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Ex

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Titel: Ex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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deshalb ins Gefängnis geworfen wurde, verschwieg er Adams Komplizenschaft, damit ihm dieser durch seine Verbindungen bei Hof – die er seiner unglücklichen, schlecht behandelten Frau verdankte – wieder zur Freiheit verhalf.
    Adam lohnte Cagliostro sein Schweigen, indem er tatsächlich für seine Freilassung sorgte, doch er verlangte im Gegenzug dafür den Talisman, der Cagliostro bis dahin vor allen Feinden beschützt hatte. Das würde er auch noch ein letztes Mal tun, meinte Adam, als Cagliostro ihn ihm als Preis für sein Leben und seine Freiheit aushändigte und danach ins Exil ging.
    Der Talisman war in dem Buch abgebildet, doch Sam kannte ihn schon. Dasselbe Muster hatte er in dem Wachsabdruck gesehen, den sie in jener furchteinflößenden Nacht in Adams Zimmer gefunden hatten, und später auch in dem Buch, das Joanna von Barry Hearst bekommen hatte.
    Der Legende nach hatte Adam diesen Talisman sein ganzes Leben lang bei sich getragen und sich sogar mit ihm zusammen begraben lassen. Was ihn ebenfalls sein Leben lang begleitete, war die eigenartige Vorliebe für den französischen Ausdruck » Joie de vivre«. Dieser Ausspruch zierte nicht nur seinen Grabstein, er ließ damit auch das Wyattsche Familienwappen schmücken – ein Snobismus, den er sich in England zulegte, ebenso wie seine zweite Frau, eine vermögende Aristokratin.
    Nach deren mysteriösem Tod kehrte er nach Amerika zurück, wo sozusagen sein dritter Lebensabschnitt begann. Mit der Eitelkeit und dem Hochmut eines europäischen Adligen und den entsprechenden Geldmitteln ausgestattet, wurde er dort ein ungeheuer reicher und erfolgreicher Bankier und schließlich sogar ein bekannter Philanthrop. Doch wann immer ein Gerücht von dem schrecklichen Ruf, den sich Adam in Europa erworben hatte, in Umlauf kam und sein hohes Ansehen gefährdete, verschwand derjenige, der es verbreitet hatte, auf Nimmerwiedersehen – sofern er nicht alles zurücknahm und fürderhin ein angenehmes Leben als williger und gehorsamer Diener des allmächtigen Adam Wyatt führte.
    Sam starrte in die Nacht hinaus, durch das gleiche Fenster, auf dem erst vor wenigen Tagen auf unerklärliche Weise die Worte » Joie de vivre« erschienen waren, jene Redewendung, die Adam derart pervertiert und für sich vereinnahmt hatte.
    »Du lieber Gott«, murmelte er und fragte sich im selben Augenblick, ob das wohl ein unbewußtes Stoßgebet gewesen war.
    Vielleicht.
     
    KAPITEL 56 Der Krach riß sie beide aus dem Schlaf. Ralph knipste das Licht an und schwang sich im selben Moment aus dem Bett. Während er nach seinem Morgenmantel griff, sah er Joanna an, die sich schreckensbleich aufgesetzt hatte.
    »Bleib hier«, sagte er und eilte zur Tür.
    »Ralph, sei vorsichtig. Es könnte jemand im Haus sein.«
    »Das glaube ich nicht – nicht mehr nach diesem Lärm.«
    Während er die Treppe hinunterlief, schaltete er alle Lampen an. Nichts rührte sich, alles blieb nun still. Im Stockwerk unter ihrem Schlafzimmer riß er eine Tür nach der anderen auf, auch die zum Musikzimmer, in dem er arbeitete. Dort holte er aus einer Ecke seinen alten Baseballschläger, bevor er die letzten Treppen zur Diele nahm. Dort blieb er wie angewurzelt stehen.
    Der antike Kleiderständer, der normalerweise am Fuß der Treppe stand, lag etwa sieben Meter entfernt auf dem Boden direkt neben der Haustür. Und im Lack der Tür klaffte ein Riß, als hätte jemand den schweren Ständer mit voller Wucht dagegen geschleudert.
    Vorsichtig schlich er weiter, den Baseballschläger in den Händen, falls der Eindringling, der eine so außerordentliche Kraft bewiesen hatte, sich noch irgendwo versteckt hielt. Doch es rührte sich nichts, es gab kein Geräusch, keine Bewegung.
    Mit dem Rücken zur Wand, um sich vor einem Angriff von hinten zu schützen, sah er sich um, dann bückte er sich und hob den Eisenständer etwas an, als wollte er sich vergewissern, daß er wirklich so schwer war, wie er glaubte. Wer auch immer die Kraft besessen hatte, ihn so weit zu werfen, mußte zweifellos ein furchteinflößender Gegner sein, aber noch beunruhigender war die Frage, warum dieser Jemand das getan hatte. Es ergab keinen Sinn.
    Er stieg über den Ständer hinweg, ohne auch nur zu versuchen, ihn aufzurichten. Im Wohnzimmer war es dunkel, die Tür war halb geöffnet. In leicht geduckter Haltung schlich er näher, bereit, von seinem Schläger Gebrauch zu machen, sobald sich irgend etwas rührte. Mit der Schulter stieß er die Tür auf, so

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