EwigLeid
hatte diesem Mann ihre schwächste Stelle offenbart, und trotzdem gab er ihr das Gefühl, keineswegs schwach zu sein. Sie fühlte sich wertvoll. Wertvoll, weil er sie mochte. Sie beschützen und verwöhnen wollte.
Und das wünschte sie sich von ihm.
Jetzt. In diesem Moment.
Zögernd berührte sie mit den Fingerspitzen seinen Mund, und in derselben Sekunde begannen seine Augen, vor Begehren zu sprühen. „Wir sind vom Thema abgewichen, Jase. Ich … ich habe gesagt, dass ich dich brauche, erinnerst du dich noch? Und du hast erklärt, du wärst für mich da. Hat sich das durch das, was ich dir erzählt habe, geändert?“
„Natürlich nicht, aber was du mir erzählt hast …“
„Was ich dir erzählt habe, ist meine Vergangenheit, Jase. Die Zukunft kann ganz andere Dinge bringen. Lust. Ohne Verpflichtungen. Wenn du das auch möchtest.“
Ernst sah Jase ihr in die Augen. Er machte keine Scherze. Er wiegte sie nicht in Sicherheit. Nicht mit Worten. Stattdessen studierte er ihr Gesicht, suchte nach Spuren von Zaghaftigkeit oder Angst. Als er keine entdeckte, ergriff er ihre Hand und führte Carrie in sein Schlafzimmer.
13. KAPITEL
Noch nie war Jase so hin- und hergerissen, wenn es darum ging, mit einer Frau zu schlafen. Hin- und hergerissen, ach was. Im Moment war er völlig verunsichert.
Durch ihr Eingeständnis hatten sich seine Gefühle für sie nicht verändert – erbegehrte sie nur noch heftiger als jede andere Frau zuvor –, doch es verunsicherte ihn im Hinblick auf sein Vorgehen. Sie zu ängstigen oder böse Erinnerungen heraufzubeschwören, das war das Letzte, was er wollte.
Genau genommen war es keine Überraschung, was Carrie erlebt hatte. Mit ihrem Hintergrund beim Militär und bei der Polizei musste sie zahlreiche Männer kennengelernt und angelockt haben, die sich von ihrer Stärke gleichermaßen angezogen und abgestoßen fühlten. Dass ein Mann die Grenze überschritten hatte, um ihr seine Macht zu beweisen, wunderte ihn nicht, zumal es geschehen war, als sie noch das College besuchte. Damals war sie jung und suchte noch nach ihrem Platz in der Welt.
Da hatte sie nicht wissen können, dass ihr Platz in der Welt genau hier war, hier bei ihm.
Himmel, sie war vergewaltigt worden. Carrie. Seiner starken, hartgesottenen, leidenschaftlichen Carrie hatte jemand auf eine Art und Weise Gewalt angetan, die Mordgelüste in Jase weckte. Gleichzeitig wollte er Carrie in seine Arme ziehen und sie an einen sicheren Ort bringen, wo Gefahr und Schmerz sie nicht erreichen konnten.
Doch das konnte nie geschehen. Düsternis und Schmerz gehörten genauso zu Carries Leben wie zu seinem. Außerdem wollte sie auf keinen Fall einen Beschützer. Da es bedeuten würde, dass er ihr die Fähigkeit absprach, sich selbst zu schützen.
Deshalb wollte er annehmen, was sie ihm anbot. Die Chance, ihr zu zeigen, dass sie zwar stark war, aber in ihrer Stärke auch schwach sein durfte. Er konnte die Polizistin an ihr bewundern, aber er hatte auch der Frau etwas zu bieten. Lust. Ohne Verpflichtungen. Wie er es ihr erklärt hatte.
Als sie vor seinem Bett stehen blieben, war Jase dankbar dafür, dass er unter Druck nicht so leicht einknickte. Sosehr er auch die Wonnen des Zusammenseins mit Carrie auskosten wollte, wusste er doch, dass hier etwas Bedeutsames auf dem Spiel stand. Er war nicht einfach nur im Begriff, einer Frau sexuelle Lust zu bereiten, er würde zudem ihre vorgefassten Meinungen über Männer und deren Unfähigkeit im Umgang mit einer starken und dennoch verletzlichen, femininen und gleichzeitig harten Frau bestätigen oder zunichtemachen.
Ihre Stärke würde für Jase im Bett kein Problem darstellen. Er wollte, dass sie sich nahm, was sie wollte, besonders, wenn er das Objekt ihrer Begierde war. Die Frage war nur, wie sollte er an diesem Abend vorgehen?
Er musste sich auf Carries Wünsche einlassen, genau so handeln, wie sie es wollte. Was immer sie von ihm verlangte, er würde es ihr geben. Doch sie selbst sollte diejenige sein, die entschied, was lief und was nicht. Er selbst wusste nur, dass er sie begehrte.
Er würde mit ihr schlafen, wie immer sie es wollte.
Carrie hatte keine Ahnung, ob sie im Begriff war, den größten Fehler ihres Lebens zu begehen, oder endlich genug Mut aufbrachte, um nach dem zu greifen, nach dem sie sich schon so lange sehnte, aber bisher nicht zu nehmen gewagt hatte. Um sich abzulenken, schaute sie sich in Jases Schlafzimmer um. Ihr gefielen die klaren Linien und die
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