Ex
gewissen Sam Towne. Ich muß Sam finden, wir müssen ihn anrufen…«
»Sam Towne war vorhin hier.«
Diese Mitteilung verblüffte sie, gleichzeitig schien sie erleichtert.
»Er war hier?«
»Vor zwei Stunden. Er hat Sie gesucht.«
»Wir müssen ihn gleich anrufen… bitte, ich muß ihn unbedingt treffen… bestimmt weiß er weiter… wir müssen ihn hierher holen…«
»Ja, sicher. Ich rufe ihn an.«
In diesem Augenblick hörte Ralph, wie seine Frau nach ihm rief. Sie kam gerade die Treppe herunter.
Abrupt sprang die Frau neben ihm auf. »Wer ist das?« fragte sie sofort, als handele es sich um einen Eindringling, der hier nichts zu suchen hatte und dessen Anwesenheit sie gleichermaßen als Beleidigung wie als Bedrohung empfand.
Ralph antwortete ihr nicht, sondern sagte nur: »Bitte warten Sie hier einen Moment.«
»Aber ich muß sie sehen…«
»Das werden Sie auch. Aber jetzt setzen Sie sich bitte wieder.«
Gehorsam ließ sie sich auf dem Rand des Sofas nieder, in dem Sam kurz zuvor gesessen hatte. Ralph ging hinaus, schaute sich an der Tür jedoch noch einmal nach ihr um. Sie saß an ihrem Platz, angespannt und bereit, ihm auf die kleinste Aufforderung hin zu folgen.
»Nur eine Sekunde«, beschwichtigte er sie. »Ich bin gleich zurück.«
Dann schloß er die Tür hinter sich und rannte die Treppe hinauf, um Joanna abzufangen. Auf dem ersten Treppenabsatz stießen sie beinahe zusammen.
»Ich habe es läuten hören«, sagte sie. »Wer war es denn?«
»Es ist diese Frau«, erwiderte er flüsternd, »die vorhin bei deinen Eltern war.«
»Wo ist sie?«
»Im Wohnzimmer.«
Sie versuchte an ihm vorbeizugehen, doch er hielt sie auf.
»Nein, tu das lieber nicht.«
»Aber ich möchte sie sehen. Ich will wissen, wer das ist.«
»Darling, überlaß das mir – bitte.«
»Vielleicht kenne ich sie ja. Du hast doch gesagt, es könnte jemand sein, mit dem ich zur Schule gegangen bin…«
»Sie ist offensichtlich völlig verwirrt, wir sollten es besser nicht riskieren, eine Krise heraufzubeschwören.«
»Die Krise ist schon da, wenn sie herumläuft und behauptet, sie wäre ich. Ich will sie sehen.«
Ralph widersprach nicht mehr, sondern ließ sie einfach vorbei und folgte ihr die restlichen Stufen hinunter in die Eingangshalle. Als sie die Tür zum Wohnzimmer aufriß, hielt er sich dicht hinter ihr.
Beide blieben stehen und sahen sich um. Im Zimmer war niemand.
Sie drehte sich zu ihm um. »Anscheinend ist sie nicht mehr da.«
Verwundert ließ er den Blick durch das Zimmer schweifen. »Gerade eben war sie noch hier, da auf dem Sofa.«
»Tja, dann ist sie wohl gegangen.«
Ralph durchsuchte jeden Winkel des Wohnzimmers. Hier konnte sich niemand versteckt haben.
»Sie kann nicht gegangen sein«, meinte er. »Wir hätten die Tür gehört.«
»Wenn sie ganz leise war, vielleicht nicht.«
»Herrgott noch mal«, sagte er mißgestimmt, »das ist doch albern. Wer ist diese Frau nur?«
KAPITEL 55 Es war fast drei Uhr morgens, als Sam endlich Joannas Buch zuklappte und auf den Tisch neben seinem Sessel legte. Zuerst blieb er eine Weile reglos sitzen, dann fuhr er sich mit den Händen übers Gesicht und durch die Haare, stand auf und goß sich einen großen Whisky ein.
Sie hatte recht, es war eine außergewöhnliche Geschichte – um so mehr, als er sie bis auf ein paar Details sehr gut kannte. Was die Gruppe über Adam erfunden hatte, stand jetzt schwarz auf weiß gedruckt und war als historische Tatsache mit einem beeindruckenden Quellenindex belegt. Selbst die verschiedenen Bilder von Adam, die zeitgenössischen Künstlern zugeschrieben wurden, zeigten ohne jeden Zweifel denselben Mann, den Drew Hearst zu Beginn des Experiments gezeichnet hatte.
Dennoch war dieser Adam ein grundlegend anderer als der, den sie erschaffen wollten. Denn dieser Mann war ein Lügner und Betrüger, der zuerst seinen Mäzen Lafayette, dann seine Frau und schließlich beinahe jeden, mit dem er es zu tun hatte, hinterging. Im vorrevolutionären Paris trieb er sich mit Dieben, Huren und Schuften aller Couleur herum. Und als ihn der großmütige Lafayette in seiner Verzweiflung einmal fragte, warum er sich denn so furchtbar aufführe, antwortete er nur überheblich: » Joie de vivre!« Die einzige Erklärung, die er je für sein Handeln gab.
Der Magier Cagliostro wurde sein Verbündeter, und gemeinsam brachten die beiden Verschwörer den leichtgläubigen Kardinal Rohan in der Halsbandaffäre um ein Vermögen. Als Cagliostro
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