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Antrieb 1777 nach Amerika gereist, um im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gegen die Briten zu kämpfen. Er wurde zum Generalmajor ernannt, schloß eine lebenslange Freundschaft mit George Washington und brachte es in der Schlacht von Brandywine in Pennsylvania zu militärischen Ehren. 1779 kehrte er nach Frankreich zurück und setzte durch, daß die Regierung die Kolonisten mit einer sechstausend Mann starken Expeditionsarmee unterstützte. Er hatte wesentlichen Anteil am entscheidenden Sieg der Amerikaner in der Schlacht bei Yorktown 1781. Als in beiden Ländern gefeierter Held kehrte er nach Frankreich zurück, wo er Anführer der liberalen Aristokraten wurde und für Religionsfreiheit und die Abschaffung des Sklavenhandels eintrat. 1789 zählte er zu den führenden Köpfen der Französischen Revolution, konnte sich mit seinen reformistischen Ideen aber nicht gegen den revolutionären Eifer Robespierres und seiner Anhänger behaupten. Nach einem vergeblichen Versuch, die Monarchie zu retten, floh er 1792 nach Österreich. Unter Napoleon kehrte er 1799 nach Frankreich zurück und lebte dort noch dreißig Jahre lang als Gutsherr und Kammerabgeordneter. In Amerika blieb er zeitlebens beliebt, und bei seinem Besuch 1824/25 wurde er begeistert empfangen und mit allen denkbaren Ehren und Würden ausgezeichnet.
»Das ist eine gute Geschichte«, meinte Sam, »aber für unsere Zwecke ungeeignet, weil er wirklich gelebt hat.«
»Wir könnten doch ohne weiteres einen Amerikaner erfinden, der mit ihm zurück nach Frankreich gegangen ist«, wandte Barry ein. »Irgendeinen Jungen aus Neuengland, der vom Heldentum träumt, sich von den Idealen der Revolution begeistern läßt und auf der Guillotine endet.«
Ringsum wurde zustimmendes Gemurmel laut, und Maggie McBride faßte den allgemeinen Konsens in Worte.
»Ich glaube, das ist wirklich eine glänzende Idee. Ein Amerikaner in Paris. Sehr schön.«
KAPITEL 15 Die Augen seiner Mutter waren rot, weil sie die ganze Nacht geweint hatte. Am liebsten hätte er die Arme um sie geschlungen und ihr versichert, daß alles gut werden würde, daß sie sich eines Tages wiedersehen würden. Doch so etwas war in ihrer Familie nicht üblich. Er konnte ihr nicht sagen, daß er sie liebte und vor Sehnsucht Tränen vergießen würde, wie auch sie ihm nicht sagen konnte, welch bitteren Schmerz sie empfand angesichts des bevorstehenden Abschieds. Ihr einziger Sohn zog im Gefolge des berühmten Generals Lafayette nach Frankreich, und tief im Inneren wußte sie, daß sie ihn nie wiedersehen würde. Doch als er sie auf ihre roten Augen ansprach, gab sie ihm nur unwirsch zur Antwort, der Staub mache ihr zu schaffen. Sie reagierte empfindlich auf die blühenden Gräser und Blumen im Sommer ebenso wie auf das feine, weiße Mehl, das wie Nebel über der Kornmühle hing. »Iß jetzt«, wies sie ihn an. »Du hast einen langen Tagesritt vor dir, eine solche Reise kann man nicht mit leerem Magen antreten.«
Dann beschäftigte sie sich mit unnützen Arbeiten und starrte finster vor sich hin, während sie mit Töpfen, Pfannen und Geschirr schepperte und ihr Sohn ein letztes Mal in ihrer Küche frühstückte. Durch das Fenster sah sie, wie ihr Mann John mit Edward, dem jungen Stallburschen, die Pferde sattelte. Er kam gemessenen Schrittes auf das Haus zu, und sie wußte, daß der Augenblick gekommen war. So holte sie tief Atem und stählte sich für die Trennung.
Steif, weil körperlichen Kontakt nicht gewöhnt, umarmten sich Mutter und Sohn. Er umklammerte die Bibel, die sie ihm in die Hand gedrückt hatte, und versprach, sie in Ehren zu halten. Vom Hof aus blickte sie den Gestalten nach, die den Weg hinunter zu den Bäumen ritten. Einmal noch drehte er sich um und hob die Hand. Als sie zurückwinkte, war er schon zu weit entfernt, um ihr Zittern zu bemerken. Nachdem Vater und Sohn im dichten Grün verschwunden waren, drehte sie sich schnell um und ging in die Küche zurück.
Adam Wyatt fühlte eine schwere Last von sich abfallen, während er an der Seite seines wortkargen Vaters am Hudson River entlang in Richtung New York ritt. Zuerst hatte ihn das Schweigen bedrückt, doch nun machte es ihm nichts mehr aus, und seine Gedanken richteten sich auf das große Abenteuer, das vor ihm lag. Es war reiner Zufall gewesen, daß der berühmte Franzose auf ihn aufmerksam geworden war, eine unbedachte Tat hatte ihm bei seiner Feuerprobe im Krieg den Ruf der Tapferkeit eingetragen. Denn ein Pferd hatte sich
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