Ex
bin…und Mr. Towne noch nicht oben war.« Fragend sah sie Sam an. »Dazu hätte er doch genug Zeit gehabt, nicht wahr?«
»Könnte sein«, log Sam.
»Dann ist er vielleicht noch irgendwo im Haus«, vermutete Frank und hatte es gleich wieder eilig: »Das werde ich sofort überprüfen.«
Keiner wollte ihm sagen, daß er sich die Mühe sparen konnte. Joanna dankte ihm für seine Hilfsbereitschaft und schloß die Tür hinter ihm. Als sie wieder ins Wohnzimmer kam, stand Sam an ihrem Schreibtisch und betrachtete irgend etwas.
»Er war wirklich hier«, sagte sie, als ob sie fürchtete, daß er ihr nicht glauben würde.
Sam riß einen Zettel von dem Notizblock neben dem Telefon. »Hier hast du heute morgen seine Telefonnummer und seine Adresse aufgeschrieben.« Er nahm den Telefonhörer in die Hand, wählte, wartete eine Weile und schüttelte dann den Kopf. »Es geht niemand dran.« Als er auflegte, steckte er den Zettel in die Tasche. »Morgen lasse ich die Nummer überprüfen.«
Joanna trat einen Schritt auf ihn zu. »Du glaubst mir doch, Sam, nicht wahr? Sag mir, daß du mir glaubst.«
Er nahm sie in die Arme. »Ich glaube dir«, versicherte er ihr. »Natürlich glaube ich dir.«
KAPITEL 44 Sie nahmen sich ein Hotelzimmer, nur ein paar Blocks vom Beekman Place entfernt. Zwar wußten sie, daß es irrational war, aber sie fühlten sich in dieser nüchternen, unpersönlichen Umgebung wohler als in Joannas oder Sams Wohnung.
Obwohl sie nicht viel Appetit hatten, beschlossen sie, essen zu gehen, einfach, um irgend etwas zu unternehmen. Also gingen sie zu Fuß zu dem chinesischen Restaurant in der Third Avenue, das schon seit Jahren eins von Joannas Lieblingsrestaurants war. Die Vertrautheit und die zuvorkommende Bedienung hatten etwas Beruhigendes.
Als Joanna ihm von ihrer Unterhaltung mit Roger berichtete, nickte Sam nachdenklich und brachte von Zeit zu Zeit ein schwaches Lächeln zustande.
»Es kommt ziemlich selten vor, daß Roger so viel trinkt«, sagte er. »Für gewöhnlich tut er es nur dann, wenn er ein kompliziertes Rätsel lösen will – wie Sherlock Holmes manchmal seine drei Pfeifen dazu geschmaucht hat.«
»Tja, das hätte in unserem Fall wohl nicht genügt.«
Ihr Gespräch kreiste um immer dieselben Fragen, doch als ihnen bewußt wurde, wie sinnlos nun all ihre Spekulationen geworden waren, verstummten sie. Die Ereignisse hatten ihre eigene Dynamik bekommen, und Sam wußte ebensowenig wie sie, was sie jetzt tun sollten, oder was als nächstes geschehen würde. In der feuchtkalten Novemberluft schlenderten sie zum Hotel zurück. Joanna hatte aus ihrer Wohnung Schlaftabletten mitgenommen, und jeder von ihnen nahm eine davon. Dann kuschelten sie sich in dem bequemen Doppelbett aneinander.
Sie erwachten früh am Morgen und hatten um acht Uhr schon auf ihrem Zimmer das Frühstück eingenommen. Joanna hörte die Nachrichten auf ihrem Anrufbeantworter ab, danach hörte Sam die seinen ab. Es war nichts Wichtiges dabei.
»Meinst du, es ist noch zu früh, um bei Roger anzurufen?« fragte sie. »Ich möchte mich nur vergewissern, ob er gut nach Hause gekommen ist.«
»Wenn er einen Kater hat, wird er aber davon nicht begeistert sein.«
»Ich versuche es trotzdem«, entschied sie. »Ich weiß nicht warum, aber ich mache mir Sorgen um ihn.«
Sie wählte seine Nummer. Es klingelte mehrere Male, bis sich eine unbekannte Männerstimme meldete. Das erinnerte sie sofort an jenen Vormittag, als sie bei Maggie angerufen hatte und deren Tochter an den Apparat gegangen war, und ihr Herz begann schneller zu schlagen.
»Ich möchte Roger Fullerton sprechen«, brachte sie etwas stockend heraus. »Ist er da? Würden Sie ihn mir bitte geben?«
»Darf ich fragen, wer Sie sind?« sagte der Mann am anderen Ende der Leitung ernst.
Sam sah ihr an, daß etwas nicht stimmte, und eilte zu ihr.
»Joanna Cross«, antwortete sie. »Ich bin mit Roger befreundet.«
Sie hörte, wie der Mann mit irgend jemandem sprach, aber anscheinend hatte er die Hand auf den Hörer gelegt, denn sie konnte nichts verstehen.
Da nahm ihr Sam das Telefon ab. »Hallo?« sagte er mit Nachdruck. »Hallo? Mit wem spreche ich, bitte?«
Schließlich nannte der Mann seinen Namen. Sam kannte ihn, er war ein Angestellter der Universitätsverwaltung. Glücklicherweise hatten die beiden früher öfter miteinander zu tun gehabt, deshalb erteilte er Sam bereitwilliger Auskunft als Joanna.
Während Sam den Hörer ans Ohr preßte, ließ er sich auf der
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