Ewiglich die Hoffnung
eine sehr markante Form, mit einem senkrechten Pfeiler in der Mitte, sodass er aussah wie zwei große Augen. »Der da heißt Skull Arch .«
Cole trat zu mir und packte meinen Arm. »Du kennst die Gegend?«
Ich nickte. »Ich hab da mal eine Wanderung gemacht.«
»Allein?«
»Nein. Im Fiery Furnace würde keiner ohne ortskundigen Führer wandern gehen. Der Canyon ist das reinste Labyrinth. Schmale Sandsteinschluchten. Sackgassen. Ich war auf einem Schulausflug da.« Ich hatte den Tag noch frisch in Erinnerung, weil ich mir kurz zuvor noch das gerahmte Foto von dem Ausflug angesehen hatte. Dort hatte Jack mir die Haare aus dem Gesicht gestrichen. Ich stockte, als ich sah, dass Coles Gesicht mit jeder Sekunde angespannter wurde. Mir dagegen erging es genau umgekehrt. Nachdem ich meine Gefühle herausgelassen hatte, fühlte sich jeder Teil von mir, selbst das Innere meines Kopfes, leichter an. »Aber was hat der Fiery Furnace hier zu suchen? Wir sind doch immer noch im Ewigseits, oder?«
Cole presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen und sah Max an. »Das kommt von ihr.«
»Von mir?« Ich schüttelte den Kopf. »Das ist unmöglich.«
»Nein. Es ist durchaus möglich bei jemandem, der die Nährung überlebt hat.«
Cole hatte immer gesagt, ich wäre anders, weil ich während der hundert Jahre in der Nährhöhle nicht gealtert war. Ich wäre irgendwie stark. Stark genug, um eine Königin zu stürzen. Aber inwiefern sollte die Fähigkeit, ein Bild wie den Fiery Furnace zu projizieren, uns irgendwie helfen?
Cole runzelte die Stirn. »Wir haben ein Problem.«
»Das kannst du laut sagen.«
»Was ist denn?«, fragte ich.
»Als ich gesagt habe, du sollst deine Gefühle für Jack herauslassen, war ich nicht darauf gefasst gewesen, wie viel du hinter deinen Schleusentoren aufgestaut hattest. Und das ist ein Problem, weil so viel Energie Aufmerksamkeit erregt, die wir nun gar nicht gebrauchen können.«
Ich wollte gerade fragen, was für eine Art von Aufmerksamkeit er meinte, als ich jemanden sah. Bloß ein Aufblitzen von braunem Haar, ehe jemand hinter einer Biegung zwischen den Felsen verschwand. Aber mehr brauchte ich nicht, um zu wissen, wer es war.
Jack . »Jack!«, schrie ich. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, seit ich ihn zuletzt gesehen hatte. »Jack!«, rief ich noch einmal und sprintete los in die Richtung, in die er verschwunden war.
Schwache Stimmen riefen hinter mir her, aber ich konnte nicht verstehen, was sie sagten. Mir war, als hätte ich Watte in den Ohren.
Ich blieb stehen. Mein eigener Schatten streckte sich vor mir aus, größer als ich. Die Sonne kam von hinten. Aber als ich mich umdrehte, war sie nicht da.
Es gab keine Sonne. Nirgends.
Wieso suchte ich überhaupt nach der Sonne? Ich sollte doch wohl zuerst nach etwas anderem suchen. Oder?
Ich legte den Kopf in die Hände und rieb mir die Kopfhaut, während ich krampfhaft überlegte, wohin ich hatte laufen wollen. Doch mein Kopf fühlte sich an wie ein undichter Ballon. Alles strömte heraus.
Ich drehte mich hektisch im Kreis, bis ich außer Atem war, und plötzlich sah ich ein Gesicht. Große, braune Augen. Weich fallendes Haar. Breites Grinsen. Ich kannte das Gesicht. Es war Jacks Gesicht.
»Jack!«, schrie ich und rannte wieder los. Ich stolperte um eine scharfe Kurve und kletterte einen wuchtigen Felsbrocken hinauf, der den Weg versperrte, und als ich oben war, sah ich ihn. Er lag auf der Erde.
Ich sprang von dem Felsen und landete neben seinem Kopf. Ich kniete mich hin und hob die Hände an seine Wangen. »Jack«, sagte ich mit kaum hörbarer Stimme.
»Nik!« Die Stimme kam oben vom Felsen. Es war Cole.
»Schsch!« Ich winkte mit einer Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. »Es ist Jack! Ich hab ihn gefunden.«
»Nein, Nik. Hast du nicht.«
War Cole blind? »Was soll das heißen? Da liegt er doch!«
»Schau dich doch an. Du kniest auf der Erde.«
»Ich knie auf der Erde, weil Jack hier liegt«, stieß ich hervor.
Ich griff nach Jacks Wange, berührte jedoch nur roten Sand. »Was ist denn …?« Ich hatte die Faust geballt, und als ich sie öffnete, rieselte Sand herab. Ich sah wieder auf den Boden. Und da war Jacks Gesicht noch immer, nur diesmal war er höchstens zwölf Jahre alt und spielte Baseball.
Es war, als würde ich mir ein Video von Jack ansehen, das in den Sand projiziert wurde.
»Was ist das?« Ich streckte Cole eine Handvoll Sand hin. »Was geht hier vor?«
Cole sprang zu mir herunter, ging vor mir in
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