EwigLeid
Herumlungern und sein gemächliches Schlendern nicht Beweis genug waren, brauchte sie sich nur an die langsamen, festen Handgriffe zu erinnern, mit denen er ihr Bein massiert hatte. Er hatte alle Geduld der Welt und hatte sie und auch sich selbst mit sorgfältig beherrschten Berührungen gereizt, während gleichzeitig verdammt klar war, dass sie beide mehr wollten.
Als er ihre Schenkel spreizte, hatte sie sich mit aller Macht zurückhalten müssen, um nicht seine Hand zu packen und zwischen ihre Beine zu führen. Sie hatte sich schmerzlich nach seiner Zärtlichkeit, nach seinem Eindringen gesehnt. Wollte ihn in sich spüren. Wollte sich der Lust hingeben wie noch nie zuvor. Das war eines der Dinge, durch die sie sich am stärksten zu ihm hingezogen fühlte. Ihr Leben forderte ihr unablässig Energie ab, und sie wollte es nicht anders haben. Meistens nicht. Sie wusste, dass Jase, wenn er eine Frau in seinem Bett hatte, dafür sorgte, dass sie möglichst lange dort blieb. Während er alle möglichen wunderbaren Dinge mit ihr anstellte.
Pech, dass sie niemals eine dieser Frauen sein würde.
Dann vergiss ihn eben. Du hast deine Arbeit.
Seufzend rieb sie sich die Augen.
Sie hatte die ganze Nacht durchgearbeitet. So intensiv, dass ihre Augen nun schmerzten.
Als Jase gegangen war, hatte sie weitergearbeitet, nur um nicht der Versuchung nachzugeben und ihn anzurufen. Als sie dann die Fotos von den Tatorten noch einmal betrachtet und ihre Notizen gelesen hatte, war sie nur noch auf die Suche nach Anhaltspunkten konzentriert. Ganz gleich von welcher Art.
In Gedanken immer noch mit dem Fall beschäftigt, nahm Carrie den Aufzug zum Untergeschoss, in dem sich Umkleideräume und ein kleiner Fitnessraum befanden. Sie hatte am Morgen ihre Übungen nicht absolviert; das wollte sie jetzt nachholen. Dann konnte sie den ganzen Tag über ohne Unterbrechung durcharbeiten. Nach ihrem Termin mit dem Commander würde sie mit den Vernehmungen beginnen. Dann wollte sie …
Als sie um eine Ecke bog, bemerkte sie den Mann gar nicht, der auf sie zukam. Sie lief frontal in ihn hinein.
Sie prallte geradezu von Jases muskulösem Körper ab, und er packte sie schnell bei den Armen, damit sie nicht stürzte. In Sekundenbruchteilen registrierte sie seine spärliche Bekleidung. Er trug Shorts, Socken und Sportschuhe, sonst nichts. Sein Oberkörper war nackt, seine Muskeln waren so gut definiert und viel massiger, als sie gedacht hatte, seine Haut war glatt und an den richtigen Stellen dezent behaart. Er schwitzte und atmete schwer. Wahrscheinlich hatte er gerade sein Training abgeschlossen, entweder auf dem Laufband oder auf der Hantelbank oder auf beidem.
Sie schnappte nach Luft, kämpfte um ihr Gleichgewicht, atmete dann aber dochnur seinen würzigen Moschusduft ein. Auch der letzte Hauch von Parfüm hatte sich verflüchtigt und dem wunderbaren, subtilen Duft nach Mann Platz gemacht. Jase lockerte seinen Griff, ließ sie jedoch nicht los. Stattdessen strich er mit den Händen besänftigend über ihre Arme. Dank dieser leichten Berührung, allein schon dank seines Anblicks war sie zu allem bereit. Bereit, sich hinzugeben.
Es ärgerte sie maßlos, aber …
Was auch immer. Nun denn, ihre Reaktion bewies, dass sie auch nur ein Mensch war, eine lebendige, atmende Frau.
Trotz seines Südstaaten-Charmes und seiner flotten Art, sich zu kleiden, strahlte er etwas Jungenhaftes und gleichzeitig Gefährliches aus, das erwachsenen Frauen den Kopf verdrehte. Das hatte Carrie am Vorabend selbst in McGill’s Bar erlebt, als sich eine Frau nach der anderen an ihn herangemacht hatte.
Aber er hat sie nicht gewollt, stichelte eine innere Stimme. Er wollte dich. Allerdings nicht für eine Beziehung … nur fürs Bett.
Ihr Schicksal.
Doch ihr Verstand war stärker als die körperlichen Reaktionen, die sich ereigneten, wann immer sie mit Jase zusammen war.
Sie musste stärker sein.
Oder?
Mittlerweile war Carrie nicht mehr so sicher. Sie sahen einander an, bevor er den Blick auf ihren Mund senkte. Sie hielt den Atem an, fragte sich, ob er sie küssen würde. Hoffte es.
Doch er runzelte nur die Stirn und trat einen Schritt zurück. „Guten Morgen. Hast du gut geschlafen?“
Sie verkrampfte sich auf der Stelle, doch seine Miene zeigte keine Spur von Spott oder Anzüglichkeit. Im Gegenteil, Jase wirkte kleinlaut. Müde. Als hätte er das Gegenteil von gut schlafen hinter sich. Ihretwegen? Hatte er die gemeinsam verbrachte Zeit genauso Revue passieren
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