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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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der Rowling Foundation.
    Lacey wünschte sich, ihr persönlicher Berater Professor Noozone wäre hier gewesen, statt in den Netzen gegen den absurden, aber sehr beharrlichen Hamish-Schwindel zu kämpfen. Wenn er präsent gewesen wäre, hätte er sofort auf das Offensichtliche hingewiesen: »Wir müssen herausfinden, ob interstellare Viren für die Wirte tödlich sein können.«
    Die Personen am Konferenztisch dachten stumm darüber nach, und schließlich fasste Hermes ihre Überlegungen zusammen.
    »Mit anderen Worten, die Geschichte, die uns die Außerirdischen erzählt haben, wonach alle organo-technischen Zivilisationen untergehen und wir nur als Individuen überleben können … Diese Geschichte könnte veraltet sein. Es wäre durchaus möglich, dass organo-technische Zivilisationen durch den Kontakt mit infektiösen interstellaren Keimen untergehen.«
    Es bestand kein Zweifel daran, was Hermes mit »Keimen« meinte.
    Kontakt , dachte sie. Wie sehr habe ich dieses Wort geliebt. Es fühlte sich gemütlich an, intim und hoffnungsvoll. Jetzt klingt es fast wie Vergewaltigung.
    »Die Heimatwelt der Fledermaus-Hubschrauber-Wesen zerstörte sich, während Botschaftersonden gestartet wurden«, sagte Henri. »Das Timing …«
    »… könnte Zufall sein«, betonte Hermione. »Oder bei dem nuklearen Schlagabtausch ging es vielleicht darum, wer einen Platz an Bord der Rettungsboote bekommt. Aber denken Sie an eine Möglichkeit, die noch düsterer ist?«
    Henri überlegte. »Nun … Die Leute laufen zu den Rettungsbooten, wenn sie glauben, dass das Schiff sinkt. Könnte ein Teil unseres modernen Pessimismus auf äußeren Einfluss zurückzuführen sein?«
    »Ich frage mich, ob frühere Episoden von Vertrauensverlust ihre Ursache ebenfalls außerhalb von uns haben«, fügte Ram hinzu. »Wie zum Beispiel das erste Jahrzehnt des einundzwanzigsten Jahrhunderts …«
    »Warum dann die Frucht überhaupt probieren?«, fragte Hermione. »Anstatt all die technischen Daten aufzuzeichnen …« Sie deutete auf die Szene hinter dem Glas. »Wäre es nicht besser, das verdammte Ding in irgendein Loch zu stecken?«
    »Millionen würden sich darüber freuen«, erwiderte Henri. »Aber das ist jetzt nicht mehr möglich. Die Leute würden vermuten, dass trotzdem jemand all das Wissen bekommt, insgeheim, von diesem Artefakt oder einem anderen. Es liefe mit Sicherheit auf einen Krieg hinaus. Wenn wir so weitermachen wie bisher, kann uns niemand Geheimniskrämerei vorwerfen. Auf diese Weise teilen wir die Informationen miteinander, und jeder bekommt Gelegenheit, seine Meinung zur eventuellen konkreten Nutzung der neuen Technologien zu äußern. Außerdem: Nur weil wir die Anleitungen bekommen, bedeutet das noch lange nicht, dass wir mit dem Bau riesiger Viren-Fabriken beginnen!«
    »Eben«, sagte Nkruma etwas ruhiger. »Einige intelligenter Völker könnten eine solche Entscheidung treffen und das Angebot ablehnen. Wir erfahren nichts von ihnen, denn sie schicken keine Sonden! Aber neue Technik rundweg ablehnen? Das würde hier auf der Erde nie passieren. Wir finden Millionen guter Gründe für neue Methoden und Werkzeuge. Und während wir uns weiterentwickeln und vielleicht sogar schwören , keine kosmischen Kettenbriefe zu bauen … Unsere besser werdende Technik ermöglicht es uns, unsere Meinung später zu ändern.«
    »Was nicht unbedingt schlecht wäre«, warf Mercedes ein. »Mit dem Gerede von Viren sind Sie alle dem Weg des Verdachts viel zu weit gefolgt. Schluss damit! Haben Sie die Möglichkeit in Erwägung gezogen, dass das Havanna-Artefakt die Wahrheit sagt? Dass alle intelligenten Völker automatisch dem Untergang geweiht sind? Entspricht das nicht all dem, was wir im vergangenen Jahrhundert gesehen haben?
    Wenn man es so sieht, bieten uns die Außerirdischen einen Ausweg! Perfekt ist er nicht. Keine Rettung. Aber vielleicht hat das Universum keine andere Chance für uns. All diese Überlegungen, bei denen es um Viren geht … Sie machen uns vielleicht blind für das, was wir angeboten bekommen: eine Möglichkeit, etwas von der Erde zu bewahren!«
    Eine Zeit lang herrschte Stille. Müde geworden wies Lacey ein KI-Programm an, dem Gespräch zu folgen und es für sie zusammenzufassen, ließ Blick und Gedanken dann treiben. Ihre Brille reagierte darauf: Die Innenseiten der Gläser wurden heller und boten ihr einen Bericht ihres Spions in der Schweiz an, aus dem hervorging, welche Maßnahmen das neue Bündnis aus Oligarchie und Paranoia

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