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Ex

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Titel: Ex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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ich verstehe. Ich werde es ihr sagen. Gut, bis bald, Bob.«
    Und er legte auf. »Das ist ziemlich merkwürdig.«
    »Was denn? Was?«
    »Irgendeine fremde Frau hat bei deinen Eltern gegen die Haustür gehämmert und behauptet, du zu sein. Das muß dieselbe Frau gewesen sein, die Sam Towne gesucht hat.«
    »Ist sie noch dort?«
    »Nein, sie ist abgehauen. Deine Mutter war anscheinend allein und hat sich so gefürchtet, daß sie die Polizei gerufen hat. Wer könnte ihr einen Vorwurf machen? Dein Vater hat die Frau gerade noch kurz gesehen, bevor sie ihnen entwischt ist.«
    »Wie sah sie aus? Hat er etwas darüber gesagt?«
    »Nein, nicht viel. Nur, daß sie etwa in deinem Alter war und dunkle Haare hatte. Und daß deine Mutter immer noch ziemlich mit den Nerven runter ist. Aber sie wird dich morgen anrufen. Er wollte uns nur warnen, falls diese Frau auch hier aufkreuzt. Anscheinend ist sie verrückt und sucht irgendwelche angeblichen Spuren ihrer Vergangenheit.«
    »Himmel!« Unwillkürlich fuhr Joanna zusammen. »Wie schauerlich.«
    Ralph strich ihr sanft eine Haarsträhne aus der Stirn. »Keine Angst, die Polizei hält sie für harmlos. Sie haben gesagt, es gibt einen Namen dafür, wenn Menschen sich einbilden, jemand anderer zu sein, irgendein Soundso-Syndrom. Vielleicht ist es jemand, mit dem du zusammen auf der Schule oder im College gewesen bist. Von solchen Dingen hört man ja von Zeit zu Zeit.«
    »Es gefällt mir trotzdem nicht.«
    Da nahm er sie in den Arm und sah ihr in die Augen. »Mach dir keine Sorgen, dir wird nichts passieren. Darauf passe ich schon auf.«
     
     
    KAPITEL 54 An der Grand Central Station nahm sie die U-Bahn zur 68. Straße. Minuten später befand sie sich wieder in derselben Straße, die sie am Tag zuvor mit Sam entlanggegangen war. Das Haus, das sie gesehen hatten, war heruntergekommen, verlassen und unansehnlich gewesen. Doch jetzt fiel Licht aus den Fenstern, die Eingangstür war in einem sehr dunklen Grün gestrichen, und darauf stand in schlichten Messingziffern die Hausnummer 139.
    Trotz ihrer beklemmenden Vorahnung stieg sie die Stufen zur Tür hinauf und klingelte. Sie hörte, wie aufgeschlossen wurde, dann ging die Tür auf. Ralph Cazaubon sah sie an und sein Gesicht verriet, daß er sich nicht an sie erinnerte.
    »Ralph?« sprach sie ihn unsicher und mit belegter Stimme an.
    Da veränderte sich etwas in seinem Ausdruck. Nicht, daß er sie wiedererkannte, aber er schien zu irgendeiner Einsicht gelangt zu sein.
    »Sie kennen mich?« fragte er sie.
    »Ja. Kennen Sie mich nicht?«
    Er schüttelte kaum merklich den Kopf, doch plötzlich stutzte er. »Ja, ich glaube, ich weiß, wer Sie sind.«
    Anscheinend sah er ihr an, daß sie erleichtert oder dankbar war über den winzigen Trost, den sie aus seinen Worten schöpfte, denn auch sein Gesicht nahm einen sanfteren Ausdruck an. In seinem Blick lag Mitgefühl und eine Freundlichkeit, die ihr in kürzester Zeit vollkommen fremd geworden war.
    »Tatsächlich? Kennen Sie mich wirklich?«
    Das inständige Flehen in ihrem Blick und in ihrer Stimme rührte ihn an. Daß dieses arme, verwirrte Geschöpf jemandem etwas Böses tun könnte, schien ihm unvorstellbar.
    »Ich denke, Sie kommen besser herein«, meinte er.
    Als sie ins Licht trat, sah er, daß ihr Haar noch feucht vom Regen war und strähnig herunterhing. Über ihre Wange lief ein roter Kratzer, offenbar hatte sie ihr Gesicht an irgend etwas aufgeschrammt. Ihre Kleider waren zerknittert und schmutzig, Schlamm klebte an ihren Schuhen und war bis zu ihren Knien heraufgespritzt.
    Sie schaute sich um, dann richtete sie den Blick auf Ralph, während er die Tür hinter ihr schloß. Und mit einem Mal sprudelten die Worte aus ihr heraus.
    »Keiner kennt mich mehr. Nur Sie. Und heute vormittag hatte ich solche Angst vor Ihnen, daß ich weggelaufen bin. Ich bin zu meinen Eltern gefahren, aber sie ließen mich nicht ins Haus, weil sie mich auch nicht erkannten. Und dann hörte ich jemanden sagen, die Tochter meiner Eltern hieße Cazaubon, Joanna Cazaubon…«
    »Kommen Sie bitte, hier entlang…«
    Er nahm sie am Arm und geleitete sie ins Wohnzimmer, wo er zwei Stunden zuvor mit Sam gesessen hatte.
    »Nehmen Sie doch Platz. Haben Sie keine Angst, beruhigen Sie sich. Ich werde tun, was ich kann, um Ihnen zu helfen.«
    »Aber wissen Sie denn, was geschehen ist? Verstehen Sie, warum ich gekommen bin?«
    »Ich glaube schon.«
    Plötzlich wurde sie unruhig. »Ich muß mit jemandem reden, mit einem

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