Ewiglich die Hoffnung
fort … aus meinen Träumen. Keine Zeit mehr.«
Verstehen zeichnete sich in Coles Gesicht ab. »Warum hast du mir das nicht schon früher erzählt?«
Dunkelheit drang in mein Gesichtsfeld, und ich kämpfte darum, bei Bewusstsein zu bleiben. »Nicht aufgeben«, sagte ich.
Cole blickte verzweifelt zu Ashe und Max, die rechts und links von uns standen und Feuer entzündeten. Die würden nicht ewig brennen.
Er sah mir in die Augen. »Wenn wir nicht zurück ins Labyrinth gehen, werden die Schatten uns umzingeln.«
Ich konnte nur nicken.
Er hob meinen Kopf noch näher zu sich. »Und das war’s dann vielleicht. Wenn wir uns nicht im Labyrinth verstecken können, ist das hier unser letztes Gefecht.«
Ich blinzelte und nickte wieder.
Dann wurde mir klar, was ich da von Cole verlangte. Bald würden wir es mit den Schatten aufnehmen müssen, und ich bat ihn, sich selbst zu schwächen, indem er mich nährte. Ich bat ihn, zu bleiben und zu kämpfen, statt sich in die relative Sicherheit des Labyrinths zu flüchten.
Entschlossenheit breitete sich auf seinem Gesicht aus, und er presste die Lippen zusammen. Dann senkte er den Kopf und drückte seinen Mund auf meinen.
Genau wie bei unserem Kuss in der Sirenenhöhle spürte ich, wie mich ein Energiestoß durchströmte, genauer gesagt, von ihm zu mir strömte.
Er bewegte seine Lippen an meinen und zog mich noch näher an sich, hielt meinen Oberkörper in seinen Armen.
Eine Szene schoss mir durch den Kopf. Der Blick von einer Bühne hinunter auf die Fans, die hüpften und tanzten, die Hände in der Luft. In dem Meer aus Gesichtern war nur eines deutlich zu erkennen. Meines. Ich stand weiter hinten und bewegte mich zu der Musik, wenn auch nicht so lebhaft wie die Fans um mich herum. Cole sah mich an, riss sich nur von meinem Blick los, um nach unten auf seine Gitarrensaiten zu schauen.
Euphorie überschattete jede andere Emotion, und ich begriff, dass ich genau das Gleiche fühlte wie Cole an dem Abend, dass dieses Gefühl zum Teil daher rührte, dass ich ihm zusah. Für ihn war das wie ein Rausch.
Max schrie auf, und Cole wich ein wenig zurück, und ich war wieder im Ewigseits.
»Cole!«, rief Max. »Wir müssen zurück ins Laby…« Seine Stimme erstarb, als er uns ansah und begriff, was soeben geschehen war.
»Wir gehen nicht zurück«, sagte Cole. Die Farbe war aus seinem Gesicht gewichen, und seine Wangen wirkten hohler. Ich fragte mich, ob er wusste, welche Erinnerung er gerade mit mir geteilt hatte.
Ich fühlte mich stark. Ich löste mich aus seiner Umarmung und stand auf, dann streckte ich Cole eine Hand hin und zog ihn auf die Beine.
»Wir geben nicht auf«, sagte ich.
Ashes Augenbrauen schossen hoch, doch er fand schnell die Fassung wieder und griff in seine Tasche. »Das hier verbessert unsere Chancen.«
Er zog einen Zettel heraus. Meinen Zettel. Meinen Ewig-Dein- Zettel.
»Wo hast du den gefunden?«, fragte ich ungläubig.
»Im Labyrinth. Der Wind hatte ihn durch mehrere Korridore geweht.«
»Das gibt’s doch gar nicht!« Ich nahm den Zettel und hielt ihn fest umschlossen. »Endlich haben wir mal Glück. Jetzt hält uns nichts mehr auf.«
Cole lächelte mich müde an. Ashe und Max betrachteten mich, als wäre ich nicht mehr ganz dicht.
»Was immer ihr auch vorhabt, beeilt euch«, sagte Ashe. Die Fackel in seiner Hand brannte kaum noch, und mehrere Schatten versperrten ihm den Weg zur Feuerwand. Max’ Fackel war bereits erloschen, und zu dritt drängten wir uns hinter Ashe und seine Fackel, die jetzt kaum mehr Leuchtkraft als eine Kerze hatte.
»Können wir sie bekämpfen?«, fragte ich Cole.
»Wir können sie uns nicht mal greifen«, erwiderte er. »Sie bestehen aus einer ganz anderen Substanz.«
Wir wichen zurück bis an die dunkle Steinmauer. Mein Kontaktband zeigte nach rechts, aber die Schatten hatten einen Halbkreis um uns gebildet. Jeder Weg war blockiert. Ashe schwenkte wild die Fackel, doch die Schatten rückten immer näher.
Als auch das letzte Flämmchen erlosch, warf Ashe die Fackel fluchend beiseite. Er zog das Schwert aus der Scheide auf seinem Rücken.
»In welche Richtung müsst ihr?«, fragte Ashe mit einem Blick über die Schulter.
»Nach rechts«, sagte Cole.
Ashe beäugte die Schatten zu unserer Rechten – und dann griff er an. Er schwang sein Schwert wild durch die Luft. Es glitt durch die Schatten hindurch, als wären sie aus Rauch. Keiner von ihnen wich auch nur so weit beiseite, dass eine Lücke entstanden wäre,
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