Ex
Ihre Antwort lautete, daß es eben einfach nicht geklappt hatte. Obwohl zahllose medizinische Gründe dafür in Frage kamen, hatten sie sich auf keinen bestimmten festgelegt. Sie sagten sich, daß weder Adam noch Angelique sich deshalb Sorgen gemacht hatten, sondern vielmehr davon ausgegangen waren, daß Angelique mit der Zeit schon noch schwanger werden würde. Einstimmig beschlossen sie, daß die beiden einander sehr zugetan waren und ein erfülltes Liebesleben genossen.
»Wir haben darüber gesprochen, was sie essen, wohin sie ausgehen, mit wem sie sich treffen«, ergänzte Roger. »Was gibt es denn noch? Innere Monologe? Träume? Seine Persönlichkeitsentwicklung?«
»Ich glaube nicht, daß man so etwas wie Persönlichkeitsentwick-lung damals schon gekannt hat«, merkte Ward Riley mit einem dünnen Lächeln an. »Die gibt es erst, seit die Psychoanalyse in Kalifornien angekommen ist.«
Mit Interesse stellte Joanna fest, daß Ward Riley von allen Gruppenmitgliedern die wenigsten Anzeichen von Ungeduld erkennen ließ. Er besaß eine innere Ruhe, die einem um so mehr auffiel, je länger man sich in seiner Gegenwart aufhielt. Wahrscheinlich war das eine Folge seines Interesses für östliche Philosophien, überlegte Joanna und fragte sich, ob er Meditation oder Yoga oder etwas in dieser Art betrieb. Bei Gelegenheit wollte sie ihn einmal darauf ansprechen.
»An seinen Freunden sollt ihr ihn erkennen.«
Alle schauten Pete an, der diese Worte gesprochen hatte.
»Ich glaube, es ist ein Zitat, aber ich weiß nicht, von wem.«
Joanna meinte, ihres Wissens müsse es »Taten« statt »Freunde« heißen, war sich aber auch nicht sicher. Doch alle verstanden, was Pete damit gemeint hatte.
»Die Frage ist«, warf Drew ein, »ob wir seine Freunde erfinden oder reale Personen ins Spiel bringen sollen. Wenn wir zu viele Gestalten erfinden, laufen wir Gefahr, Adam aus dem Blick zu verlieren.«
»Drew hat recht«, stimmte Barry zu, »wir dürfen uns nicht verzetteln. Wir müssen Adam zwischen realen Personen ansiedeln, die nicht so berühmt sind, daß sie uns wie Gestalten aus dem Märchenbuch vorkommen.«
»Es könnte da ein oder zwei historische Figuren geben, die nicht so bekannt sind, daß man nur noch Klischeevorstellungen von ihnen hat.« Bei diesen Worten beugte sich Riley ein wenig vor, schlug die Beine übereinander und verschränkte die Arme. »Sie wären vielleicht auch schillernd genug, um… wie soll ich sagen?… der Geschichte ein bißchen mehr Pepp zu geben und die Fantasie anzuregen.«
Erwartungsvoll sahen ihn alle an. »Fahren Sie fort«, ermunterte ihn Sam, als ahnte er schon, was kommen würde.
»Ich denke an Cagliostro und Saint-Germain«, sagte Riley.
Pete lachte. »Klingt wie ’ne Zaubershow in Vegas.«
»Da liegen Sie gar nicht mal so falsch«, erwiderte Riley. »Man könnte sie in gewisser Weise als Zauberer bezeichnen, allerdings sind sie nicht zusammen aufgetreten. Sie waren Abenteurer, Scharlatane und möglicherweise auch Genies. Beide behaupteten, magische Kräfte zu besitzen und Geheimgesellschaften anzugehören, die aus grauer Vorzeit stammten. Interessanterweise ist belegt, daß sie einige bemerkenswerte Heilungen vollbracht haben, ganz zu schweigen von so guten alten Standardwundern wie der Verwandlung von unedlen Metallen in Gold.«
»Alchemisten!« schnaubte Roger verächtlich.
»Ja, Alchemisten. Aber dahinter steckte mehr als Wahrsagerei und billige Tricks für leichtgläubige Leute.«
»Sie haben an Astrologie geglaubt.«
»Und an Zahlenmystik, wie auch Jung, der gesagt hat, die zehn Jahre, in denen er sich mit Alchemie beschäftigte, seien die wichtigsten in seinem ganzen Leben gewesen.«
»Diese Psychiater spinnen doch alle. Ich würde nicht mal meinen Hund zu so einem schicken.«
»In diesem Fall stimme ich Ward zu«, schaltete sich Barry ein. »Man kann das nicht alles in Bausch und Bogen verdammen. Entschuldigen Sie, Roger, ich weiß, Sie sind ein kluger Kopf und haben einiges auf dem Kasten, aber das ist schlichtweg engstirnig und arrogant. Es gibt einfach zu viele Beweise. Ob es Ihnen nun paßt oder nicht, es ist so.«
»Ich nehme alles zurück«, sagte Roger versöhnlich und hob die Hände. »Wenn Sie unbedingt wollen, sollen die beiden eben mitspielen.«
»Das Problem ist nur«, wandte sich Barry an Ward, »daß, soweit ich gelesen habe, Cagliostro kurz vor der Revolution aus Paris abgereist ist und Saint-Germain schon gestorben war.«
»Cagliostro stand auf dem
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