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Exit Mosel

Exit Mosel

Titel: Exit Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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    »Ist gut«, sagte Grabbe und schaute wieder demonstrativ nach vorn, wo sich zwei weitere Wespen, oder waren es doch Bienen, an der Frontscheibe eingefunden hatten.
    Der Fahrer blickte ebenfalls geradeaus. Die Zigarre zwischen seinen Lippen wippte, als der Wagen in mehrere Schlaglöcher hintereinander geriet. Die Brühe aus den Pfützen spritzte im hohen Bogen zur Seite.
    Nach der Höhe des Gestrüpps zu urteilen, das sich von der Wegmitte bis in die Fahrspuren ausbreitete, wurde diese Strecke wenig befahren. Der Wagen wurde langsamer. Ein paar dünne Äste kratzten am Rahmen. Wieder summte es ganz dicht an Grabbes linkem Ohr.
    »Nicht schlagen!«, brummte der Fahrer, als Grabbe die Hand hob. »Da vorn ist es.«
    Grabbe konnte die Augen nicht von dem Vieh lassen, das wieder Kurs auf seinen Kopf nahm, kurz vor seiner Nase aber wieder abdrehte.
    »Sehn Sie?« Der Wirt tippte mit dem abgespreizten Zeigefinger an die Scheibe.
    Grabbe sah hinter schlaffen Brennnesseln ein paar höhere welke Pflanzen.
    »Das ist Topinambur. Die wachsen hier wild.«
    »Hmh.«
    »Sehen Sie, was da noch steht?«
    Grabbe hatte nicht einmal den Topinambur erkannt.
    »Die mit den grünen Stängeln. Die noch höher sind.«
    »Wo?« Grabbe beugte seinen Oberkörper nach vorn.
    »Da, hinter dem Topinambur. Die haben so besondere Blätter.«
    Grabbe setzte sich wieder auf und beugte sich diesmal nur leicht nach vorn, darauf bedacht, genügend Abstand zu den an der Frontscheibe vergeblich nach einem Ausweg suchenden Wespen zu halten.
    Die Blätter der Pflanzen waren teils gelb verfärbt oder hingen schlaff herunter. Grabbe nahm die helleren grünen Stängel wahr, mit den großen, mehrfach geteilten Blättern, deren lange Enden spitz zuliefen.
    »Das ist Marihuana«, sagte Grabbe. Die auffällige Form der Blätter ließ keinen Zweifel zu. »Ganz eindeutig.«
    »Dachte ich es mir doch!« Der Wirt legte den Rückwärtsgang ein, drehte ächzend den Kopf, während der Wagen nun wieder an den Hecken vorbeistreifend durch die Schlaglöcher rumpelte.
    Als Grabbe ebenfalls nach hinten schaute, sah er einen Holzkasten auf dem Rücksitz, den er von der Größe und Form her auf den ersten Blick für ein beschädigtes Nachtschränkchen hielt. »Was ist denn das?«, fragte er, den gelblich braunen Inhalt betrachtend, der sich irgendwie bewegte und aus dem sich gerade etwas brummend erhob.
    »Die machen nix«, sagte der Fahrer mit ruhiger Stimme, während er den Wagen rückwärts weiter über den Weg lenkte.
    Dieser Wahnsinnige hatte einen kaputten Bienenkorb auf dem Rücksitz deponiert. Wahrscheinlich waren es ein paar Tausend sehr gereizter Biester, die er spazieren fuhr.
    »Lassen Sie mich auf der Stelle raus!« Grabbe versuchte abzuwägen, ob es gefährlicher war, während der Fahrt herauszuspringen oder sich einem Angriff der Biester auszusetzen. »Sofort anhalten!«
    *
    »Der Körper des Mannes war mehrere Minuten großer Hitze ausgesetzt.« Dr. Hoffmann blies über den dampfenden Löffel dicht vor seiner Unterlippe, bevor er ihn sich in den Mund schob, kurz kaute und dann schluckte. »Die Haut ist zu hundert Prozent verbrannt. Die Verbrennungen sind dritten und vierten Grades einzustufen. Am rechten Fuß und an beiden Händen fehlen die Glieder, beim Brand des Wagens war es dafür heiß genug.« Er führte einen weiteren Löffel Suppe zum Mund.
    Walde sah auf das Brötchen auf seinem Teller. Es war doppelt mit Käse belegt, genau, wie er es mochte. Ohne Gurken, Tomaten, Mayonnaise, Salat oder sonstigem Schnickschnack. Die Zeit für ein zweites Frühstück war ebenfalls gekommen, dennoch verspürte er keinerlei Hunger.
    Nach zwei weiteren Löffeln fuhr Hoffmann fort: »Zudem ist die rechte Körperhälfte stärker verbrannt, großteils bis zur Hautnekrose, was daraufhin deutet, dass der Mann auf der linken Seite lag. Ich gehe mal davon aus, dass die Flammen von oben kamen.«
    »War er bereits tot, als der Wagen brannte?«, fragte Walde.
    »Wissen Sie, ob er rauchte?«, fragte der Gerichtsmediziner.
    »Wie bitte?«
    Der Gerichtsmediziner wiederholte seine Frage.
    »Das müssen wir noch recherchieren, warum fragen Sie?«
    »Bei einem Raucher mit einer Tagesdosis von zwanzig Zigaretten sind bereits sechs Prozent Kohlenmonoxid im Blut feststellbar.« Hoffmann schaute Gabi an, von der er wusste, dass sie rauchte.
    »Und wenn das Opfer Raucher gewesen wäre?«, fragte sie.
    »Im vorliegenden Fall war der Anteil von

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