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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Gedanken. Der Tod schien die bessere Lösung zu sein. Aus diesem Grund war jede Kapsel mit einem Selbstzerstörungsmechanismus ausgestattet, mit einer Vorrichtung, die den außerirdischen Sonden fehlte.
    Was die anderen dreiundsechzig betraf … Akana berichtete, dass sie alle nach Plan flogen. Von jetzt an würde das Donaldson-Chang-Teleskop – von der Erde ferngesteuert – sie gelegentlich anvisieren und einen diskreten beschleunigenden Strahl schicken, den die kleinen Sonden mit ihren Segeln einfingen, während sie zu einer bestimmten Region zwischen den Umlaufbahnen von Uranus und Neptun unterwegs waren.
    Es ist ein ziemlich großer Aufwand für ein einfaches Experiment. Für eins von vielen, das wir versuchen müssen. Jedes bietet uns eine kleine Chance, das zu bekommen, was wir wollen.
    Was wir brauchen.
    Informationen. Über die derzeitige Situation in der Galaxis.
    Die letzte Nachricht besaß eine hohe Auflösung, eine smarte Mitteilung, erneut mit dem Logo des Artefakt-Instituts. Aber diesmal stammte sie von Emily Tang.
    Das dreidimensionale Bild entstand über Geralds Schreibtisch, und Emily wirkte darin so dynamisch wie ein Teenager, strahlte den Elan der Jugend aus. Sie beugte sich vor, und Gerald fühlte sich an damals erinnert, an die erste Mission, bei der es um das Einsammeln von Kristallen gegangen war.
    »Gerald!«, sagte das holografische Abbild so leise, dass es fast ein Flüstern war. Emily sah ihm in die Augen.
    »Hast du Tor Powlows Berichte verfolgt? Über die alten Mumien und so? Ist es nicht erstaunlich? Insbesondere die Muttersonde! Eine außerirdische Maschine, die mithilfe von Software LEBENDE Kolonisten schuf, um sie auf einer neuen Welt abzusetzen. Wesen, die getötet wurden, bevor sie die Erde erreichen konnten.«
    Etwas von ihrem Enthusiasmus sprang auf Gerald über, und er nickte, obwohl er wusste, dass es sich um eine mehrere Stunden alte Aufzeichnung handelte. So hatte sie sich während der inzwischen zwei Jahrzehnte zurückliegenden Mission verhalten, als sie die Hinweise auf seine sexuellen Neigungen als »Ausreden« abgetan und darauf bestanden hatte, dass sie ein Paar wurden, während des ganzen Fluges am Mars vorbei und wieder zurück.
    »Ja, Emily, ich bin ebenso verblüfft gewesen wie alle anderen.« Gerald seufzte. »Eine Tragödie. Allerdings … Wenn jene Kolonisten erfolgreich gewesen wären, hätten wir uns nie entwickelt.«
    Die echte Emily Tang konnte seine Kommentare erst in einigen Stunden hören. Aber der smarte Teil der Mitteilung verfügte über genug reaktive Bandbreite, um ihm ein Grinsen zu zeigen, das sowohl Nachsicht als auch ungeduldige Schrulligkeit zum Ausdruck brachte.
    »Irrelevant! Spielt keine Rolle. Wichtig ist die Technologie, Gerald. Schnapp dir alles, wenn du da draußen bist! Die künstliche Gebärmutter, in der die Kolonisten herangewachsen sind. Die Apparate, die die genetischen Anpassungen vorgenommen haben. Alles, was Daten oder Software enthalten könnte. Und auch die Mumien. Bring so viele Mumien wie möglich nach Hause!«
    Gerald nickte. Das alles gehörte natürlich zu seiner Einsatzorder. Er sollte all das holen, was Tor Powlow und ihr Partner nicht an Bord ihres kleinen Forschungsschiffes unterbringen konnten. All jene außerirdische Technik öffnete vielleicht Türen für die Menschheit. Die bisher bekannten Hinweise – die Rosette-Wand und vor allem das Schicksal der Muttersonde – ließen vermuten, dass diese Vorgehensweise zu einer älteren Ära gehörte. Einer Zeit großer, naiver Hoffnungen. Eine komplizierte und umständliche Taktik, die heutzutage vermutlich nicht mehr funktionieren würde.
    Aber das wusste Emily längst.
    »Es geht nicht darum, dass wir interstellare Mutterschiffe bauen, um eigene Kolonisten ins All zu schicken, oder?«, fragte Gerald. »Ich wette, du hast etwas ganz anderes im Sinn, ja? Geht es vielleicht um einen neuen Verwendungszweck für die Technik der Muttersonde? Um etwas, an das bisher noch niemand gedacht hat?«
    Es mochte nur eine virtuelle Emily sein, aber die Simulation war gut. Die Konversationsroutinen gingen nahtlos ineinander über. Das vertraute Gesicht, jetzt von einigen Falten durchzogen, zeigte noch immer Sehnsucht nach Neuem.
    »Da hast du absolut recht, Gerald. Bist ein cleverer Bursche.«
    Er glaubte fast, ihren Pfefferminzduft wahrzunehmen, als sie sich noch weiter vorbeugte.
    »Mir ist da eine wundervolle Idee gekommen!«

Der einsame Himmel
    Beobachter-Herausforderung Nummer

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