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Ewiglich die Hoffnung

Ewiglich die Hoffnung

Titel: Ewiglich die Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Ashton
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meines T-Shirts ein Stück nach unten und wischte mit einem Zipfel das Blut von seinen Fingerknöcheln. Dann sah ich ihm in die Augen. »Es wird alles gut.« Ich meinte nicht seine Hand, und ich hatte den Eindruck, dass er mich verstand. Coles Gesicht spannte sich an.
    »Ich kann das schaffen«, sagte ich. »Als ich das erste Mal hier war, hatte ich keine Projektion. Es muss doch eine Möglichkeit geben, das zu kontrollieren. Einen Mittelweg zwischen nichts und dem gebrochenen Damm.«
    Cole zog seine Hand zurück. Er nickte, und sein Gesicht nahm einen entschlossenen Ausdruck an.
    Dann gingen er und Max langsam im Kreis um mich herum, und zum ersten Mal bemerkte ich, dass die Landschaft, die sie durchschritten, sich leicht wellte, wie ein nicht ganz getrocknetes Ölgemälde.
    Ich schätzte, sie saugten etwas von der Energie der Projektion auf, während sie mich umkreisten, aber es war bereits abzusehen, dass es ihnen nicht gelingen würde, mich vollständig zu verbergen. Die Landschaft hinter ihnen nahm, noch während sie gingen, einfach wieder ihre alte Form an.
    Schließlich blieb Cole vor mir stehen. »Okay, Nik.« Er nahm meine Hände. »Schließ die Augen. Konzentrier dich. Hol es wieder zurück. Stell dir vor, dein Kontaktband zeigt von dir zu Jack. Wie eine Kompassnadel.«
    »Okay.« Ich kniff fest die Augen zusammen und stellte mir die Umgebung vor: die Felswände, den Skull Arch , den blauen Himmel. Ich inhalierte tief. Und hielt den Atem an.
    Ich hörte Max schnauben und dann ein Geräusch, als hätte Cole Max auf den Arm geschlagen.
    »Hat es geklappt?«, fragte ich. Niemand antwortete. Ich öffnete die Augen, und die einzige Veränderung an der Projektion war die, dass der Weg schmaler geworden war. Das Gesamtbild wirkte … dünner. Doch noch während ich dastand und regelmäßig zu atmen begann, wurde es schlagartig wieder so breit wie zuvor.
    Ich konnte nachvollziehen, warum Max sich ein Lachen verkneifen musste.
    »Nicht schlimm«, sagte Cole, und ich staunte über seine Geduld. In der Oberwelt hätte Cole irgendeine neunmalkluge Bemerkung gemacht, doch jetzt schien er entschlossen, das mit mir durchzuziehen. Vielleicht, weil wir diesmal nicht gegeneinander arbeiteten. »Okay, Nik. Versuch’s noch mal, aber mach alles kleiner. Nicht dünner.«
    Ich schloss die Augen, stellte mir erneut alles vor und versuchte dann, mir auszumalen, wie es kleiner würde. Doch je mehr ich es versuchte, desto mehr hatte ich das Gefühl, als würde ich einen elastischen Ballon zusammendrücken, einen Ballon, der einfach nicht platzen wollte.
    Mit geschlossenen Augen und zusammengebissenen Zähnen fragte ich: »Klappt es jetzt?«
    »Versuch’s weiter, Nik.«
    Ich drückte und drückte im Geiste weiter auf den Ballon, der meine Projektion war, doch nichts geschah. Ich konzentrierte mich noch stärker, presste das Bild in meinem Kopf zusammen. Ich spürte, wie mir kalter Schweiß auf der Stirn ausbrach.
    »Das reicht, Nik.«
    »Aber ich glaube, ich schaff’s jetzt!«
    »Nein, sieht nicht so aus. Nur deine Klamotten sind schon ganz durchgeschwitzt.«
    Ich öffnete die Augen. Er hatte recht.
    »Okay, versuchen wir’s mal anders«, sagte Cole. »Ich glaube, das alles hier ist passiert, weil du jedes einzelne Gefühl, das du je wegen Jack gehabt hast, gleichzeitig herausgelassen hast. Vielleicht sollten wir uns auf eine einzige Erinnerung konzentrieren.« Er ließ den Blick über sämtliche Bilder von Jack schweifen, die ringsum die Felsen bedeckten. Er deutete auf einen Felsbrocken in der Nähe, auf dessen Vorderseite ein Film lief: zwei Hände, eine klein und zart, die andere groß und jungenhaft. Die Hände legten sich erst flach aneinander, als würden sie messen, welche größer war. Dann verschränkten sie sich ineinander. Und dann fing der kleine Filmschnipsel wieder von vorn an.
    »Das mit den Händen da zeigt eine ganze Menge«, sagte Cole. »Konzentrier dich doch mal darauf. Setz dich hin, schließ die Augen und erzähl mir von der Erinnerung dahinter.«
    Die Erinnerung dahinter. Der Abend, an dem ich mich fragte, ob Jack in mir je etwas anderes sehen würde als eine kleine Schwester. Der Abend, an dem ein anderer Junge zwischen uns trat.
    »Okay.«
    NEUNTE KLASSE
    Zu Hause.
    »Was willst du Boze antworten?«, fragte Jack.
    Wir saßen bei mir zu Hause auf der Veranda. Jack hatte auf seiner abendlichen Joggingrunde bei mir Zwischenstation gemacht und gefragt, ob ich schon eine Einladung zum Frühlingsball bekommen

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