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Ex

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Titel: Ex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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nehmen könnte, fragte sie sich. Und welches letzte Wort hatte er sich wohl diesmal ausgedacht?
    »Sie wollten mich sprechen?« sagte er und beäugte sie über den Rand seiner Lesebrille.
    Joanna holte tief Atem. »Tut mir leid, Taylor. Aber ich möchte mit der Story aufhören.«
    Ausdruckslos sah er sie an.
    »Sie möchten mit der Story aufhören?« meinte er schließlich mit leiser Ironie in der Stimme.
    Joanna korrigierte sich. »Ja, ich weiß – Sie entscheiden, ob eine Story gemacht wird oder nicht. Aber ich habe für mich entschieden, nicht weiter an der Sache dranzubleiben.«
    »Würden Sie mir bitte erklären wieso?«
    »Ich dachte, das liegt auf der Hand«, sagte sie matt. »Sie wissen, was passiert ist. Aber würden Sie mir bitte erklären, warum Sie Sam dieses Geld haben zukommen lassen?«
    Er zuckte die Achseln. »Die Sache schien es mir wert, also habe ich dem Vorstand vorgeschlagen, eine Spende zu machen.«
    »Ich frage mich nur, warum Sie mich nicht eingeschaltet haben, wenn Sie Ihr Interesse an Sams Arbeit zum Ausdruck bringen wollten, schließlich bin ich es ja, die mit ihm zusammenarbeitet. Zumin-dest hätten Sie mir sagen können, daß Sie sich mit ihm in Verbindung setzen wollen. Daß ich es von ihm erfahren mußte, läßt mich dastehen, als sei ich keine vollwertige Mitarbeiterin dieser Zeitschrift.«
    Wieder zuckte er die Achseln, diesmal entschuldigend. »Sie haben recht. Daran habe ich gar nicht gedacht. Ich wollte ihn einfach wissen lassen, daß die Zeitschrift hinter ihm steht.«
    »Und haben gehofft, daß er mit diesem Experiment weitermacht, bis wir alle draufgegangen sind, wenn Sie ihm nur genug zahlen, ja?«
    »Lassen Sie es mich einfach so sagen: Ich habe ein Gespür dafür, wenn irgendwo eine gute Story drinsteckt. Den Rest Ihrer äußerst geschmacklosen Bemerkung möchte ich überhört haben.«
    »Drei Menschen sind gestorben, Taylor, das ist keine Geschmacksfrage. Diese Tatsache weist in eine entsetzliche Richtung. Haben Sie keine Angst, daß dieses Ding vielleicht auch Sie erwischen könnte, wenn Sie sich zu nahe heranwagen? Vielleicht fordert man das Schicksal heraus, wenn man solche Experimente finanziert?« Joanna atmete aufgeregt.
    Für den Bruchteil einer Sekunde flackerte in Taylors Augen Unsicherheit auf. Er hatte sich zwar gleich wieder in der Gewalt, aber Joanna war es nicht entgangen. Triumphierend lächelte sie ihn an. »Aber Sie sind ja nicht abergläubisch, Taylor, oder?«
    Seine halb geschlossenen Augen und der verkniffene Mund gaben zu verstehen, daß er allmählich von dieser Unterhaltung genug hatte.
    »Hören Sie«, erwiderte er knapp, »Wenn Sie die Story nicht machen wollen – gut. Das spricht allerdings nicht gerade für Ihre Professionalität. Sie wollten den Auftrag, aber ich kann Sie nicht zwingen, ihn auszuführen. Dann muß ich eben jemand anderen finden.«
    »Wen?« Mit dieser Möglichkeit hatte Joanna nicht gerechnet. Sie stellte diese Frage, obwohl sie instinktiv wußte, daß es ein großer Fehler war. Denn dadurch gab sie Taylor Freestone ein Druckmittel in die Hand, um ihren Willen zu untergraben und sie dazu zu bewegen, ihre Entscheidung rückgängig zu machen. Und dieser Mann hatte eine besondere Gabe, seine Mitarbeiter dahin zu bekommen, wo er sie haben wollte.
    »Das habe ich mir noch nicht überlegt. Aber eins kann ich Ihnen versprechen: Daß der- oder diejenige die Sache wieder hinbiegen wird.«
    »Was soll das heißen?« Der entrüstete Unterton verriet ihm, daß sie angebissen hatte.
    »Nun, meiner Meinung nach ist es ein Fehler«, sein Tonfall blieb so gleichmütig, als würden sie sich über etwas so Belangloses wie das Wetter unterhalten, »daß Sie mit Sam Towne ins Bett gehen und diese Tatsache verschweigen.«
    Obwohl sie von dieser Bemerkung überrumpelt wurde, gelang es ihr, weder rot zu werden noch auch nur mit der Wimper zu zucken. »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Schätzchen, ich weiß nun mal, wann jemand mit wem eine Affäre hat. Das ist einer der Gründe, weshalb ich diesen Posten hier habe.« Er behielt sie weiterhin ungerührt im Auge. »Und ich halte Ihnen jetzt auch keinen Vortrag über unprofessionelles Verhalten. Schließlich sind Sie keine Ärztin oder Rechtsanwältin, die eine Vertrauensstellung mißbraucht – obwohl man natürlich ihre Unvoreingenommenheit in Frage stellen könnte. Na egal, wer auch immer diese Story übernimmt, wird dieses Verhältnis natürlich erwähnen müssen… und darüber spekulieren müssen,

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