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Ewiglich die Hoffnung

Ewiglich die Hoffnung

Titel: Ewiglich die Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Ashton
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heißt, wir müssen los«, sagte er. »Wo ist dein Andenken?«
    Ich holte den Zettel aus der Tasche. Er hatte rote Flecken vom See, doch das war egal. Sobald ich ihn in der Hand hielt, erschien mein Kontaktband. Die Nacht in der Oberwelt musste die positiveren Emotionen aufgefüllt haben, denn das Kontaktband leuchtete klar und deutlich, und es zeigte vom See weg auf den Eingang ganz links. Die eine Nacht hatte jedoch nicht gereicht, um meine Energie aufzufüllen. Ich hatte das Gefühl, als würde ich mich mit halber Geschwindigkeit bewegen.
    »Da lang«, sagte ich.
    Wir zogen in derselben Aufstellung los wie zuvor, Ashe vorneweg und Max als Nachhut. Die Wände bestanden noch immer aus fließendem Wasser, und ich fragte mich, ob wir es je bis zum Ring des Windes schaffen würden, geschweige denn bis zum Mittelpunkt. Ein ganzer Tag war bereits vergangen, und wir waren noch nicht mal durch einen Ring hindurch.
    Cole ging neben mir. Sein Gesicht wirkte abgespannt, und er hatte dunkle Ränder unter den Augen, was ich noch nie bei ihm gesehen hatte.
    »Du bist müde«, sagte ich.
    Er lächelte traurig. »Das kommt vom See aus Blut und Schuld.«
    »Was war das mit dem See? Was ist passiert?«
    Ich hatte nicht gemerkt, dass ich etwas zur Seite geschwenkt war, und Cole zog mich wieder in die Mitte des Weges.
    »Als der Streuner … sich von dir genährt hat«, er hatte Mühe, die Worte auszusprechen, »war die stärkste Emotion, die er dir gelassen hat, deine Schuld, vermute ich. Sie war noch stärker als deine Verbindung zu Jack, daher das zweite Kontaktband. Schuld spielt hier eine große Rolle. Sie ist so wichtig, dass die gesamte kollektive Schuld der Opfer im Ewigseits zusammengelaufen ist und einen See gebildet hat. Den See aus Blut und Schuld.«
    Ich dachte über die Symbolik nach und erinnerte mich an etwas Ähnliches in einem der Bücher, die ich gelesen hatte. »Gab es in Dantes Hölle nicht einen gefrorenen See aus Blut und Schuld? Er besteht aus Blut, weil Blut ein so treffendes Symbol für Schuld ist.«
    Er lächelte beinahe. »Du hast gut recherchiert. In Dantes Gedicht ist der See der Ort, der am weitesten von Wärme und Licht entfernt liegt. Die schlimmsten Sünder sind dort eingefroren. Mit den Gesichtern nach draußen. Die Münder fest verschlossen.«
    »Aber mein See war nicht gefroren.«
    »Dante hat sich gern dichterische Freiheiten genommen. Und wie die meisten unserer unvergänglichen Mythenschreiber hat er außerdem mit Gerüchten von Gerüchten gearbeitet. Aber in einem Punkt hatte er recht.«
    »Nämlich?«
    Cole lächelte. »Der See ist eine ewige Strafe. Es ist schwer, ihm zu entkommen, und wenn du nicht aufpasst, führt jeder Weg zu ihm zurück. Wir können nur hoffen, dass dein Kontaktband zu Jack stärker ist als die Anziehungskraft, die der See auf uns ausübt.«
    Ich hätte ihm nicht geglaubt, wenn ich es nicht selbst erlebt hätte.
    Cole gähnte neben mir. Er sah völlig fertig aus, richtig krank im Vergleich zum letzten Mal, als ich ihn gesehen hatte. »Der See schadet dir«, sagte ich.
    Er schenkte mir ein trauriges Lächeln. »Alles hier drin wirkt sich auf mich aus. Der See lockt meine Schuld hervor. Bringt sie an die Oberfläche.«
    »Ich dachte, eine deiner Stärken wäre, dass es nichts gibt, weswegen du dich schuldig fühlst.«
    »Das stimmt nicht. Ich begrabe die Schuldgefühle nur so tief wie möglich, ganz unten in dem ›schwarzen Loch, das meine Seele ist‹, wie du wahrscheinlich sagen würdest.« Er warf mir einen Seitenblick zu, und ich tat arglos und zuckte die Achseln. Er grinste. »Der See ist für die Schuld wie ein Magnet. Aber deine Schuld war schon stark. Dein Kontaktband zu Jack und deine Schuld haben um deine Aufmerksamkeit gekämpft, deshalb zwei Kontaktbänder. Und du hast dich für die Schuld entschieden. Ich hab erst begriffen, wo du uns hinführst, als du beschlossen hast, den wohl dramatischsten Hechtsprung der Welt in den See zu machen.«
    Ich musste an den Moment denken, als ich hineingesprungen war. Was hatte ich mir dabei gedacht? »Du hättest mich warnen können, bevor Max mich rausgekickt hat.«
    »Dafür war keine Zeit. Sobald du untergetaucht warst, konnten wir nichts anderes mehr tun. Du wärst von innen nach außen ertrunken. Du hast das Blut geschluckt. Du warst kurz davor, von Schuld verschluckt zu werden.«
    Ich dachte darüber nach. Wie ich das Blut getrunken hatte. Wie ich mir vorgestellt hatte, in ihm zu verschwinden. »Wenn ich hier ertrunken

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