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Ex

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Titel: Ex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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drinnen‹. Nun gilt diese Unterscheidung nicht mehr, und der gesunde Menschenverstand, der sie für selbstverständlich gehalten hat, hat sich als unzuverlässig erwiesen. Jetzt können wir nicht mehr den Halt in der Realität verlieren. Denn das Haltende und das Gehaltene sind ein und dasselbe. Der Beobachter und das Objekt seiner Beobachtung sind nur Teile eines Spektrums, die nicht unabhängig voneinander existieren können.
    In der Physik mußten wir eine Sprache erlernen, die sowohl die Genauigkeit unserer Erkenntnisse als auch deren Vieldeutigkeit zum Ausdruck bringt. Beispielsweise ist ein Elektron nicht entweder ein Partikel oder eine Welle, sondern beides. Es existiert in einer ›Überlagerung von Zuständen‹. Erst wenn wir es zum Zweck einer Messung als das eine oder das andere definieren, dann gehorcht es uns.
    Das Universum, in dem wir leben, wird von uns ebenso ›erdacht‹ wie wir von ihm. Offensichtliche, einfache Gesetze wie Ursache und Wirkung haben ihre Gültigkeit verloren. Niels Bohr definierte Kausalität lediglich als eine Methode, mit der wir unsere Sinneswahrnehmung einer bestimmten Ordnung unterwerfen.
    Auf der mikroskopischen Ebene ist diese Seltsamkeit längst eine unbestrittene Tatsache. Die einzige Frage war nur, ob sie auch auf die makroskopische Welt unseres täglichen Lebens übergreifen kann. Und es gibt immer mehr, inzwischen sogar erdrückend viele Beweise, daß dies möglich ist.
    Ich selbst, der ich hier sitze, bin der lebende Beweis.«
     
    Sam legte den Füller zur Seite, lehnte sich zurück und blickte zur Decke, die im spärlichen Licht der Schreibtischlampe kaum zu erkennen war. Während er geschrieben hatte, war es Nacht geworden. Er versuchte ein Resümee zu formulieren, einen Schlußsatz zu finden, die Quintessenz all dessen, was er zum Ausdruck bringen wollte.
    Natürlich war das ein hoffnungsloses Unterfangen. So etwas wie das berühmte letzte Wort gab es nicht.
    »Der lebende Beweis«, las er und griff nach dem Füller, ohne jedoch weiterzuschreiben.
    Denn in diesem Moment hörte er ihre Stimme. Ganz deutlich, wenn auch nicht laut. Und er war sich auch nicht sicher, woher sie kam.
    Leise stand er auf, als könnte das geringste Geräusch sie so sehr erschrecken, daß sie wieder verschwand, womöglich sogar für immer.
    »Joanna?« rief er verhalten.
    Es kam keine Antwort. Erst jetzt wurde ihm klar, daß er zwar ihre Stimme gehört hatte, aber überhaupt nicht wußte, was sie gesagt hatte. War ihre Stimme wirklich dagewesen? Oder spielten ihm seine Sinne einen Streich?
    Er trat in den Flur und lauschte in die Dunkelheit. Im Haus war alles still, nur der gedämpfte Straßenlärm von draußen war zu hören. Er rief noch einmal.
    »Joanna…?«
    Wieder keine Antwort. Dann kam von oben ein schwaches, kurzes Geräusch, als würde jemand über ein loses Bodenbrett huschen.
    Mit jedem Schritt wurde es dunkler, als er die Treppe hinaufging und sich das Licht aus dem Musikzimmer langsam hinter ihm verlor. Er blieb stehen und rief beinahe flüsternd ihren Namen.
    »Joanna, bist du da?«
    Wieder hörte er ihre Stimme, diesmal näher. Auch sie sprach flüsternd, wie er. Daß es ihre Stimme war, stand außer Zweifel, aber er verstand noch immer nicht, was sie sagte.
    »Joanna…? Wo bist du?«
    Er tastete in der Dunkelheit nach einem Lichtschalter und schrie erschrocken auf, als seine Hand warmes, festes Fleisch spürte. Joannas unsichtbare Finger schlossen sich um seine Hand und hielten sie fest.
    »Ich bin da«, sagte sie. Jetzt war ihre Stimme ganz deutlich und so nahe, daß er ihren Atem spürte. Ihr warmer, weicher Körper preßte sich an ihn. Er hielt sie nackt in den Armen, und in der Dunkelheit begegneten sich ihre Lippen.
    Da spürte er ihre Hand an seiner Brust und merkte, daß sie ihm das Hemd aufknöpfte. Er schob ihre Hand beiseite und riß sich selbst ungestüm die Kleider vom Leib. Dabei sprach er kein Wort, er wußte, daß er nichts herausbringen würde. Das Herz hämmerte gegen seine Rippen, als er sich von ihr blind durch die Finsternis führen ließ, bis er mit den Beinen gegen das Bett stieß.
    Sie stürzten sich auf das Bett und fielen mit schier unerschöpflicher Gier und unendlicher Wollust übereinander her. Die einzigen Geräusche waren die der Begierde und der Ekstase, bis sie endlich ihren Hunger gestillt hatten und in zärtlicher Umarmung dalagen.
    »Ich bin so glücklich«, hauchte sie. »Ich wußte, daß du kommen würdest. Jetzt brauchen wir uns vor

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