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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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standen in einer Ecke und diskutierten. Etwas weiter entfernt scrollten schematische Darstellungen durch einen Bereich des Artefakts, und Techniker waren damit beschäftigt, all die technischen Daten aufzuzeichnen. Es handelte sich um Anleitungen, die der Menschheit dabei helfen sollten, weitere kristallene Botschafter herzustellen.
    »Aber bestimmt haben diese Objekte eine Eigenschaft, die sie von Viren unterscheidet.«
    »Und die wäre, Madam?«
    »Sie sind technologischer Natur! Irgendjemand beschloss vor Jahrmillionen, die erste Sonde dieser Art zu entwerfen und zu bauen. Warum?«
    »Vielleicht starb jenes Volk«, spekulierte Mercedes Luagraha, eine Ethnologin von Malta. »Sind Sie alle nicht schrecklich zynisch? Haben Sie an die Möglichkeit gedacht, dass diese Besucher die Wahrheit sagen?«
    »In der Tat«, bestätigte die Gruppen-Entität Hermes, die noch immer als blonde Gottheit auftrat. Allerdings trug er jetzt einen Anzug und Brille und verzichtete darauf, es mit der nervenden Sprechweise eines griechischen Gottes zu übertreiben. Hermes durchsuchte noch immer die globalen Netze, sammelte Informationen, Meinungen und neue Erkenntnisse und präsentierte sie wie jemand, der ebenfalls zur Gruppe gehörte. »Nehmen Sie die Geschichte, die der Außerirdische namens Ältestes Überlebendes Mitglied erzählt hat und in der es heißt, dass alle technischen Zivilisationen untergehen. In dieser Geschichte gibt es durchaus eine gewisse Konsistenz. Die Sonden könnten einst mit guten Absichten aufgebrochen sein.«
    »Zum Beispiel?«
    »Mit der Absicht, von jeder Zivilisation so viel wie möglich zu erhalten. Vielleicht haben sie über Generationen hinweg Daten von jeder neuen Gesellschaft aufgenommen, von ihren künstlerischen und philosophischen Schätzen – Kostbarkeiten, wie Menschen sie einer Zeit- oder Raumkapsel anvertrauen würden, in der Hoffnung, anderen damit zeigen zu können, wie wir gewesen sind.
    Manche dieser Daten waren vielleicht als Hilfe gedacht: Ratschläge, die dem nächsten Volk zu einer besseren Chance verhelfen sollten. Hinweise auf die Lösung des Rätsels der Existenz .«
    Lacey blinzelte, als sie merkte: Sie stellte sich Hermes immer mehr als rich tige Person vor und sah ihn weniger als Ergebnis eines cleveren Programms.
    »Aber dann?«, fragte Ram.
    »Im Lauf der Zeit kamen neue Kräfte ins Spiel. Der doppelte Motor von Auslese und Fortpflanzung belohnte die Kristallmaschinen, die Altruismus für Einfluss und Effizienz eintauschten.«
    Ram nickte. »Und diese Entwicklung beschleunigte sich, als es zwischen verschiedenen Versionen der Kettenbrief-Objekte zu einem Wettkampf kam.«
    »Wenn wir uns mit anderen Kristallen befassen können, finden wir vermutlich konkurrierende Merkmale«, sagte Henri. »Nehmen wir die Effizienz. Sollen wir eine Million komplexe Emissäre herstellen oder liebe eine Milliarde einfacher gestaltete Modelle? Oder vielleicht sogar eine Billion kleine, eher primitive Mini-Emissäre? Ich kenne Vorschläge für interstellare Sonden von der Größe eines Fingernagels! Es muss einen Kompromiss geben zwischen Anzahl und Ausstattung, ein Ausbalancieren von Effizienz und Aufwand … Und schließlich kommt man zu der Größe ›unseres‹ Artefakts.
    Dennoch muss es einen enormen selektiven Druck in Hinsicht auf die gespeicherten Informationen geben, denn natürlich ist der Speicherplatz begrenzt. Man muss bei den historischen und kulturellen Daten eine Auswahl treffen, sich aufs Wesentliche beschränken, und im Mittelpunkt steht natürlich die eigentliche Verkaufsmasche. Man spreche elementare Dinge an wie Eitelkeit, persönliches Überleben und Furcht vor dem Aussterben. Man richte die Botschaft an die kontrollierende Elite des jeweiligen Volkes, die über den Einsatz von Fabriken und den Bau von Startrampen entscheiden kann.«
    Lacey spürte eine Mischung von Faszination und Abscheu. »Das Merkmal der konkreten Hilfe … unterläge also auch dem selektiven Druck? Es könnte zugunsten von Effizienz eingeschränkt oder aufgegeben worden sein?«
    Sie stellte sich die alten Sonden vor, die ersten, die ursprünglichen Botschafter. Die Erforscher. Wie schön wäre es doch gewesen, eine von jenen Sonden zu finden, vollgepackt mit Datenschätzen. Vielleicht würden die kommenden Weltraummissionen eine entdecken.
    Sie räusperte sich. »Jetzt wird natürlich klar, warum es wirklich geht.«
    »Ach? Und worum geht es wirklich, Madam Donaldson-Sander?«, fragte Hermione Radagast von

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