ nicht ein, sonst ertrinkst du noch « , spöttelte er und lehnte sich gegen die geflieste Badezimmerwand. Er warf einen kurzen Blick in den Spiegel. Seine Wangen waren eingefallen, und seine Haut hatte die Farbe von weißem Marmor. Sah er nicht ebenso mitgenommen aus wie Brian?
    Es war töricht gewesen zu Brian zu kommen, ohne sich vorher zu nähren, stellte Alex fest. Der Blutgeruch im Bad wurde immer stärker, und als Brian die Dusche verließ und sich müde von Alex abfrottieren ließ, konnte Alex kaum mehr an sich halten. Die Gier erfüllte seinen ganzen Körper, und es kostete seine gesamte Willenskraft, nicht über Brian herzufallen.
    Abrupt wandte er sich von seinem sterblichen Freund ab und verließ das Bad. Er würde sich beherrschen – Brian war tabu.
    Unschlüssig öffnete Brian seinen Kleiderschrank und starrte hinein, als erwarte er ein Wunder. Aber es passierte nichts, was auch nicht weiter erstaunlich war. Entnervt beobachtete Alex seinen Freund und stieß ihn dann unsanft zur Seite.
    Mit übernatürlicher Geschwindigkeit zog er dann eine schwarze Jeans, ein weißes Baumwollhemd und Unterwäsche aus dem Schrank, denn Brian war – bis auf das Handtuch, welches er sich locker um die Hüfte geschlungen hatte – immer noch nackt. Eine feine Gänsehaut überzog seinen Körper, und er fröstelte.
    » Brian, los beeil’ dich « , maulte Alex, und Brian sah ihn verständnislos an.
    » Warum – in Gottes Namen – machst du so einen Aufstand, Alex? « fragte er dann.
    Alex lächelte vielsagend, und seine ausgemergelten Gesichtszüge verzogen sich für einen Moment zu einer teuflischen Fratze. Dann ging er schweigend zum Fenster des Schlafzimmers und sah der Dämmerung zu, wie sie sich in die Nacht verwandelte.
    Er liebte die Dämmerung am Abend so sehr, wie das sanfte Licht am frühen Morgen. Es waren die einzigen Lichtspiele, die er beobachten durfte. Das wunderbare Zwielicht zwischen der Nacht und dem Tag erinnerte ihn leise an das Licht der Sonne, das ihm für immer verwehrt sein

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