Ewiglich die Hoffnung

Titel: Ewiglich die Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Ashton

Vom Netzwerk:

er mich bestimmt nicht sehen konnte. Ich kam einfach nicht darüber weg, wie dunkel es war. Meine Augen hätten sich mit Sicherheit längst umgewöhnt, aber da war einfach nichts, woran sie sich hätten gewöhnen können. Es gab absolut kein Licht. Die Luft, die ich atmete, war drückend und schal. Ich fragte mich, ob Licht hier unten überhaupt überleben könnte.
    Das Wasser reichte mir nur bis zu den Knöcheln. »Wir sind draußen«, sagte Cole.
    Ich fröstelte. Wir hielten uns noch immer an den Händen. Keine Ahnung, wie wir uns wiederfinden sollten, falls wir getrennt würden. Ich hatte den anderen Arm vor mir ausgestreckt. Ich nahm an, dass Cole dasselbe tat. Wir machten zwei, drei Schritte, und der Boden unter meinen Schuhen bewegte sich: Wir gingen über nassen Sand an einem Ufer. Aber es war kein feiner Sand.
    »Halt«, sagte Cole.
    »Was ist denn?«
    »Ich fühle eine Wand.«
    »Deine Arme sind länger als meine.«
    Ich schob mich vorwärts, bis auch ich die Wand ertastete. Sie fühlte sich rissig und rau an.
    »Okay, Nik. Jetzt bist du wieder dran. Wo geht’s lang?«
    Ich musste nicht die Augen schließen und mich konzentrieren. Den Sog, der von Jack ausging – zumindest hoffte ich, dass er von ihm ausging –, spürte ich ständig in der Brust. Ein dumpfes Ziehen, das nie aufhörte. Hier unten war es nur noch stärker geworden. Trotz meiner Erschöpfung bestand die Verbindung zu ihm.
    »In diese Richtung«, sagte ich und zog Cole nach rechts. Wir tasteten uns an der Wand entlang, und mit jedem Schritt, den wir machten, klang das Geräusch des plätschernden Wassers ferner und ferner.
    Wo auch immer wir hingingen, die Wand führte uns weg von dem Gewässer, in dem wir gelandet waren.
    »Wie geht’s deiner Lunge?«, fragte Cole.
    Ich war sicher, dass mein ganzer Körper ein einziger großer Bluterguss sein musste. Doch als ich gerade antworten wollte, wurde mir bewusst, dass Coles Stimme anders klang. Als wären wir nicht mehr in einem kleinen, umschlossenen Raum, sondern eher in einem großen, höhlenartigen Gewölbe, und das machte mich nervös. Ein großer, dunkler Raum barg so viele Verstecke. So viele Möglichkeiten, mir einzureden, dass wir nicht allein waren.
    »Hörst du den Hall?«, fragte ich.
    »Ja«, sagte Cole. »Wir sind in einer größeren Höhle.«
    »Komm weg von der Wand«, sagte ich.
    »Wieso?«
    »Tu’s einfach!« Ich konnte nicht erklären, warum ich plötzlich darauf bestand, die Wand nicht mehr zu berühren. Der Sog in meiner Brust zog mich weg, eher zur Mitte des Raumes hin, in dem wir uns befanden. Aber auch ohne den Sog wollte ich nicht, dass einer von uns die Wand weiter berührte.
    »Nik, es ist doch leichter, wenn wir uns daran entlangtasten –«
    »Vertrau mir einfach, Cole. Bitte!«
    Er sagte nichts mehr, doch ich nahm an, dass er nickte. Ohne die Wand als Orientierung wurden unsere Schritte zaghafter. Ich setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen, verlagerte langsam das Gewicht. Der Boden war uneben und mit spitzen Steinen übersät. Unsere Stimmen wurden untermalt von einem unablässigen Geräusch im Hintergrund. Eine Art Rascheln, als würden irgendwo in der Ferne zahllose Zeitungen durchgeblättert. Es war unheimlich.
    »Wir brauchen Licht«, sagte ich.
    »Du könntest doch eins projizieren, so, wie du es mit diesem Nathanial gemacht hast.«
    Ich schloss die Augen und stellte mir eine Kerze vor.
    »Nik, das war ein Witz. Bitte sag mir, dass du es nicht gerade versuchst.«
    »Psst.«
    »Das Bild von Nathanial hat dich bestimmt fast deine ganze Energie gekostet. Außerdem sind wir jetzt in den Tunneln, und die zehren sicher auch schon an dir.«
    Ich konnte bereits spüren, wie sie meine Energie anzapften. Aber ich konzentrierte alles, was ich aufbieten konnte, auf eine ganz kleine Kerzenflamme. Und als ich schon dachte, ich könnte die Konzentration nicht länger halten, erschien eine winzige Flamme. Sie brannte hell in der Dunkelheit.
    Wir sahen uns um … und erstarrten.
    Auf den ersten Blick schienen die Wände sich zu bewegen. Doch ich erkannte rasch, dass es nicht die Wände selbst waren. Was sich da bewegte, war in den Wänden. Aus dem Lehm und Dreck ragten Hunderte … Tausende Hände. Aneinandergepresst. Finger verschränkten sich mit Fingern. Reckten sich. Griffen nach … nichts.
    Meine kleine Flamme hing in der Luft und beleuchtete Coles Gesicht. »Was zum Teufel …«, sagte er.
    Er drehte sich um. Noch mehr Hände. Hände über Hände.
    Instinktiv