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Ex

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Titel: Ex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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Es ist äußerst bemerkenswert.«
    Sie begann zu strahlen. »Finden Sie wirklich?«
    »Das Buch hat es verdient, ein großer Erfolg zu werden.«
    »Ich bin Ihnen sehr dankbar, daß Sie das sagen. Vielleicht könnten wir irgendwann einmal ausführlicher darüber sprechen?«
    »Ja, gern.«
    Nun fand das Gespräch ein schnelles Ende. Da Joannas Vater nicht selbst den Tatort besichtigen durfte, drängte er die beiden Frauen, schnell zu packen, während er in die Garage hinuntertelefonierte, damit man seinen Wagen vorfuhr. Sam verabschiedete sich förmlich von den dreien, und Ralph begleitete seine Frau und seine Schwiegereltern nach unten. Als er zurückkam, wartete Sam auf ihn.
    »Das haben Sie gut gemacht«, lobte ihn Ralph. »Danke.«
    »Sie sind reizende Menschen. Ich hoffe, diese Sache nimmt sie nicht noch mehr mit, als es bis jetzt schon der Fall ist.«
    Inzwischen hatte Ralph einen Schlüsselbund aus der Tasche gezogen, zögerte jedoch, ihn aus der Hand zu geben.
    »Ich weiß wirklich nicht, ob ich Ihnen die Schlüssel zu meinem Haus geben soll, oder ob ich lieber eine psychiatrische Klinik anrufen und Sie einliefern lassen soll«, meinte er. »Doch nach der letzten Nacht denke ich mir: ›Im Zweifel für den Angeklagten‹.«
    »Danke«, sagte Sam und nahm die Schlüssel. »Wenn Sie aus dem Hotel ausziehen, sagen Sie mir Bescheid, wo ich Sie erreichen kann.«
     
    KAPITEL 60 Er brauchte mehrere Stunden, um die ganze Geschichte – ausnahmsweise nicht in Steno – aufzuschreiben, während er am Schreibtisch des Musikzimmers saß, wo Ralph seine Opern komponierte. Die meisten seiner Werke waren noch nie aufgeführt worden, allerdings entdeckte Sam in einem Regal an der Wand verschiedene CDs mit Aufnahmen seiner Orchesterstücke. Als er ein paar davon abspielte, fand er sie zwar interessant, aber der Einfluß anderer Komponisten war unüberhörbar. Ihm kam der – vielleicht etwas kleinliche – Gedanke, daß der Mann reich genug war, um seiner Leidenschaft zu frönen, aber nicht talentiert genug, um seinen Lebensunterhalt damit zu verdienen.
    Doch in seiner Niederschrift ließ er die Musik unerwähnt. Warum sollte er ausgerechnet den Menschen verletzen, der höchstwahrscheinlich dieses Dokument finden und lesen würde?
    Erst als ihm dieser Gedanke durch den Kopf ging, fragte sich Sam, ob er diese Schrift in Erwartung seines Todes verfaßte, als eine Art Abschiedsbrief. Und er erkannte, daß es so war. Zwar ging er nicht davon aus, daß er sterben würde (inzwischen ging er von gar nichts mehr aus), aber er sah auch nicht, wie er in seinem gegenwärtigen Zustand weiterexistieren konnte. Sechs aus der Gruppe waren bereits tot, und Joanna – seine Joanna – war in irgendeine seltsame Randzone einer veränderten Welt geraten, in der er sich nun auch selbst wiederfand.
    Ohne weitere Mutmaßungen über sein persönliches Schicksal anzustellen, schrieb er in allen Einzelheiten, an die er sich erinnern konnte, die Geschichte auf. Als erstes berichtete er, wie er in Around Town Joannas Enthüllungen über Camp Starburst und die zynischen Machenschaften von Ellie und Murray Ray gelesen hatte. Dann erzählte er von seiner ersten Begegnung mit Joanna in einem Fernsehstudio und wie sie sich danach auf der Straße wiederbegegnet waren, nach Joannas schrecklichem Erlebnis mit Ellie. Er schilderte, wie die Idee zu dem Experiment entstanden war und wie sich gleichzeitig seine Beziehung zu Joanna entwickelt hatte. In schlichten, nüchternen Worten hielt er alles fest, was geschehen war – von jenem Zeitpunkt an bis jetzt, fast zwölf Monate später, in einem anderen Uni-versum.
     
    » Was meine ich, wenn ich von einem ›anderen Universum‹ spreche? Spreche ich von parallelen Welten? Und wenn, was soll das wiederum heißen? Es ist nur eine Vorstellung, eine Möglichkeit von vielen, die Seltsamkeit der Natur zu beschreiben, die sich zeigt, wenn wir sie genauer betrachten. Wir wissen, daß es in Wirklichkeit nur eine einzige Welt gibt: die, in der wir leben. Wir wissen auch, daß Begriffe wie Raum und Zeit nur Konstrukte unseres Bewußtseins sind, daß sie nicht unabhängig von uns und außerhalb von uns existieren.
    Man sagt, die Physiker hätten einen hohen Preis für die Erkenntnis der Natur bezahlt: sie hätten ihren Halt in der Realität verloren. Natürlich ist dabei ‚Realität’ im landläufigen Sinn gemeint – als eine wechselseitige Beziehung zwischen der Welt, dem ›dort draußen‹, und uns, dem ›hier

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