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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Worten hatte etwas Triumphierendes in seiner Stimme gelegen. Er deutete auf die Männer und Frauen, von denen viele Disney-World-Wartungsuniformen trugen. Sie standen, saßen oder lagen da, mit Immersionsbrillen oder verbunden mit Festanschlüssen, zuckten und brummten; manche von ihnen schienen rhyth mische Krämpfe zu haben. Nahe Monitorvorhänge zeigten weite Wälder, Taiga-Szenen oder Unterwasserwelten, in denen sich verschwommene Schemen inmitten von langen Schatten bewegten.
    »Warum kommen jetzt so viele von uns, warum werden wir in solcher Zahl geboren?«, wandte sich Ma Yi Ming an Mei Ling und sprach mit einer zuversichtlichen Stimme, die gar nicht zu seiner schmächtigen Gestalt und dem sonderbaren, fast entstellt wirkenden Gesicht zu passen schien. »Es ist nicht wegen Umweltverschmutzung … oder Mutation … oder irgendeiner ›Krankheit‹.
    Die Welt ist endlich bereit für uns. Sie braucht uns. Um zu uns zu kommen, zurück. Mit ein wenig Glück. Stück für Stück …« Der Junge schloss den Mund und presste die Lippen zusammen – eine bewusste Anstrengung, mit dem Reimen aufzuhören.
    Das Baby schien Mei Lings nervöse Verwirrung zu spüren und wurde unruhig. Sie schüttelte den Kopf. »Ich … verstehe nicht.«
    Yi Ming nickte, und in seinen unstet blickenden Augen erschien so etwas wie geduldiges Mitgefühl.
    »Das wissen wir. Aber bald wirst du verstehen. Es gibt da jemanden, den du kennenlernen solltest.«

Mit einem Knall?
    Und so, Zuhörer, Zuschauer, Teilnehmer, Partner und Freunde … wo stehen wir?
    Angesichts von Krawallen, zusammenbrechenden Märkten und Zeltmissionen, angesichts von Millionen Menschen, die sich millenaristischen Kulten anschließen, ihren Besitz verbrennen und Berge erklimmen, um von einem guten Aussichtspunkt das Ende der Welt zu beobachten, während andere Millionen verlangen, auf der Stelle in ein von Außerirdischen geschaffenes kristallenes Paradies hochgeladen zu werden … Man fragt sich, ob wir dies noch gebraucht haben?
    Eine fehlgeschlagene Weltraummission mag Zufall sein, ein bedauerlicher Unfall, aber zwei ? Innerhalb von wenigen Tagen? Zuerst gerät eine automatische chinesische Sonde, die zum Asteroidengürtel fliegen sollte, fünf Kilometer vom Kurs ab und stürzt ins Meer, und dann explodiert ihr panamerikanisches Gegenstück.
    Beides waren Schnellschüsse, mit dem Ziel, weitere Artefakte zu bergen. Und übereilte Weltraummissionen sind gefährlich! Aber beide ? Praktisch schon beim Start gescheitert? Grund genug, um Verdacht zu schöpfen und zur beliebtesten Verschwörungstheorie der eigenen Wahl zu greifen. Die älteste wäre: Nation gegen Nation. Wilde Sabotage gerüchte machen die globale Runde und erinnern an den immensen Zorn der chinesischen Öffentlichkeit unmittelbar nach dem Zheng-He- Zwischenfall. Die Spannung steigt. Soldaten bekommen keinen Urlaub mehr.
    Was zusätzlich Druck macht: Auch noch so viel Offenheit wird niemanden davon überzeugen, dass die Amerikaner nicht irgendetwas zurückhalten. Dass sie mehr vom Artefakt erhalten, als sie mit anderen teilen. Dass sie vielleicht sogar andere daran hindern, eigene Artefakte zu bekommen.
    Unterdessen denken Intellektuelle über galaktische »Kontakt«-Rätsel nach, Politiker streiten, als ob die Klischees von »rechts« und »links« noch immer eine Rolle spielten, mächtige Drahtzieher streben eine Art von »Stabilität« an, die nur Tod bedeuten kann …
    … und jetzt auch noch Krieg im Weltraum?
    Wann wachen die Menschen endlich auf?

Eden 56
    Peng Xiang Bin stöhnte leise, und Luftblasen stiegen auf. Er wich in eine Ecke zurück, als die Gestalt vor der Öffnung sich duckte und offenbar durchs Fenster hereinwollte. Noch immer hallten das Donnern von Explosionen und das Rattern von automatischen Waffen über die Ruinen des vom Meer bedeckten Königlichen Palastes.
    Er trägt eine Art militärische Uniform und einen Helm mit Kiemen …
    Noch immer kamen Sauerstoff absorbierende Faserbündel aus Schlitzen im Helm, während der Neuankömmling gierig an einem kleinen Schlauch saugte. Offenbar suchte er Zuflucht vor dem Kampf weiter oben – er trug eine Brille, die Wasser enthielt und nicht fürs Tauchen bestimmt war. Bin beobachtete, wie sich der Soldat abmühte. Er sollte sich besser beruhigen, wenn er die Kiemen nicht überfordern will.
    Und Bin begriff: Ich bin an die Dunkelheit gewöhnt, und meine Maske sitzt richtig, die Augen sind trocken. Ich kann ihn sehen, und er hat mich noch nicht

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