Exit Mosel
längsseits liegenden Polizeiboot.
»Das war’s.« Stadler klappte das Bordbuch zu und beobachtete, wie der Hund zusammenzuckte. Sollte der bärtige Schiffsführer über das unerwartete Ende des Polizeibesuches froh sein, so ließ er sich das nicht anmerken.
Stadler tippte zum Abschied an seine Mütze, bevor er bei voller Fahrt vom Unterdeck des Frachters über den kleinen Spalt zurück auf das Polizeiboot sprang. Nebenan quietschten die Gummisohlen seiner Kollegin auf den Metallplatten des Bootes, noch bevor er ihr die Hand zur Hilfestellung reichen konnte. Sobald die Leinen los waren, drehte das Polizeiboot ab und beschleunigte.
*
»Kommen wir zum Stand unserer bisherigen Ermittlungen.« Walde war sich bewusst, dass er längst nicht alle Fäden in dieser Sache in der Hand hielt. »Gerhard Roth hat bei der Caritas …«
»Ich weiß«, unterbrach ihn der Polizeipräsident. »Herr Grabbe hat mich auf dem Laufenden gehalten.«
Grabbe hielt bereits ein Schreiben in der Hand und legte es auf den Tisch. »Gerhard Roths Vorgesetzte hat das Ergebnis der Innenrevision geschickt, wie erwartet – negativ. Die Ehefrau und deren Schwester, das Arbeitsumfeld und die Leute von der Tafel haben wenig Verdachtsmomente geliefert. Erst die Anzeige von Rosemarie Hippens gegen Gerhard Roth hat uns auf eine neue Spur gebracht.« Grabbe zauberte einen weiteren Zettel aus seinem Kastenturm.
»StGB § 323c«, las er vor. »Wer bei Unglücksfällen oder gemeiner Gefahr oder Not nicht Hilfe leistet, obwohl dies erforderlich und ihm den Umständen nach zuzumuten, insbesondere ohne erhebliche eigene Gefahr …«
»Ja, danke«, winkte Stiermann ab. »So, wie sich mir die Situation darstellt, lag bei Roth eine erhebliche eigene Gefahr vor.«
»Edith Hippens wurde gerettet, ob mit oder ohne die Hilfe von Gerhard Roth. Rache für unterlassene Hilfe als Motiv für den Mord an Roth scheint mir unwahrscheinlich«, sagte Walde.
»Zumal Roth den Unfall als Erster gemeldet hat«, ergänze Grabbe.« Seine Handynummer wurde bei der Feuerwehr registriert.«
»Ich denke, in dieser Richtung sollten wir weiter ermitteln«, sagte Walde. Was genau er dachte, behielt er für sich. Etwas musste um den Unfall herum vorgefallen sein. »Laut ihrer Großtante soll Edith Hippens psychische Probleme haben. Gut möglich, dass die Fahrt in die Mosel gar kein Unfall war.« Gabi setzte sich auf. »Und es ist nicht auszuschließen, dass Edith Hippens in der letzten Nacht von der Römerbrücke gesprungen ist.«
»Da bewegen wir uns jetzt aber im Reich der Spekulation.« Der Präsident erhob sich. »Ich muss leider … vielen Dank.« Auf dem Weg zur Tür drehte er sich nochmals um. »Falls Sie noch was brauchen … oder sich etwas Neues ergibt, lassen Sie es mich wissen.«
»Aber ich bin … wir sind doch noch gar nicht zum Wesentlichen …« Grabbes irritierter Blick fixierte die längst geschlossene Tür.
Gabi schenkte sich den restlichen Kaffee ein. »Oder wollte noch jemand was?«
»Wir sollten mal festhalten, wo wir mit den Ermittlungen stehen«, sagte Walde. »Da wäre zum einen Roths Ehefrau …«
»Und deren Schwester«, Grabbe war zu der Flipchart gegangen und riss das mit Kreisen, Dreiecken und Pfeilen bemalte Deckblatt herunter. »Ich kürze mal ab, also Opfer.« Das erste Wort schrieb er in die Mitte. »Ehefrau, Schwägerin, Caritas, Tafel.«
»Dann haben wir noch die Hippens«, sagte Gabi.
»Beide?«
»Ja, klar.« Gabi zog das zweite A in die Länge. »Edith Hippens könnte ja auch anderweitig abgetaucht sein, also nicht in der Mosel.«
»Möglich.« Grabbes Stift quietschte über das Papier. »Und da wären noch die Linken , also ich meine eigentlich die Rechten. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie sich über politische Gegner hergemacht haben. Und der Tauchclub.«
»Die haben nachher ein Treffen, da erfahren wir vielleicht Genaueres über den Unfall«, sagte Walde. »Und es gibt den jungen Mann aus der Gruppentherapie.«
»Womit wir bei der Droge wären, die bei Gerhard Roth nachgewiesen wurde«, hakte Grabbe ein. »Der Psychologe, bei dem Edith Hippens in Behandlung ist, darf keine Psychopharmaka verschreiben. Keine der Personen«, Grabbe tippte mit dem Stift auf seine Aufzeichnungen, »niemand von denen hier scheint Zugang zu Diazepam zu haben. Ein gefährliches Zeug, das schon nach wenigen Wochen zur Abhängigkeit führen kann.«
Ein Handy brummte. Walde tastete nach seiner Hemdtasche. Sie war leer.
»Ja, Grabbe?«, meldete sich
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