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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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entdeckt.
    Außerdem ist er nicht so groß, wie ich zunächst dachte.
    Die Schultern wirkten deshalb so breit, weil sich Lufttaschen aufgebläht hatten, als der Soldat ins Wasser gesprungen war. Jetzt schrumpfte der Anzug wieder, und dadurch kam eine viel schlankere Gestalt zum Vorschein.
    Soll ich versuchen, gegen ihn zu kämpfen?
    Droben hatte sich das Blatt inzwischen vielleicht gewendet. Aber Bin wusste, dass er kein Krieger war. Außerdem bestand seine Pflicht darin, den Weltstein zu schützen, nicht sein Leben für Newer Newport zu riskieren. Langsam schob er sich der Öffnung entgegen, den einen Arm um den Ranzen geschlungen, und achtete darauf, den Beinen des Fremden auszuweichen.
    Wer auch immer er war, offenbar hatte der Soldat eine gute Ausbildung hinter sich. Bin spürte, dass er sich schnell anpasste, sich auf das Wesentliche konzentrierte. Als das Krachen der Explosionen ein wenig nachließ, wurden auch die Bewegungen des Mannes ruhiger, und er atmete nicht mehr so hastig. Als er zu experimentieren begann, als er versuchte, seine Taucherbrille mit der Luft aufsteigender Blasen zu füllen … Da begriff Bin, dass ihm kaum mehr Zeit blieb. Er stieß sich ab und tastete nach der Fensteröffnung, aber der Ranzen mit dem schweren Weltstein behinderte ihn …
    Plötzlich kam helles Licht aus der Hand des Soldaten, traf Bin und ließ ihn am Fenster innehalten.
    Während das linke Auge noch geblendet war, passte sich das rechte mithilfe des Implantats an, das eine schwarze Scheibe auf die Lichtquelle legte. Bin erkannte, dass das Licht von einer Waffe ausging, die der Soldat auf seine Brust gerichtet hatte.
    Für einige Sekunden verharrte Bin reglos und wechselte einen langen Blick mit dem Soldaten, der kaum mehr als eine Armeslänge entfernt im Wasser schwebte. Vorsichtig, ohne ruckartige Bewegungen, deutete er auf die Lampe, dann aufs Fenster und nach oben.
    Die Botschaft lautete: Wer auch immer dich verfolgt – wenn er Licht aus den Ruinen kommen sieht, könnte er etwas Unangenehmes auf uns werfen.
    Der Soldat verstand und schickte vermutlich eine subvokale Anweisung. Das Licht wurde ein ganzes Stück schwächer und breitete sich, matt und gedämpft, in alle Richtungen aus. Es genügte, um in dem kleinen Raum Einzelheiten zu erkennen.
    Genug Einzelheiten, um Bin zu zeigen, dass er sich geirrt hatte. Der Soldat war kein Mann, sondern eine Frau.
    Einige weitere Sekunden verstrichen, während die Soldatin Bin musterte. Dann legte sie die Waffe beiseite und zeichnete mit dem rechten Zeigefinger etwas auf die Innenfläche der linken Hand.
    Du bist Peng Xiang Bin.
    Hand-Schreiben war für sich allein genommen nie eine sehr gute Form der Kommunikation. Normalerweise verwendete man sie nur, um Missverständnissen in Hinsicht auf ausgesprochene Worte vorzubeugen, die sehr ähnlich klangen, aber unterschiedliche Bedeutung hatten. Doch hier unten stand ihnen nichts Besseres zur Verfügung. Bin erkannte seinen Namen und zog daraus den Schluss, dass die Angreifer gut vorbereitet übers Meer gekommen waren.
    Allerdings schienen sich die Dinge für sie nicht wie gewünscht zu entwickeln.
    Es wäre unhöflich gewesen, darauf hinzuweisen, und so nickte er nur, auch deshalb, weil die Soldatin keine Frage gestellt hatte; es war eher eine Feststellung gewesen.
    Die Frau schrieb erneut auf die Innenfläche der linken Hand.
    Ist das das Ding?
    Sie deutete auf den Ranzen, den Bin noch immer umklammert hielt und in dem der Weltstein steckte. Es abzustreiten hatte kaum einen Sinn. Er zuckte kurz die Schultern, um Atemluft zu sparen.
    Die Soldatin verbrachte die nächsten Sekunden damit, am Schlauch der kaum ausreichenden Notkieme zu saugen, atmete dann weitere Luftblasen aus, um das Wasser aus der Tauchermaske zu entfernen. Ihre Augen waren rot vom Salzwasser und umgeben von Falten, die vielleicht auf ein von prüfenden Blicken bestimmtes Leben hindeuteten. Möglicherweise war diese Frau vor allem eine Technikerin und keine für den Einsatz in vorderster Front bestimmte Kämpferin, was allerdings nichts daran änderte, dass sie zu einer Elitetruppe gehörte. Zu einem Team, das nie aufgab.
    Als sich die Kampfgeräusche weiter entfernten, schrieb die Soldatin erneut Ideogramme auf ihre linke Handfläche. Diesmal konnte Bin den Bewegungen ihrer Finger nicht gut genug folgen, um sie zu verstehen. Was natürlich nicht ihre Schuld war, sondern vermutlich an seiner mangelnden Bildung lag, und diesmal konnte ihm das Augenimplantat nicht

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