EwigLeid
und ging in die Luft, sobald jemand versuchte, ihn aufzuheitern. Als Jase und Carrie ihn schließlich über Sorenson aufklärten, war der Schock und das Entsetzen ihm ins Gesicht geschrieben. „Die Brünette, die Jase ihre Telefonnummer gegeben hat? Sie war eine Nutte? Und hat sich von eurem Serienmörder abschleppen lassen?“
„Sie war ein hochkarätiges Escort-Girl“, korrigierte ihn Carrie. „Und gewöhnlich sehr wählerisch. Doch ihre Mitbewohnerin sagte, sie hätte McGill’s Bar an jenem Abend gegen neun Uhr mit einem Kunden, den sie als Sozialfall bezeichnete, verlassen. Das hat sie gesagt, nicht ich.“
„Verdammt.“ DeMarco blickte Jase an. „Hast du ihre Karte noch?“
„Nein. Aber wir haben ein paar Exemplare. Sie benutzte zwei Sorten. Violett für reine Geselligkeit, Grün fürs Geschäft.“
DeMarco schüttelte den Kopf. „Schon klar.“
Carrie und Jase tauschten einen ratlosen Blick. „Wie meinst du das?“
„Na ja, obwohl sie Tyler eindeutig bevorzugt hat, mochte ich sie irgendwie.“ DeMarco zückte seine Brieftasche und entnahm ihr eine kleine grüne Karte. Carrie erkannte die unverwechselbare Farbe sofort und fluchte.
„Kelly Sorensons Geschäftskarte. Sie hat sie dir gegeben, als ich gegangen war?“ Jase sah seinen Kollegen irritiert an.
„Nein. Viel schlimmer. Nach der Unterhaltung mit uns war sie plötzlich verschwunden, und ich habe mir die Karte vom Tresen gemopst.“
„Sie hat ihre Karte auf dem Tresen hinterlegt?“
DeMarco zuckte mit den Schultern. „Ich habe mit dem Barmann über sie gesprochen. Er sagte, sie wären befreundet. Ich sollte sie mal anrufen. Und dann hat er mir ihre Karte gegeben. Habt ihr mit ihm gesprochen?“
Carrie schüttelte den Kopf. „Noch nicht. Wir arbeiten noch unsere Liste von Zeugen in McGill’s Bar ab. Der Barmann hat sich noch nicht bei uns gemeldet.“
„Ihr wisst, wie er heißt?“, fragte DeMarco.
„Lance Reynolds.“
Carrie blickte DeMarco nach, der sich einfach umdrehte und mit finsterer Miene verschwand.
„Was ist los?“, fragte Jase.
Carrie schüttelte den Kopf. „Nichts. Aber DeMarco ist anscheinend nicht mehr der Alte. Und Kelly Sorensons Schicksal scheint ihn ganz schön mitzunehmen. Als hätte er sie wirklich sehr gemocht oder so.“
„Ja, er mochte sie. Ich mochte sie auch. Sie war eine liebenswerte Person. Und schön.“ Jase zuckte die Achseln. „Wenn er ihre Karte an sich genommen hat, war er wohl an ihr interessiert. Vielleicht hatte er tatsächlich vor, sie anzurufen. Dann war ihr Schicksal wirklich ein Schock für ihn, ganz klar.“
„Ja. Ganz klar. Ich werde jetzt erst mal mit Lance Reynolds reden. Willst du mitkommen?“
„Worauf du dich verlassen kannst.“
Wieder einmal waren sie Gäste in McGill’s Bar. Lance Reynolds schien keine Ahnung gehabt zu haben, wie Sorenson ihren Lebensunterhalt bestritten hatte. Ihre Karte hatte er nur Leuten gegeben, die Kelly seiner Meinung nach sympathisch waren. Das gab er jedenfalls an.
„Haben Sie mal mit ihr geschlafen?“
„Ja“, sagte Lance.
„Aber es hat Sie nicht gestört, dass sie andere Liebhaber hatte?“
„Ich war nicht verliebt in Kelly, falls Sie darauf hinauswollen. Wir waren eine Nacht zusammen. Es hatte nichts zu bedeuten, aber wir waren befreundet, und ich weiß, dass sie gern ihren Spaß hatte. Und mit wem sie gern Spaß hatte.“
„Haben Sie mitbekommen, wann sie an jenem Abend gegangen ist?“
„Ich habe gesehen, wie sie mit dem da und dem anderen geredet hat“, erklärte Lance und meinte Jase und DeMarco. „Kurz darauf ist sie gegangen.“
„Um welche Uhrzeit?“
„Weiß nicht. Früh. Gegen acht?“
„Susan Ingram sagt, Kelly hätte sie um neun Uhr von McGill’s aus angerufen.“
„Ich habe sie um acht gehen sehen. Das weiß ich noch, weil ich ein paar Minuten später Ihrem Freund Kellys Karte gegeben habe. Danach hatte ich Pause. Vielleicht ist Kelly zurückgekommen, aber ich habe sie nicht mehr gesehen. Ich hatte an diesem Abend Schicht bis zur Sperrstunde.“
Das hatten Carrie und Jase bereits überprüft. Und da der Gerichtsmediziner den Zeitpunkt von Kellys Tod auf ungefähr dreiundzwanzig Uhr eingeschätzt hatte, war Lance Reynolds einigermaßen entlastet. Und DeMarco hatte die Karte mit Kellys Telefonnummer vor ihrem Tod in die Hand bekommen.
Ob DeMarco Kelly hatte anrufen wollen, fragte Jase sich. Aber vielleicht hatte jemand anderer sie angerufen. Wenn sie keinen Zeugen fanden, der gesehen hatte, wie
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