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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Scheiße hineingezogen wurde, haben wir sehr empfindliche Geräte benutzt. Ich bin eigentlich Archäologin, wenn du es genau wissen willst.«
    »Sind Archäologinnen nicht meistens ergraute Jungfern mit Halbmondbrille, die niemals das Tageslicht sehen?«
    »Nicht die Leute, mit denen ich zu tun habe«, sagte Auger. »Wir machen uns die Hände schmutzig.«
    »Mit so empfindlichen Geräten?«
    »Der Punkt ist, um sie so empfindlich zu machen, müssen wir viele Instrumente auf sehr tiefe Temperaturen herunterkühlen. Erst wenn sie richtig kalt sind, funktionieren sie so, wie sie sollen.«
    »Und als Altfeld diese Kryo-Sache erwähnte …«
    »Da habe ich mich gefragt, ob die Kugeln Teil einer Messvorrichtung sind, ja.« Auger biss sich auf die Unterlippe und konzentrierte ihre Gedanken. »Und jetzt glaube ich zu wissen, worum es sich handelt.«
    »Dann sag es mir«, forderte Floyd sie auf.
    »Die Kugeln bilden zusammen eine einzige Maschine, so groß wie Europa. Eine Komponente steht in Paris, eine irgendwo in Berlin und eine weitere irgendwo in Mailand. Aber letztlich sind alle nur Teil ein und desselben Instruments. Es muss einfach so groß sein, um funktionieren zu können.«
    »Und wozu genau dient dieses Instrument?«
    »Es ist eine Antenne«, sagte sie, »genauso wie eine Radioantenne. Nur dass sie keine Radiowellen empfängt, sondern Gravitationswellen.«
    »Und das alles ist dir klar geworden, nachdem du einen Blick auf diese Kugel geworfen hast?«
    »Nein. Ich bin zwar gut, aber so gut nun auch wieder nicht. Bei meiner Arbeit benutzen wir ebenfalls Instrumente, um die Schwerkraft zu messen. Empfindliche Geräte, mit denen wir in den Boden blicken können, indem wir die Dichteveränderungen registrieren, die auf unterirdische Strukturen hindeuten. Natürlich haben wir im Studium die Funktion dieser Geräte durchgenommen, und dazu mussten wir bis in die frühe Geschichte der Gravitationswellendetektion zurückgehen.«
    »Vielleicht lese ich die falschen Zeitungen«, sagte Floyd. »Jedenfalls ist mir nicht bekannt, dass es eine Geschichte der Gravitationswellendetektion gibt.«
    »Es gibt definitiv eine Geschichte«, sagte Auger, »aber es ist nicht deine Schuld, dass du nichts darüber weißt.«
    Inzwischen waren sie wieder auf Bodenniveau. Die Rampe kam in einer schmalen Schlucht heraus, die von zwei Gebäudereihen gesäumt wurde, von denen noch ein oder zwei Stockwerke standen. Über ihren Köpfen kreuzten Rohre, Förderbänder, Stromkabel und Stege den Himmel.
    »Sag mir, was ich darüber wissen muss.«
    »Diese Sache ist nicht einfach zu verstehen, Floyd.«
    »Ich werde mich eine Weile nicht von meinen Kopfschmerzen ablenken lassen.«
    »Dann muss ich dir die Raumzeit erklären. Bist du bereit?«
    »Schieß los!«, sagte er.
    »Es gibt einen alten Spruch unter Studenten der Gravitationstheorie: Die Materie sagt der Raumzeit, wie sie sich krümmen soll, und die Raumzeit sagt der Materie, wie sie sich bewegen soll.«
    »Plötzlich ist mir alles viel klarer.«
    »Es geht darum, dass alles, was wir sehen, in die Raumzeit eingebettet ist. Du kannst sie dir wie eine gummiartige Flüssigkeit vorstellen, wie halbfestes Gelee. Und da alles eine gewisse Masse hat, verzerrt alles dieses Gelee auf mehr oder weniger starke Weise. Es wird gestreckt und gestaucht. Diese Verzerrung ist das, was wir als Schwerkraft wahrnehmen. Die Masse der Erde verzerrt die umgebende Raumzeit, und diese Verzerrung ist schuld daran, dass Dinge auf den Planeten fallen oder ihn umkreisen, wenn sie die richtige Geschwindigkeit haben.«
    »Wie Newtons Apfel?«
    »Du kommst der Sache näher, Floyd. Das ist gut. Jetzt gehen wir noch einen Schritt weiter. Die Sonne formt sich ihren eigenen Raumzeitteppich, der der Erde und den anderen Planeten sagt, wie sie die Sonne umkreisen sollen.«
    »Und die Sonne?«
    »Sie folgt einer Bahn, die durch die Schwerkraftverzerrung der gesamten Galaxis diktiert wird.«
    »Und die Galaxis? – Nein, sag es nicht. Ich habe das Prinzip verstanden.«
    »Du hast bisher nur die Hälfte verstanden«, sagte Auger. »Bisher haben wir nur über das gesprochen, was die Raumzeit in der Umgebung einer Masse dauerhaft verzerrt. Aber es gibt noch andere Möglichkeiten. Stell dir zwei Sterne vor, die sich wie Walzertänzer gegenseitig umkreisen. Kommst du noch mit?«
    »Klar. Ich bewundere die Aussicht, während wir miteinander plaudern.«
    »Jetzt stell dir zwei solche Sterne mit extrem hoher Masse und Dichte vor. Sie rasen wie

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