Ex
würfelt nicht‹. Irrt er da?«
»Das war ein Glaubenssatz, keine wissenschaftliche Aussage. Bisher hat sich noch bei jedem Experiment die Würfeltheorie als richtig herausgestellt. Demzufolge können wir nicht behaupten, daß etwas nicht passieren kann, weil es unmöglich ist. Denn nichts ist unmöglich!«
Sams Worte klangen nach, während Ralph sich die Handgelenke massierte und dann die Arme auseinanderriß, als wollte er sich von unsichtbaren Ketten befreien.
»Nein! Das kaufe ich Ihnen nicht ab! Nein, das glaube ich nicht. Da muß es doch Beweise geben – oder zumindest Leute, die auch von diesem sogenannten Experiment wissen, mit denen ich darüber reden könnte.«
Gelassen erwiderte Sam: »Es gibt keinen Beweis. Alle Menschen, die von diesem Experiment wußten – zum Beispiel meine Kollegen, die nicht teilgenommen, aber damals mit mir darüber diskutiert haben – erinnern sich an nichts. Jede Spur ist getilgt. Es hat niemals stattgefunden.«
»Also habe ich nur Ihr Wort, daß diese unglaubliche Geschichte…?«
»Mein Wort und die Tatsache, daß gestern nacht jemand in diesem Haus verschwunden ist. Jemand, den Sie gesehen, mit dem Sie gesprochen haben, der Sie beim Hereinkommen vielleicht sogar flüchtig berührt hat. Sie werden ja jetzt nicht so tun wollen, als wäre das nie passiert?«
Ralph öffnete den Mund, um etwas zu sagen, verlor dann aber offenbar den Mut und ließ sich nur langsam auf der Bettkante nieder. Er schlug die Hände vors Gesicht.
»Wissen Sie, was wirklich unheimlich ist? Es klingt verrückt, aber der Gedanke läßt mich nicht mehr los…«
Mit geröteten Augen sah er zu Sam auf.
»Als ich gestern abend die Tür aufgemacht habe, habe ich ganz kurz geglaubt, ich kenne diese Frau. Es war wie bei einem Déjà-vu, so ein Gefühl, irgendwie unerklärlich. Etwas in mir war sicher, diese Frau von irgendwoher zu kennen. Dann habe ich mir natürlich ge-sagt, daß ich mir das nur einbilde – schließlich hatten Sie mir ja erst kurz vorher von ihr erzählt, und dann kam ja auch noch der Anruf von Joannas Vater.«
Mit hochgezogenen Augenbrauen dachte er nach. »Das kann nicht sein, daß ich sie schon einmal gesehen habe, oder? Wäre das denn möglich?«
Sam überlegte, ob er aussprechen sollte, was ihm durch den Kopf ging. Nun, warum nicht, er hatte ihm schon so viel erzählt.
»Joanna – also meine Joanna – hat behauptet, Sie kennengelernt zu haben. Es war ganz ähnlich wie bei Ihrer ersten Begegnung mit Ihrer Frau: ein Ausritt, der Kirchhof, Adams Grab. Nur war es in ihrem Fall erst drei, nein inzwischen vier Tage her, nicht ein Jahr.« Nach einem kurzen Zögern fügte er hinzu: »Und es sah nicht so aus, als ob Sie mal heiraten würden.«
Sam lehnte sich wieder zurück.
»Das war’s, Ralph. Mehr kann ich wirklich nicht sagen. Was Sie daraus machen, bleibt Ihnen überlassen.«
Reglos und in sich zusammengesunken saß Ralph auf der äußersten Kante des ungemachten Ehebetts und preßte sich die Fäuste vors Gesicht. Doch schließlich erhob er sich langsam und schwerfällig.
»Was tun wir jetzt?« fragte er mit brüchiger Stimme.
»Sie sollten zurück zu Ihrer Frau gehen. Und an ihrer Seite bleiben.«
»Sie hat mich gebeten, Sie mitzubringen. Ich habe es ihr versprochen. Sie möchte wissen, was Sie von alledem halten.«
»Gut, ich komme mit.« Sam stand auf.
»Wagen Sie sich ja nicht in ihre Nähe!« Ralph funkelte ihn an.
»Wie Sie wollen«, erwiderte Sam achselzuckend. »Aber sie wird sich fragen, warum ich nicht mit ihr reden will. Oder warum Sie mich nicht mit ihr reden lassen. Und wenn ihr Ihre Geschichte nicht gefällt, wird sie mich bestimmt anrufen. Was soll ich ihr dann sagen?«
Ralph dachte darüber nach. Es stimmte, seine Frau war nicht der Typ, der sich mit billigen Ausflüchten abspeisen ließ.
»Hören Sie mal, Towne…«
»Sagen Sie Sam, das ist einfacher.«
»Gut, Sam. Wenn Sie ihr jemals etwas von alldem sagen, was Sie mir gerade erzählt haben, breche ich Ihnen sämtliche Knochen. Verstanden?«
Sam sah ihn von oben bis unten an. Ralph war durchtrainiert, gut gebaut und wahrscheinlich kräftig genug, um seine Drohung in die Tat umzusetzen. Zumindest war er so durcheinander, daß er es versuchen würde.
»Keine Angst. Ich werde Ihre Frau nicht beunruhigen. Dazu habe ich keine Veranlassung. Deshalb schlage ich vor, daß wir beide eine Abmachung treffen.«
»Eine Abmachung?« Ralph musterte ihn mit einem spöttischen Blick.
»Ich gehe mit Ihnen zu
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