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Ewiglich die Hoffnung

Ewiglich die Hoffnung

Titel: Ewiglich die Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Ashton
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hatte, dehnte sich nun in meinen ganzen Körper aus. Eine dunkle Wolke erschien hinter meinen Lidern, und ich wusste, ich würde bald das Bewusstsein verlieren. Es waren einfach zu viele.
    Ich hörte sie wohlig knurren und stöhnen, als würden sie sich an einem Büfett laben. Einer von ihnen fing im Rausch an, mir an der Schulter zu knabbern, ein anderer an den Fingerspitzen. Wenn sie mich leer gesaugt hatten, würden sie mich dann mit Haut und Haaren verspeisen?
    Panische Stimmen drangen an mein Ohr. Cole und Max … und noch jemand?
    Ich konnte es nicht sagen. Dann ließ der Schmerz nach. Vielleicht hatten sie mir ja mittlerweile jedes Gefühl genommen. Die Nerven sendeten nicht mehr an mein Gehirn. Ich hatte nur noch meinen Verstand und einen letzten Gedanken.
    Es war so schnell vorbei. Ich hatte es durch das Labyrinth geschafft. Ich hatte es zum innersten Ring geschafft. Ich war Jack so nah. So nah. So kurz davor, meinen Bruder wiederzusehen. Und meinen Dad.
    Doch in nur einem Sekundenbruchteil hatte ich sie alle enttäuscht.
    Die Dunkelheit ließ mich lange durch einen besinnungslosen Nebel taumeln. Vielleicht waren es aber auch nur Sekunden. Doch als ich die Augen aufschlug und irgendeine Art von Jenseits erwartete, nahm ich dieselbe hohe, schwarze Mauer wahr. Dieselben Flammen aus dem Labyrinth.
    Die Streuner waren verschwunden.
    Ein stechender Geruch drang mir in die Nase, wie nach verbranntem, verwesendem Fleisch, und ich musste husten und dann trocken würgen.
    Als ich mich wieder gefangen hatte, sah ich die verschwommenen Konturen einer Gestalt, die eine Art Fackel in der Hand hielt. Die Gestalt schwang sie nach unten zum Boden, zündete irgendetwas an, und dann schwang sie sie wieder in die Luft. Ich kniff die Augen zu, blinzelte mehrmals, und das Bild wurde klarer. Ein bekanntes Gesicht …
    Ashe! War er es wirklich? Ich konnte es nicht glauben. Er war der Sirene entkommen. Er musste Cole und Max gefunden und irgendwie wiederbelebt haben. Er hielt die Fackel in der einen Hand und sein Schwert, rot vor Blut, in der anderen. Da war noch eine Gestalt mit einer Fackel. Max. Er stand auf der anderen Seite von mir. Um sie herum lagen Streuner, und sie hielten ihnen brennende Fackeln an die Körper und schwangen sie dann in Richtung von irgendwas Dunklem und Wirbelndem in der Ferne.
    Jetzt erst merkte ich, dass jemand mir das Gesicht streichelte, und schon bald wurde ich mir weiterer Empfindungen bewusst. Vor allem des Schmerzes in meiner Brust.
    »Nik?«
    Ich konnte Coles Gesicht am Rand meines Blickfeldes erkennen. Ich öffnete den Mund, um zu sprechen, hatte aber nicht genug Energie, um Worte zu bilden.
    »Hey«, sagte er. »Ich hab schon gedacht, ich hätte dich verloren.«
    Er warf Max und Ashe einen Blick zu. »Die Schatten kommen bedrohlich nahe. Ich kick dich lieber in die Oberwelt.« Die Oberwelt? Ich schüttelte so heftig den Kopf, wie ich konnte. Umsonst. »Schsch. Es geht nicht anders. Max und Ashe können sie vorläufig mit dem Feuer in Schach halten. Aber du hast keine Energie mehr. Du musst in die Oberwelt, um dich zu erholen. Und es ist fast Nacht. Du musst für Jack da sein.«
    Ich versuchte immer noch, Worte zu formen, aber es ging nicht. Ich wollte Coles Hand ergreifen, doch meine Arme fühlten sich an wie aus Blei.
    »Ist schon gut, Nik. Wir verstecken uns über Nacht vor den Schatten. Wir können wieder zurück ins Labyrinth. Die Schatten hassen Feuer. Sie werden uns nicht folgen. Und morgen früh holen wir dich zurück und überlegen, wie’s weitergeht.«
    Aber Jack war in meinem letzten Traum nicht erschienen. Und wenn er nicht erschien, konnte ich noch so viel schlafen, es würde ihm nicht helfen. Er hatte keine Zeit mehr. Er hatte schon länger keine Zeit mehr. Cole durfte mich nicht zurückkicken. Hier im inneren Ring verging die Zeit langsamer, das wusste ich. Hier waren die Nährhöhlen, hier entsprachen hundert Jahre sechs Monaten in der Oberwelt.
    Wir waren endlich angekommen, wir konnten nicht zurück in die Oberwelt-Zeit. Wir konnten nicht zurück ins Labyrinth.
    Ich würde Jack verlieren.
    Mit dem allerletzten Rest Energie, den ich aufbieten konnte, riss ich mich zusammen und brachte zwei Worte heraus: »Nähr mich.« So leise, dass ich mich selbst kaum hören konnte.
    Aber Cole hatte es mitbekommen. »Was?«
    Seine fassungslose Miene verriet mir, dass er wusste, was ich gesagt hatte.
    »Nähr mich«, sagte ich wieder. Dann holte ich tief Luft und flüsterte: »Jack ist

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