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Ewiglich die Hoffnung

Ewiglich die Hoffnung

Titel: Ewiglich die Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Ashton
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anfangen soll.«
    »Schließen Sie die Augen. Zählen Sie von zehn rückwärts. Entspannen Sie sich.«
    Dr. Hill nannte diese Übung gelenkte Visualisierung. Sie ließ mich das zu Beginn jeder Sitzung machen. Die Methode sollte das Gespräch in Fluss bringen. Ich nickte und tat dann wie geheißen.
    »Öffnen Sie jetzt die Augen.«
    Ich tat es, aber es war nicht Dr. Hills Therapiegesicht, das meine Aufmerksamkeit bannte. Es war etwas anderes, in der Ecke des Raumes. Hinter Dr. Hills Drehstuhl. Eine Hand, bleich und gespenstisch, kam aus dem Fußboden.
    Eine Phantomhand. Großer Gott. Vielleicht bin ich wirklich verrückt.
    »Reden Sie, Nikki.« Dr. Hill verlor langsam die Geduld.
    Ich versuchte, die Augen auf sie gerichtet zu halten, aber die Hand winkte mir zu, als wollte sie mich auf sich aufmerksam machen.
    »Nikki? Sie müssen mir irgendwas geben.«
    Die Hand deutete auf die Seitenwand, gegenüber vom Eingang, dahin, wo die Toiletten waren. Ich vermied es, so gut ich konnte, direkt hinzuschauen, um nicht zu riskieren, dass Dr. Hill die Hand sah. Doch vielleicht war es in Wirklichkeit auch nur eine Halluzination.
    Die Hand gestikulierte jetzt hektisch in Richtung Toiletten.
    »Ähm … kann ich bitte kurz aufs Klo?«, fragte ich.
    »Keine Ausflüchte mehr.«
    »Aber ich muss wirklich dringend. Sonst kann ich mich nicht richtig konzentrieren.«
    Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Dann beeilen Sie sich.«
    Ich stand von der Couch auf und ging zur Tür. Die Hand folgte mir, schlich sich über den Boden und die Stufe hoch, die zu den Toiletten führte.
    Was war das?
    Ich ging hinein und schloss die Tür, und die Hand kam unten durch die Wand. Sie streckte sich mir entgegen, die Finger zusammen, Daumen hoch, als wollte sie mir die Hand schütteln. Ich ging in die Hocke und bemerkte um jeden Finger der Hand irgendwelche Muster. Tattoos.
    Ich hatte sie vorher nicht gesehen, weil die Hand praktisch durchsichtig war. Ich kannte nur einen, der solche Tattoos hatte.
    »Cole?«
    Die Hand erschlaffte, als wäre sie genervt, und gab mir dann das Daumen-hoch-Zeichen.
    Ich richtete mich auf und überlegte. Konnte ich wirklich von der Toilette meiner Therapeutin ins Ewigseits gelangen?
    Und wie würde meine Therapeutin das erklären?
    Ich war mir ziemlich sicher, damit eine Großfahndung nach mir auszulösen, aber Jack war dort unten, und Cole wartete. Mir blieb keine andere Wahl, als die Hand zu ergreifen. Ich packte sie, als wollte ich sie schütteln, und im Nu war ich wieder verschwunden.

Kapitel Einundzwanzig
    JETZT
    Das Ewigseits.
    Ich landete so hart auf dem Sandweg, dass mir schmerzhaft die Luft wegblieb. Ich hustete mehrmals.
    »Geht’s wieder, Nik?« Cole klopfte mir auf den Rücken.
    Mir tränten die Augen, und ich schniefte. »Nein.« Ich rappelte mich auf. »Es geht nicht wieder. Was ist passiert? Was hast du mit mir gemacht?«
    »Ich hab doch gesagt, dass wir dich für nachts in die Oberwelt kicken müssen.«
    »Aber ohne Vorwarnung?«
    Er deutete auf den roten See. »Du warst voll mit Blut vom See aus Blut und Schuld.«
    Bei der Erinnerung an das Gefühl, zu ertrinken, schnürte sich mir die Kehle zusammen. »Der See aus was?«
    Er blickte mit nachdenklichen Augen auf den See. »Der See aus Blut und Schuld. Der Name passt, denn er besteht tatsächlich aus Blut. Und Schuld.«
    »Wie meinst du das?«
    Max schaltete sich ein. »Wir müssen weiter, Cole. Wir haben schon viel zu lange bis hierher gebraucht.«
    »Ich weiß«, sagte Cole. Er griff nach meiner Hand, doch ich riss sie weg, und er musterte mich gereizt. »Ich erzähl dir, was passiert ist, aber wir müssen los.«
    Ashe stand an einem der vier Eingänge, die zum See führten. Er sah aus, als würden sich in seinem Kopf die Gedanken überschlagen, und er warf immer wieder einen nervösen Blick in Richtung Cole.
    Die vier Eingänge ähnelten sich alle. Ich nahm sie in Augenschein, konnte aber nicht mit Sicherheit sagen, welchen wir genommen hatten, um hierherzukommen.
    »Seid ihr die ganze Zeit hiergeblieben, während ich weg war?«
    Er nickte. »Hier war es für uns am sichersten, weil die Streuner den See meiden. Aber dieser Ort laugt auch uns aus, deshalb sind wir alle froh, wenn wir endlich hier wegkommen.«
    Ashe sah auf seine Uhr. »Wie spät ist es?«, fragte ich. »Ein Uhr«, sagte Cole.
    Ein Uhr? Ich erschrak. Schon so viel Zeit vergangen.
    Cole nickte, als hätte ich das laut ausgesprochen. »Ich hab lange gebraucht, dich zu finden. Das

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