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Exit Mosel

Exit Mosel

Titel: Exit Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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spüren keinen Schmerz«, sagte Walde. An der Wand hinter dem Gerichtsmediziner hing ein Bild im Stil von Edvard Munch.
    »Aber mir tut das weh.« Hoffmann legte sich eine Serviette auf die Oberschenkel und stopfte sich eine zweite oberhalb des Krawattenknotens ins Hemd. »Ich kann mich genau erinnern, als ich zum ersten Mal jemandem Blut abnehmen sollte. Das war eine Katastrophe. Als Assistenzarzt in einem normalen Krankenhaus wäre es sehr schwer geworden. Ich kam zum Glück in eine Kurklinik, wo sich gesundheitsbewusste Damen mit Kneipp und Diäten beschäftigt haben und kaum ernsthafte Krankheiten hatten. Auf diese Weise ist mir viel erspart geblieben.«
    »Und den Facharzt?«
    Hoffmann lächelte. »Die überwiegende Zeit habe ich in einem rechtsmedizinischen Institut verbracht. Heute hätte ich wahrscheinlich Schwierigkeiten, eine leichte Platzwunde zu nähen.«
    »Ich könnte beides nicht, weder an Lebenden noch an Toten herumschneiden.« Walde schaute zwei Rettungssanitätern in roten Jacken nach, die zum Buffet gingen.
    »Ich weiß auch nicht, wie ich auf dieses Thema komme.« Der Mediziner schob sich einen Löffel Suppe in den Mund: »Kommen wir zum unappetitlicheren Teil unseres Treffens!«
    *
    Er hätte sich ein Handy leihen sollen, dachte Grabbe, als er am Moselufer neben der Brandstelle mit einem Stock zwischen Disteln, Brennnesseln und hüfthohen, verwelkten Pflanzen herumstocherte. Dann hätte er seines anwählen können. Wenigstens hatte er an Stiefel gedacht, und der Parka schützte halbwegs gegen den immer noch vom Wasser her wehenden Ostwind.
    Nach einer Weile gab er auf und machte sich auf den Rückweg zum Wagen, den er draußen vor dem Kiesgrubengelände abgestellt hatte.
    Hinter sich hörte er ein dunkel röhrendes Motorengeräusch. Grabbe blickte sich nach einer Stelle um, wo er sicher wäre, doch schon spritzte der Schlamm hoch. Ein ramponiert wirkender Wagen hielt neben ihm an. Er glich dem, den er vorhin im Hof für nicht fahrtüchtig gehalten hatte. Die Beifahrertür ging auf. Grabbe beugte sich vor und schaute hinein. Im dunstigen Inneren erkannte er Alfi, den Schwarzbrenner.
    »Möchten Sie mitfahren?«
    »Danke«. Grabbe winkte ab. Ein alkoholisierter Fahrer musste nun wirklich nicht sein. »Ich hab’s nicht mehr weit.«
    Er wunderte sich, dass dieser alte Ford, den er eben im Hof des Gasthauses gesehen hatte, noch zugelassen war.
    »Herr Kommissar, mir ist da noch wat eingefallen, wegen der Frau …«
    »Na gut.« Bevor er einstieg und sich setzte, wischte Grabbe mit der flachen Hand den Großteil des Drecks vom Beifahrersitz.
    Das Auto startete mit durchdrehenden Rädern und kam auf dem matschigen Untergrund leicht ins Schlingern. Grabbe fragte sich, ob die im Aschenbecher glimmende Zigarre alleine die Quelle des üblen Gestanks hier drin sein konnte. Das Brummen des Motors wurde von einem dumpfen Röhren begleitet, das vom Wagenboden her zu kommen schien. Wahrscheinlich war der Auspuff hin und ließ tödliche Abgase ins Wageninnere dringen.
    »Wat ich Ihnen noch sagen wollte.« Der Dicke guckte zu Grabbe hinüber und schien keine Anstalten zu machen, wieder auf den Weg zu schauen.
    »Ja?«
    »Also dat mit der Frau.« Der Wirt schaute wieder nach vorn.
    »Ist Ihnen noch was eingefallen?« Grabbe musste einem Hustenreiz nachgeben.
    »Ja, vorgestern hatten wir Ruhetag, also kann die nur am Sonntag da gewesen sein.«
    »Sie meinen die Frau, von der Sie mir erzählt haben«, Grabbe rang schon wieder nach Luft. Vor ihm stupste eine Wespe gegen die Frontscheibe. Er legte den Kopf zur Seite, als es ganz nah an seinem rechten Ohr brummte. Das Vieh landete auf der Rundung der Beifahrertür vor der Scheibe und krabbelte mit aufgestellten Flügeln in Richtung seiner Hand. Als er sie wegzog, landete die Wespe auf seinem Knie. Grabbe wischte sie schnell weg.
    »Nicht danach schlagen!«, kam es vom Fahrersitz. »Dann machen die auch nix. Die Bienen, die wollen nur Honig sammeln.«
    Noch während Grabbe überlegte, ob Bienen weniger aggressiv als Wespen seien, wurde der Wagen abgebremst und an einer Wegegabelung nach links in Richtung Mosel gelenkt.
    »Hätten wir nicht nach rechts …?«
    Der Wirt nahm die Zigarre aus dem Ascher, starrte Grabbe an und machte ein paar kurze Züge, bis die Glut wieder angefacht war. »Sie sind doch Kommissar?«
    Während Grabbe nickte, hoffte er, dass der Fahrer endlich wieder nach vorn sehen würde, während sich der Wagen auf eine Kurve zubewegte.
    »Ich möchte

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