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Ex

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Titel: Ex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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aufzufassen schien.
    »Himmel, Sam! Ich hab’ gedacht, hier geht es um ein wissen-schaftliches Experiment, und da kommst du mit einem Brettspiel an.«
    »Das Ouija-Brett oder vergleichbare Spielbretter gibt es in China und Griechenland mindestens seit dem sechsten Jahrhundert vor Christus. Die Römer lernten es im dritten Jahrhundert nach Christus kennen, die Mongolen im dreizehnten. Europa entdeckte es um 1850. Die Indianer hatten eine eigene Version, die sie benutzten, um verlorengegangene Gegenstände und Personen zu suchen und sich mit ihren Toten zu unterhalten. Erst vor hundert Jahren wurde es zu einem ›Spiel‹, damals hat ein cleverer Amerikaner ein Patent darauf angemeldet und es kommerziell vermarktet.«
    »Schön und gut. Aber ich halte es trotzdem für eine dumme Idee.«
    »Wie denken die anderen darüber?« Sam sah in die Runde. »Vergeßt nicht, wir tun nichts, wenn nicht alle einverstanden sind oder zumindest bereit, sich einer Mehrheitsentscheidung zu beugen.«
    Ward Riley bemerkte, daß sich Ouija-Bretter in viktorianischen Séancen großer Beliebtheit erfreuten. Offensichtlich verlagerte sich durch sie etwas vom kollektiven Bewußtsein nach außen. »Ich finde, wir sollten es probieren«, unterstützte er den Vorschlag.
    Sie habe zwar gehört, daß es ein »gefährliches Spielzeug« sei, meinte Maggie, aber als sie es einmal als junges Mädchen probiert habe, habe es keine bösen Folgen gehabt – allerdings auch kein positives Ergebnis.
    Drew hatte keine Einwände. Und Pete sagte, es könnte ihnen vielleicht helfen, die Blockade zu durchbrechen, die sie derzeit anscheinend lähmte.
    Roger konnte sich zu keiner Meinung durchringen und wollte sich der Mehrheit anschließen.
    Wie Maggie hatte auch Joanna in ihrer Schulzeit erfolglos damit herumexperimentiert, hatte aber nichts gegen einen neuerlichen Versuch. Und Barry meinte schließlich, was soll’s, machen wir es einfach.
    Das Ouija-Brett, das Sam aus seinem Büro anschleppte, stammte noch aus den Anfangszeiten seiner parapsychologischen Forschungen. Auf der großen handbemalten Tafel gab es alle Buchstaben des Alphabets, die Zahlen von 0 bis 9 und die Worte ›Ja‹ und ›Nein‹ standen einander gegenüber. Der herzförmige Zeiger auf einem kleinen Dreibein mit Filzfüßen war groß genug, daß alle acht Teilnehmer eine Fingerspitze darauf legen konnten – ganz leicht, wie Sam erklärte, sie sollten den Zeigerkopf kaum berühren.
    Obwohl sie ohne großes Tamtam mit der Prozedur begannen, lag unbestreitbar eine dramatische Spannung in der Luft. Alle mußten sich etwa im gleichen Winkel mit ausgestrecktem Arm nach vorne beugen. Die Finger auf dem filzbezogenen Zeigerkopf erinnerten an Kabelenden, die an einer Batterie zusammenlaufen. Hier wurde nun sozusagen Gestalt, was bisher nur eine abstrakte intellektuelle Übung gewesen war. In nervöser Spannung warteten sie darauf, daß etwas passierte.
    »Ist jemand hier?« fragte Sam in ganz normalem Ton.
    Schweigen. Sie warteten. Nichts geschah.
    Sam stellte dieselbe Frage noch einmal: »Ist jemand hier, der mit uns sprechen möchte?«
    Wieder passierte nichts. Joanna merkte, daß sie unwillkürlich den Atem angehalten hatte. Mit einem schnellen Blick in die Runde stellte sie fest, daß die meisten anderen so wie sie atemlos dastanden. Ihr Finger ruhte so leicht auf dem Filzkopf des Zeigers, daß sie ihn kaum spürte, doch plötzlich wurde diese Wahrnehmung so stark wie bei einem Kribbeln oder einem Jucken, dem man sofort abhelfen muß, damit es einen nicht wahnsinnig macht. Aber sie durfte sich nicht rühren, der Finger mußte auf dem Zeiger bleiben, solange die anderen ihre Finger ebenfalls dort liegen ließen und gespannt darauf warteten, daß etwas geschah.
    Und dann passierte es. Sie schnappte kurz nach Luft. Überraschtes, neugieriges Gemurmel und unterdrückte Aufregung bei den anderen. Das Ding hatte sich definitiv etwa drei Zentimeter weit bewegt. Und so sehr sich Joanna Sams rationale Erklärungen in Erinnerung rief, sie konnte nicht begreifen, was da passierte, und ihr Herz schlug schneller und schneller.
    »Ist jemand hier?« fragte Sam wieder mit ruhiger Stimme. »Bitte zeige auf Ja oder Nein.«
    Eine kurze Pause. Dann ein Ruck, und der Zeiger stand auf ›Ja‹.
    »Jemand hat ihn geschoben«, knurrte Barry.
    »Nein, das stimmt nicht«, entgegnete Sam entschieden. »Laßt eure Finger, wo sie sind. Würde, wer immer auch hier ist, bitte seinen Namen für uns buchstabieren?«
    Ganz

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