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Ex

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Titel: Ex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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Nicht, weil es keine gäbe – es gibt viel zu viele und keine davon ist befriedigend. Ab einem gewissen Punkt sind Erklärungen nichts als Versuche, dieselbe Frage neu zu stellen – sie erklären nicht das geringste.«
    »Okay«, nickte Ralph und verschränkte die Arme. »Das war das Vorwort, jetzt die Rede.«
    Sam starrte auf den Teppich und überlegte, wo er anfangen sollte. Dann lehnte er sich zurück und legte die Arme locker auf die Lehnen.
    »Vor ungefähr einem Jahr hat eine Gruppe – unter anderem die Joanna, die gestern nacht hier war – einen Geist namens Adam Wyatt erschaffen. Im Rahmen eines psychokinetischen Experiments, das die Frage beantworten sollte, ob sich geistige Energie auf Materie auswirken kann. Wir haben Adam frei erfunden, samt seiner ganzen Lebensgeschichte. Um sicherzugehen daß er nicht wirklich gelebt hat, haben wir ganze Archive durchkämmt und sämtliche verfügbaren Quellen durchstöbert. Doch es gab wirklich keine Spur von einem solchen Mann. Mit dem Experiment wollten wir nun herausfinden, ob wir ein Wesen erzeugen könnten, das mit uns auf die eine oder andere Weise kommuniziert.«
    Sam machte eine Pause, ohne den Blick von Ralph zu wenden, der seinerseits reglos dasaß.
    »Nun ja, wir erzielten einen Erfolg, den wir nicht einmal in unseren kühnsten Träumen erwartet hätten. Adam Wyatt existierte zwar nicht, aber er kommunizierte mit uns. Und jetzt sieht es sogar so aus, als existierte er oder als hätte er zumindest in der Vergangenheit existiert. Was bereits verschiedene bemerkenswerte Folgen gezeitigt hat. Sie zum Beispiel. Es gäbe Sie sonst einfach nicht. Denn Sie sind ein direkter Nachkomme von Adam Wyatt.«
    Ralph starrte Sam ungläubig an. Und begann wie in Zeitlupe seine Arme aus ihrer Verschränkung zu lösen, so verblüfft war er.
    »Was zum Teufel wollen Sie mir denn da auftischen?«
    Doch Sam hob abwehrend die Hand. »Ich habe Sie ja gewarnt, daß das alles für Sie völlig absurd klingen wird.«
    »Wollen Sie etwa behaupten, Sie hätten mich erfunden…«
    Sams Geste war teils entschuldigend, teils hilflos.
    »Und meine Eltern«, fuhr Ralph fort, und seine Stimme klang immer ungläubiger, »und deren Eltern und so weiter bis hin zu…?«
    »Ich weiß. Ich weiß, wie sich das anhören muß.«
    »Das ist die wahnwitzigste Idee seit der Behauptung, daß Gott die Welt erst gestern erschaffen hat und die Fossilien darin versteckt hat, um uns glauben zu machen, es gäbe uns schon seit fünfzehn Milliarden Jahren!«
    »Eine weitere Folge von Adams Existenz ist, daß wir, die wir ihn erschaffen haben… aufhören zu existieren.«
    Da schnellte Ralph mit dem Kopf zurück, als träfen ihn diese Worte wie eine Ohrfeige.
    »Was zum Teufel soll das denn heißen… aufhören zu existieren?«
    »Alle Mitglieder der Gruppe, die Adam erzeugt haben, sind inzwischen tot. Bis auf mich und Joanna – die Joanna von gestern nacht. Und nur der Himmel weiß, was ihr zugestoßen ist.«
    Unwillkürlich drehte Ralph sich um und sah ins Badezimmer, wo er den in Spiegelschrift gekritzelten Hilferuf sehen konnte.
    »Ich bin nicht verrückt, Ralph«, sagte Sam. »Das weiß ich sicher. Genau wie Sie wissen, daß Sie kein Produkt meiner Phantasie sind. Tatsache ist, daß wir beide mit einer einzigartigen Situation konfrontiert sind… oder, besser gesagt, in ihr drinstecken.«
    Ralph sah ihn an und schüttelte dann immer wieder und immer heftiger mit dem Kopf.
    »Nein… nein, nein, nein, nein, nein… das ist doch Schwachsinn… das ist einfach unmöglich…!«
    In diesem Moment empfand Sam tiefes Mitleid mit ihm. Er konnte verstehen, wie sich Ralphs Bewußtsein mit aller Kraft gegen das sträuben mußte, was er da zu hören bekam.
    »Am erschreckendsten ist«, meinte Sam leise und beugte sich dabei vor, »daß nichts unmöglich ist. Wenn ich ein Tintenfaß umstoße, ist es nicht unmöglich, daß alle Moleküle sich wieder vom Tischtuch lösen und zurück in die Flasche wandern. Es ist nur höchst unwahrscheinlich. Wahrscheinlich hingegen ist, daß ein Geldstück, das hundert Mal in die Luft geworfen wird, fünfzig Mal auf Kopf und fünfzig Mal auf Zahl landet. Möglich allerdings wäre durchaus, daß es hundert Mal auf derselben Seite landet. Der Lauf der Dinge wird weniger von Gesetzen bestimmt als vom Spiel der Wahrscheinlichkeit.«
    Das weckte Ralphs Widerspruchsgeist, und er beugte sich streitlustig vor. »Auch wenn ich kein Wissenschaftler bin, kenne ich doch Einsteins Ausspruch: ›Gott

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