Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Exit Mosel

Exit Mosel

Titel: Exit Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
Vom Netzwerk:
sein Kollege. Er hörte eine Weile zu und sagte dann: »Das ist ja der Hammer, ich rufe dich nachher zurück, danke Caroline.«
    »War das die Hübsche aus Schweich?«, fragte Gabi.
    »Im Dienst ist Aussehen für mich kein Kriterium.« Grabbe steckte das Handy wieder ein. »Sie hat herausgefunden, dass der Tauchclub in der Kenner Kneipe sein Vereinslokal hat.«
    »Ich hab’ mir die Pressemeldungen auf der Homepage des TCM angesehen«, sagte Monika. »Was die reißerischen Überschriften und die Dramatik angeht, scheint deren Pressewart, dieser Holbach, etwas zu viel Boulevardpresse verinnerlicht zu haben. Und wenn es um die Einschätzung der Lage geht, wie gefährlich es war, was gerade so noch vermieden werden konnte und was noch alles hätte passieren können, wird immer wieder Konrad Holbach zitiert, und auf fast jedem Foto ist er zu sehen.« Sie tippte mit dem Zeigefinger auf einen der Artikel vor sich auf dem Tisch. »’Bus versinkt in den Fluten’«, las sie vor. »’Nicht auszudenken, wenn er voll besetzt gewesen wäre’.« Monika tippte sich an die Stirn. »Kein Mensch war zum Zeitpunkt des Unfalls im Bus. Der Gang war ohne Fremdeinwirkung herausgesprungen, und es war keine Handbremse gezogen.«
    Gabi hielt die Tür auf, während Grabbe seinen Kistenturm hindurchbalancierte. »Du duzt dich mit Caroline?«
    »Sie hat sich mir mit Caroline vorgestellt«, antwortete er.
    »Und wie sagt sie zu dir?«
    »Grabbe halt, genauso wie alle anderen auch.«
    »Und wie kommt Caroline an die Nummer, das Handy gehört dir doch gar nicht?«
    »Kann ich dir was abnehmen?«, bot Walde an, um das Geplänkel zu beenden. »Du machst deine Sache richtig gut.«
    Grabbe lächelte. »Der Fall liegt mir einfach.«
    »Kann es sein, dass du dich mit dem Opfer identifizierst?«, bemerkte Gabi spitz.
    »Nach allem, was ich bisher über ihn erfahren habe, wäre mir Gerhard Roth jedenfalls nicht unsympathisch gewesen.«
    »Der hat das mit der Tafel doch auch für sich selbst getan.«
    »Ich denke, jeder Ehrenamtliche zieht eine persönliche Befriedigung aus seinem Handeln, da ist doch nichts Schlimmes dabei.«
    »Aber wenn sie ihr Amt nutzen, um sich selbst zu profilieren?«
    »Das hat Gerd Roth doch gar nicht getan!«
    »Ich denke an Holbach«, sagte Gabi. »Der hat sich auf seine Darstellung versteift und scheint nicht mehr davon abweichen zu können. Und wenn er falsch liegt, hat er zumindest einen Mord auf dem Gewissen, der aber in der Regel nicht von uns verfolgt wird.«
    »Nicht von der Mordkommission?«, fragte Grabbe.
    »Eine ganz subtile Spielart des Mordes – den Rufmord.«
    Nachdem der Anruf von Stadler gekommen war, ließ sich Gabi von ihren Kollegen zur Kaiser-Wilhelm-Brücke mitnehmen. Während sie Grabbe und Walde nachblickte, die schnellen Schrittes in der Dunkelheit über den Uferpfad Richtung Regattaverein weitergingen, ging sie hinunter zu den Schiffsanlegern gegenüber der Insel. Im schwachen Licht einer Laterne bemerkte sie einen korpulenten, älteren Mann, der sich mit etwas unsicheren Bewegungen über die Uferböschung näherte. Lag es an den Stiefeln, die er trug, oder war er betrunken? Hauptsache, er ging weiter, hoffte Gabi.
    »Sind Sie von der Polizei?« Der Mann trug eine Anglerhose, eine Kombination aus Stiefeln und Hose, letztere reichte ihm bis zu den Achseln. Statt einer Angel hielt er ein Fernglas in der Hand.
    »Wie kommen Sie darauf?« Gabi warf ihre Zigarette Richtung Fluss und öffnete ihre Handtasche.
    »Hab’ ich mir gleich gedacht. Das hier ist doch kein Ort für eine Verabredung.« Der Mann wirkte aufgekratzt. »Ich hab’ die Leiche entdeckt, da vorn. Wenn ich vorgehen darf?«
    Sie folgte ihm. Auf dem Leinpfad ging es unter der Brücke hindurch bis zu der flussaufwärts gelegenen Spitze der Insel.
    »Da!«
    »Wo?« Ihr Blick folgte seinem ausgestreckten Arm. Dort, wo das Wasser des Flusses auf die Insel traf, sah sie nur Gebüsch und Unrat vom letzten Hochwasser, der sich in den Zweigen verfangen hatte.
    »Man kann es von hier aus schlecht erkennen, höchstens ahnen.«
    »Ja, wie haben Sie denn die Leiche entdeckt?«
    »Ich war drüben, auf der Insel, und hab’ sie gleich entdeckt, da vorn ist die Furt. Das Wasser dort geht mir genau bis zum Bauchnabel. Sie wissen, was das ist, eine Furt?«
    Und wenn nicht, krieg’ ich dann eine Fünf? Gabi fragte sich, ob sie an einen unter Erklärungsentzug leidenden Lehrer im Ruhestand geraten war.
    »Zum Beispiel der Name Frankfurt kommt …«
    »Ja, ja,

Weitere Kostenlose Bücher