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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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einmal von der Fragenliste ab.
    »Bitte erzählt uns von der Föderation der Welten, der wir uns anschließen sollen.«
    Gerald beobachtete, wie seine Worte im Artefakt zu einer Kette von Buchstaben wurden. Unterschiedliche Zeichenströme gingen davon aus, und jeder von ihnen zielte auf einen anderen Außerirdischen. Zuerst lächelte das Älteste Überlebende Mitglied nur, während Bewegung in die Wesen kam, die hinter ihm standen, saßen, hockten oder lagen. Doch schnell wurde deutlich, dass diesmal etwas anders war.
    Die englische Version von Geralds Frage schwebte noch immer über der Menge.
    Erzählt uns von der Föderation der Welten, der wir uns anschließen sollen.
    Die Geschöpfe im Hintergrund wandten sich wie beunruhigt einander zu. Sie waren nicht verärgert oder aufgeregt, eher … verwirrt . Bald fand das seinen Niederschlag im Verhalten des vorn stehenden Äm, denn er kratzte sich verwundert am Kopf, und das transzendente Lächeln verblasste ein wenig.
    Non sequitur. Es gibt keine Föderation der Welten.
    Stille herrschte im Kontaktzentrum und bei den Beratern hinter dem Quarantäneglas. Ganz offensichtlich reichte sie noch viel weiter, denn plötzlich kamen keine Virts mehr. Die meisten virtuellen Mitteilungen lösten sich auf, als ihre Autoren das Interesse an ihnen verloren. Oder sie verschwanden, als Analyseprogramme zu dem Schluss gelangten, dass sie nicht länger relevant genug waren.
    Gerald sah zu Ben Flannery, der ihm zunickte. Der hawaiianische Anthro pologe fühlte sich offenbar bestätigt, aber er wirkte auch traurig, als hätte er gehofft, dass sich seine Theorie als falsch erwies. Von allen Menschen auf dieser Erde kannten nur sie beide die Alternative; nur sie wussten, was es statt einer Föderation dort draußen geben konnte.
    Gerald stellte auf dieser Grundlage eine improvisierte Frage.
    »Dann erzählt uns bitte von eurem lockeren Zusammenschluss der Völker, von dem Bund, der euch hierher geschickt hat, um eure kulturellen Werte mit uns zu teilen.«
    Wieder ging eine Woge der Verwirrung durch die vielen Geschöpfe. Dies mal antworteten sie etwas schneller durch Äm, der ein wenig gereizt erwiderte:
    Es gibt keinen Bund oder Zusammenschluss von Völkern. Darauf habe ich bereits hingewiesen.
    Gerald zuckte zusammen. Es geschah zum ersten Mal, dass ihn der außerirdische Gesandte zurechtwies.
    Nein, darauf hast du noch nicht hingewiesen, dachte er.
    Vorher hast du gesagt, es gäbe keine Rivalität zwischen den Völkern. Du hast gesagt, zu so etwas könnte es nie kommen.
    Wir haben es so verstanden, dass es keinen Krieg gibt. Oder keine leichte Möglichkeit physischer interstellarer Reisen. Oder beides.
    Aber dies ist etwas ganz anderes. »Bund« ist ein sehr vager freundlicher Begriff, der für alles stehen kann, auch für Bens lockere Kulturgruppen.
    Und du sagst uns, dass es nicht einmal so etwas gibt?
    Adrenalin ließ Geralds Herz schneller schlagen. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, in welche Richtung dies führte.
    »Aber …«, begann er. »Aber wir sehen einen Verbund aus vielen Spezies, hier vor unseren Augen. Außerdem sprichst du von w ir und uns und unserer Gemeinschaft …«
    Das Buddha-Lächeln kehrte zurück, und Äm antwortete ohne zu zögern.
    Wir haben tatsächlich eine Gemeinschaft. Eine des Friedens und des Abenteuers! Sie bietet euch eine wundervolle Möglichkeit für Überleben, Forschung und ewige Existenz.
    Gerald spürte, wie ihm allmählich ein Licht aufging. Es gab ein grundlegendes Missverständnis, das ihm jetzt plötzlich klar wurde und in der besonderen Form der englischen Sprache begründet lag.
    Es gab keine Föderation von Welten und keinen Bund von Völkern .
    Das ließ nur eine Möglichkeit übrig.
    Ohne es bewusst zu wollen, stand Gerald auf und betrachtete das Artefakt, das er aus dem kalten All geholt hatte.
    Er klopfte sich auf die Brust.
    »Du meinst … mich?«
    Er musste schlucken, bevor er fortfuhr:
    »Du hast die ganze Zeit über … mich gesprochen … mich gemeint?«
    Natürlich, schließlich bist du wichtig. Du und die anderen Oberhäupter, die Entscheidungen treffen und Ressourcen verteilen.
    Gerald glaubte zu verstehen, und Benommenheit erfasste ihn.
    »Individuen«, sagte er zur Verdeutlichung. »Es geht nicht um Welten, Völker oder Gesellschaften, nicht einmal um kulturelle Gruppen, sondern um individuelle Entitäten?«
    Er stellte sich Millionen von Liberalisten dort draußen vor, die jetzt ihren Aha-Moment tiefer, freudiger Genugtuung

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