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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Tagtraum einer Gottmaschine.
    Und doch, der Cicada-Typ brachte Neid zum Ausdruck! Als »historische Figur« schienen Geralds Chancen für diese Art der Wiederauferstehung recht groß zu sein. Doch solche Argumente konnten schnell in Sophisterei ausarten. Lief dies alles auf eine deprimierende religiöse Doktrin von Vorbestimmung hinaus? Darauf, dass ein allmächtiger Gott das Schicksal bereits beschlossen hatte?
    Und überhaupt: Was, wenn dieser Erstkontakt auf schreckliche Weise schiefgeht? Angenommen, ich bleibe als der Judas in Erinnerung, der einer neuen Art des Bösen die Tür öffnete. Könnten Menschen in der Zukunft Simulationen schaffen, in denen die Bösewichter der Vergangenheit leiden, oder zumindest einen solchen Eindruck erwecken? Schlimmer noch: Gerald stellte sich das Supercyborg-Äquivalent eines gelangweilten zukünftigen Teenagers vor, der sich diese Vorführung suggestiver Wirklichkeit ansah, mit dem Ellenbogen seine Kumpel anstieß und sagte: »Diesen Teil mag ich besonders! Livingstone versucht dabei, sich uns vorzustellen! Wie herzlose, picklige Halbwüchsige seiner eigenen Ära. Was für ein armseliger Software-Klumpen. Vielleicht hacke ich mich das nächste Mal rein und lasse ihn auf der Treppe stolpern.«
    Gerald spürte, wie seine Gedanken von solchen Fragen forttrieben. Vielleicht, weil sie nutzlos waren. Oder weil er darauf programmiert war, nicht lange über sie nachzudenken. Na ja. Er lehnte das Angebot von Cicada ab.
    Die Kirche von Gaia: Gruppe der Jesus-Freunde bot Gerald für den nächsten Sonntag eine Online-Predigt gegen die KvG: Gruppe der Reinen Mutter an. Einige neue Erkenntnisse würden helfen, die gegenwärtige Situation zugunsten der Jesus-Freunde zu verändern. Vor allem wollten sie aus seinen Kontakten mit den Außerirdischen wissen, ob einige von ihnen einen Zustand der Gnade kannten. Wie Adam und Eva vor dem Apfel. Oder wenn sie wie der Mensch gefallen waren … Hatten auch sie einen Boten der Erlösung empfangen, einen eigenen Heiland? Und wenn das der Fall war … Ähnelten die überlieferten Geschichten denen aus dem Neuen Testament? Und wenn nicht …
    Was hielt Gerald dann von der Vorstellung – die sich unter den Christen ausbreitete –, wonach die Menschheit bereit sein musste, eine neue Verpflichtung auf sich zu nehmen? Die stolze Pflicht, hinauszugehen ins All und Sein Wort zu verkünden?
    Mit anderen Worten: Jetzt, da wir von ihrer Existenz dort draußen wissen – zahllose von Dunkelheit umfangene Seelen –, ist es unsere heilige Pflicht, durch die Galaxis zu ziehen und die frohe Botschaft zu verbreiten? Es war eine Vorstellung, die ihm immer noch besser erschien als die Lieblingsbesessenheit seiner Eltern: um eine schreckliche Apokalypse und ewige Qualen für all jene zu beten, die die falschen Worte gen Himmel richteten. Nun, er wies diese Predigten zurück und versprach den Jesus-Freunden der Kirche von Gaia, die Außerirdischen im Artefakt nach solchen Dingen zu fragen, wenn der richtige Moment kam.
    Mit der Aufforderung »Schließt euch uns an« könnte gemeint sein, dass wir uns zu ihrer Religion bekehren sollen und einen interstellaren Kreuzzug zu befürchten haben, wenn wir uns weigern. Alles ist möglich.
    Die Liste mit Anfragen war viel zu lang – es sei denn, die Aliens hätten ihm eine Möglichkeit geboten, sich selbst zu kopieren. Ja, das wäre eine nützliche Technik gewesen!
    Die Sache, die ihn am meisten überraschte, hätte eigentlich eine gute Nachricht sein sollen. Plötzlich wollten seine Ehepartner mit ihm ins Bett, sie alle. Selbst Francesca, die Gerald nie sehr gemocht hatte. »Du fehlst uns«, teilten ihm ihre Nachrichten und Anrufe mit. Die Gruppenehe bescherte ihm plötzlich viel mehr Aufmerksamkeit als sonst. Alle sieben boten an, ihn in dieser »schweren Zeit« zu besuchen.
    Joey, Jocelyn und Hubert waren sogar bereit, Verzichterklärungen zu unterschreiben und mit ihm in die Quarantäne zu gehen! Gerald empfand das Angebot als schmeichelhaft. Und es brachte ihn in Versuchung. Zumal sich Gerald in Bezug auf ihre kleine Gruppe immer als Außenseiter gefühlt und schon seit einer ganzen Weile den Verdacht hatte, dass sie nur deshalb die Ehe mit einem Astronauten-Ehemann eingegangen waren, weil es ihnen um das Prestige ging. Dies war vielleicht die beste Situation, die sich ein unterkühlter, ein wenig aus dem Lot geratener Bursche wie er wünschen konnte.
    Er teilte seinen Partnern mit: »Ihr habt alle eure Arbeit, Kinder. Wir

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