Exit Mosel
ins Bett. Während er auf den Atem des Babys hörte, döste er weg.
»Ist da mein Löffel?«
Walde zuckte zusammen. »Du bist noch wach?«
»Nur ein bisschen.«
Er robbte zu ihr hinüber.
»Und, was war?«
»Doch nicht jetzt«, zischte er und legte seine Nase in ihren Nacken. Er schnupperte einen Hauch Parfüm.
»Wann dann?«
»Morgen früh.«
»Dann gehst du doch zur Arbeit.«
»Das ist nicht gesagt.« Er schob eine Hand unter ihr hoch gerutschtes Nachthemd. Ihre Haut war weich und warm.
»Was ist denn geschehen?«
Walde flüsterte ihr seufzend eine Kurzfassung des Falls ins Ohr. Als er schon glaubte, sie sei eingeschlafen, sagte sie: »Das heißt, dein Urlaub ist vorbei?«
»Wir wissen ja noch nicht einmal, wer da überhaupt im Auto war.«
»Und wenn es dieser Blau oder Braun …?« »Roth.«
»Wenn sich herausstellt, dass er es nicht ist?« »Dann haben wir ein Problem.« »Und wenn er es ist?« Walde nickte. »Dann auch.«
Mittwoch
Gegen neun Uhr kam Grabbe zur Bürotür herein. Gabi saß hinter ihrem Schreibtisch, Walde davor auf einem der Besucherstühle. Beide sahen ihren Kollegen überrascht an.
»Ihr seid noch nicht …« Grabbe hatte insgeheim gehofft, Gabi und Walde wären bereits zur Gerichtsmedizin unterwegs.
»Hoffmann hat schon mal am Zahnprofil festgestellt, dass es sich bei dem Opfer eindeutig um Gerhard Roth handelt. Und du hast ausgeschlafen?« Gabi schaute auf ihre Armbanduhr. Sie konnte sich nicht entsinnen, dass ihr Kollege einmal zu spät zur Arbeit gekommen war.
»Ich war schon in Sachen Roth unterwegs.« Grabbe startete seinen Rechner. »Hat jemand von euch mein Handy gesehen?«
»Nöh.«
»Auch nicht im Auto?«
»Da hab’ ich nicht so genau nachgesehen.«
»Wo steht der Wagen?« Grabbe regulierte den Knopf am Heizkörper hinter seinem Stuhl.
»Der ist in der Reinigung.«
»Wie bitte?«
»Du weißt doch, wie wir den auf dem Kiesgrubengelände eingesaut haben.«
»Ich befürchte, dass ich es da verloren habe oder auf dem Schiff, als ich …« Grabbe suchte nach dem passenden Wort. »Als mir schlecht wurde.«
Walde tippte eine Nummer in Gabis Apparat. Während er auf Anschluss wartete, schaute er zu, wie Grabbe am Wandkalender die rote Markierung auf das heutige Datum versetzte. Er streckte den Arm mit dem Hörer aus. »Dein Handy gibt Freizeichen. In der Mosel liegt es dann wohl nicht.«
»Dann ist es mir wohl gestern Abend unter der Brücke aus der Tasche gefallen, oder es liegt im Auto.«
»Was hast du heute früh schon in Sachen Roth unternommen?«
»Er arbeitet … also arbeitete bei der Caritas, absolvierte vorher eine Ausbildung zum Verwaltungsangestellten bei der Stadtverwaltung. Danach hat er sich weitergebildet zum Verwaltungsfachwirt …«
»Was machte er denn konkret«, unterbrach ihn seine ungeduldig werdende Kollegin.
»Er kümmerte sich um Hilfsprojekte für Südosteuropa, so genanntes Fundraising. Mehr war von der Caritas nicht zu erfahren. Was gab es gestern Abend bei seiner Ehefrau?«
»Er hat sich ehrenamtlich bei der Tafel engagiert«, antwortete Gabi. »Und er war bei den Linken aktiv. Leider ist auf der Geschäftsstelle niemand zu erreichen. Ich habe auf den Anrufbeantworter gesprochen.«
»Da kommen einige Motive in Frage«, sagte Grabbe. »Von der Beziehungstat über Auseinandersetzungen um Spenden bis Konflikten mit den Rechten.«
»Wir sollten prüfen, ob jemand vorgestern Nacht im Bereich der Autobahnbrücke gesehen wurde«, sagte Walde, »oder ein Fahrzeug, vielleicht ist jemand getrampt, war zu Fuß unterwegs oder hat ein Taxi gerufen.«
»Das könnte ich übernehmen.« Grabbe bemühte sich um Gelassenheit. »Ich muss sowieso noch mal zur Brücke, um nach meinem Handy zu sehen.«
»Und was ist mit der Gerichtsmedizin?«, fragte Gabi.
Grabbe drehte ihr den Rücken zu und nahm einen alten grünen Parka aus seinem Schrank. »Zu den Linken kann ich auch noch.« Während er mit der Schulter zuckte, hielt er die Luft an.
»Dann übernehmen wir Dr. Hoffmann«, sagte Walde.
Grabbe hoffte, dass seine Kollegen nicht hörten, wie er erleichtert die Luft aus seinen Lungen blies.
*
Das Gasthaus war Grabbe am Vorabend nicht aufgefallen. Es war das einzige Haus an der Straße und lag nicht weit von der Abfahrt zu dem Kiesgrubengelände, wo das Auto gebrannt hatte. Auf dem unebenen Parkplatz wies ein Schild an einem schiefen Holzpfosten darauf hin, dass unberechtigt parkende Fahrzeuge kostenpflichtig abgeschleppt würden. Auf dem Weg zum
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