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Ex

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Titel: Ex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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nichts mehr zu fürchten.«
    Er zog sie an sich, spürte die Rundungen ihrer Brüste, ihren Bauch, ihre Schenkel, den Schweißfilm auf ihrer Haut. Er konnte sie spüren, aber er konnte sie nicht sehen. Er wußte, daß es die verschwimmenden Linien und Konturen, die er von Zeit zu Zeit zu sehen geglaubt hatte, nur in seiner Vorstellung gab, die seine sinnliche Wahrnehmung in geistige Bilder verwandelte.
    »Ich möchte dich sehen«, sagte er. »Ich muß.«
    »Ja, ich weiß.« Ihre Stimme klang sanft, voller Zärtlichkeit, während ihre Hand über sein Gesicht glitt. »Es ist schon in Ordnung. Du kannst das Licht ruhig einschalten.«
    Er griff dorthin, wo seiner Erinnerung nach die Nachttischlampe sein mußte, und tastete nach dem Schalter. Schließlich fand er ihn – doch aus irgendeinem Grund, der ihm selbst nicht ganz klar war, zögerte er.
    »Hab keine Angst«, sagte sie.
    Da drückte er.
    Das grelle Licht war wie eine Explosion. Aber noch schlimmer als der stechende Schmerz in seinen Augen war das durchdringende, röchelnde Geräusch – ein infernalisches Brüllen rings um ihn, das alles verzehrte und sich in sein Gehirn hineinbrannte.
    Er wußte nicht, wie lange es anhielt, doch als das blendende Weiß schwächer wurde und allmählich wieder Ruhe einkehrte, überkam ihn eine seltsame Leere, er fühlte und spürte absolut nichts.
    Irgendwo erschallte ein schmerzvolles und angstgepeinigtes Heulen. Er wußte, daß es seine Stimme war, aber sie schien nicht zu ihm zu gehören.
    Jetzt hörte er wieder ihre Stimme, ruhig, zuversichtlich, beherrscht. Als hätte sie gewußt, daß all dies mit ihm geschehen würde, und als wollte sie ihm dabei zur Seite stehen.
    »Es ist alles gut, mein Schatz… hab keine Angst… jetzt bist du in Sicherheit…«
    Erschrocken und empört schrie er auf: »Ich kann nichts mehr sehen… wo bin ich?«
    Mit einem Mal war die Gefühllosigkeit vorbei, wie nach einem Unfall, wenn der Schock nachläßt. Aber jetzt empfand er keinen Schmerz, er fühlte nur, daß er auf den Beinen stand und wie ein Blinder mit ausgestreckten Armen vorwärts taumelte.
    Wieder vernahm er ihre Stimme – diesmal so nah, als würde sie in seinem Kopf ertönen.
    »Komm… komm mit mir…«
    Er spürte, wie sich ihre Hand ganz leicht, beinahe unmerklich, auf die seine legte. Vorsichtig machte er ein paar Schritte, und plötzlich schien der Boden unter seinen Füßen wegzubrechen.
    Doch er stürzte nicht. Es war, als würde sich das Haus, die Stadt, die ganze Welt in unendlichen Weiten auflösen. Er spürte, wie er flog, getragen von einer unergründlichen, grenzenlosen, allumfassenden Macht. Und er wußte, daß Joanna bei ihm war, aber er wußte nicht, woher dieses Wissen rührte.
    Da wurde er von dem Gedanken durchdrungen, daß sie nicht bei ihm, sondern irgendwie in ihm, ein Teil von ihm war. Und dieser Gedanke war so einleuchtend und so offensichtlich wahr, daß er nicht den geringsten Zweifel daran hegte und sich auch nicht fragte, wie das sein konnte oder wohin sie flogen.
    Er entspannte sich und ließ die Dinge ihren Lauf nehmen, ihren ewigen, endlosen Lauf…
     
    KAPITEL 61 Ralph Cazaubon hatte den ganzen Nachmittag vergeblich versucht, in seinem Haus anzurufen. Am ersten Tag seiner ungewöhnlichen Wacht hatte er Sam nicht stören wollen, jetzt, am zweiten Tag, war er aber so gespannt, was dort vor sich ging, daß er sich kaum auf etwas anderes konzentrieren konnte.
    Trotzdem hatte er bis nach dem Mittagessen abgewartet. Den Vormittag war er damit beschäftigt gewesen, eine Mietwohnung zu suchen, doch er hatte bisher nichts Passendes für sich und Joanna gefunden. Allerdings bestand kein Grund zur Eile: Sie war gern bei ihren Eltern, und er hatte versprochen, heute abend hinauszufahren und bei ihr zu übernachten. Vielleicht sollten sie erst einmal Urlaub machen, hatte er vorgeschlagen, und irgendwo in der Sonne diesen Alptraum vergessen. Der Vorschlag hatte ihr gefallen, sie wollten beim Abendessen ausführlicher darüber reden.
    Und so blieb ihm nur dieser Nachmittag, um herauszufinden, was mit Sam Towne los war, und das möglichst noch vor Einbruch der Dunkelheit. Denn auch wenn er es sich selbst nur ungern eingestand, machte ihm dieses Haus – sein Haus – jetzt im Dunkeln angst. Er hatte sich bereits entschieden, es zu verkaufen. Selbst wenn sich die Vorfälle von vorgestern nacht niemals wiederholen sollten, würde er doch nicht wieder dort leben können. Und vor allem konnte er Joanna das Risiko nicht

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