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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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voranbringen sollten als während der letzten sechstausend Jahre«. Doch ein Spaniel, der zwar einigermaßen Schach spielen konnte, aber nicht mehr stubenrein war, entsprach kaum Laceys Vorstellungen von einer Verbesserung.
    Oder die aussortierten ArtiCritter, die sich in Tokios finsteren Seitengassen herumtrieben und mit irgendwelchen Tricks überlebten, nachdem ihre Besitzer das Interesse an ihnen verloren hatten. Aktivisten von der Heston-Liga hatten der Arbeit mit genveränderten Schimpansen ein Ende gesetzt. Und niemand wusste, wohin die Baskische Chimäre verschwunden war, oder ob das Kind mit Neandertaler-Genen noch lebte.
    Vielleicht nahmen noch mehr Leute Anstoß an Hackers Bemühungen, Romantiker etwa, die Delfine für »bereits intelligent« hielten und die Meinung vertraten, dass sie nichts Menschliches brauchten. Naturliebhaber und religiöse Fundamentalisten taten sich vielleicht wieder zusammen, um das »Herumpfuschen« an höheren Tieren zu verhindern. Aber Hacker würde eine Herausforderung darin sehen. Und dies war auch Laceys Weg: die Verwendung von Geld nicht für Indolenz oder Status, sondern um nach vorn zu schreiten, den Horizont zu suchen.
    Doch als meine Außerirdischen schließlich erschienen, waren sie viel sonderbarer, als ich gedacht hätte. Ich fühle mich wie ein Autos nachjagender Straßenköter, der tatsächlich einen Wagen eingeholt hat.
    Was machen wir jetzt damit?
    Die meisten Leute sahen das Havanna-Artefakt nicht mehr als ein Raum schiff oder eine Sonde, sondern als eine einzelne Maschinen-Entität. Oh, die vielen verschiedenen Passagiere waren unterhaltsam, und das galt auch für ihre Geschichten über neunzig wundersame Welten und verlorene Zivilisationen. Doch besonnene Menschen konzentrierten sich auf den einen Zweck des Artefakts.
    Nach dem glücklichen Wiedersehen mit ihrem verlorenen Sohn – sie begegneten sich beim ersten Spatenstich von Hackers neuem Institut in Puerto Rico – eilte Lacey zum Kontaktzentrum zurück, ignorierte die Anrufe und versteckten Drohungen ihrer aristokratischen Peers und zog ihnen interessantere Gesellschaft vor: die von Kollegen aus der Wissenschaftler-Kaste.
    »Das Artefakt ist nicht so sehr ein Kettenbrief, sondern eher ein Virus «, sagte Professor Henri Servan-Schreiber.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ein Kettenbrief verbreitet sich, indem er Empfänger auffordert, weitere Kopien zu schicken. Aber er ist begrenzt und gesättigt . Selbst wenn man auf die Masche hereinfällt, man fertigt nur ein paar Kopien an. Nicht so viele, dass es einen ruinieren könnte.«
    »Ich verstehe«, sagte Lacey. »Aber wenn ein Virus in eine Zelle eindringt, übernimmt es alle Ressourcen, um möglichst viele Kopien von sich selbst herzustellen, auch wenn es das Leben des Wirts gefährdet. Und anschließend zwingt es den Wirtsorganismus, die Kopien in die Nähe von anderen potenziellen Wirten zu bringen. Wie jemand, der an Grippe erkrankt ist und die Krankheitserreger in Richtung anderer Menschen hustet.«
    »Allerdings ist der virale Eindringling in diesem Fall ein physisch passiver Kristall, der nicht selbst aktiv wird, nur Informationen übermittelt«, sagte ein Cyber-Psychologe von Capek Robotics. »Und der Wirt ist die menschliche Zivilisation.«
    Lacey schüttelte den Kopf. »Ein hübscher Vergleich, der sicher viele Freunde findet.«
    Henri schien gegen ihren Sarkasmus immun zu sein. »Madam Donaldson- Sander, es mag kein perfekter Vergleich sein, aber er ist durchaus angemessen. Hier werden allerdings keine neuen genetischen Anweisungen übermittelt – diese selbstreplizierende Maschine nutzt stattdessen das Mittel der Überzeugung. Die Verlockung des Abenteuers. Die Aussicht auf persönliche Unsterblichkeit. Die Versuchungen neuer Technik … Und alles wird verstärkt von der Gefahr des unmittelbar bevorstehenden Aussterbens der Spezies. Es sind sehr wirkungsvolle egoistische Meme.«
    »Sie müssen bereits sehr wirkungsvoll gewesen sein«, ließ sich Ram Nkruma vernehmen, ein Spezialist für Bioinformatik aus Ghana. »Hundert Völker vor uns haben sich dazu überreden lassen, an dieser Sache mitzuwirken und dadurch alles noch überzeugender zu machen.«
    »Sie meinen, frühere Kopien dieses … dieses Weltraumvirus haben jene anderen Völker dazu gebracht, noch mehr Kristalle ins All zu niesen .«
    Lacey deutete auf die dicke Glasscheibe, die ihre Beratergruppe von der Kontaktkommission trennte. Gerald Livingstone und die anderen Mitglieder der Gruppe

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