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Exit Mosel

Exit Mosel

Titel: Exit Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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sind?«
    »Ich glaube, er hat sich nach dem ersten Artikel in der Zeitung bei mir gemeldet.«
    »Glauben Sie das oder ist das so?«
    »Er hat angerufen, ich habe mitgehört, weil mein Mann den Lautsprecher am Telefon eingestellt hatte«, kam Lydia Holbach ihrem Mann zuvor. »Ihm war der Schock von dem Unfall noch anzumerken, und er hat zugegeben, nicht geholfen zu haben, das kann ich bezeugen.«
    Grabbe kam zurück, blieb aber in ein paar Schritt Entfernung stehen. »Der Bekannte von Edith Hippens hat sich gemeldet. Hanni aus der Gruppentherapie«, flüsterte er Walde zu. »Er sagt, er habe in den letzten zwei Wochen nichts von ihr gehört. Und Gabi hat sich gerade gemeldet.« Beim Weitersprechen hielt er sich eine Hand neben den Mund. »Sie ist sich sicher, dass es sich bei der gerade geborgenen Toten aus der Mosel um Edith Hippens handelt.«
    Als sie an den Tisch zurückgekehrt waren, wandte sich Grabbe an Holbach. »Wann hat die letzte Sitzung des Tauchclubs in Ihrem Kenner Vereinslokal stattgefunden?«
    »Letzten Montag- oder Dienstagabend.«
    »Und wie bewerten Sie die Umstände um die Rettung von Edith Hippens?«, fragte Walde.
    »Ich habe mich vorhin mit unserem Vereinsanwalt, Herrn Haupenberg, abgestimmt. Mir wurde geraten, eine Stellungnahme nur nach entsprechender Rücksprache abzugeben.«
    Ausgerechnet Haupenberg. Walde kannte diesen Anwalt mit piekfeiner Attitüde allzu gut. »Sie haben einen Anwalt konsultiert?«
    Holbach straffte den Rücken. »Herr Haupenberg soll lediglich vermeiden, dass offiziell etwas in Schieflage gerät …«
    »Und was könnte das sein?«
    »Eine reine Sicherheitsmaßnahme«, sagte der Pressewart. »Sie verstehen.«
    Walde schüttelte den Kopf. »Nein, absolut nicht.«
    *
    Annika lag schon im Bett, als Walde ins Kinderzimmer kam. Beim Schließen der Tür löste sich etwas von der Klinke. Walde hob ein Schild mit der Aufschrift, Bitte nicht stören’ , wie er es aus Hotels kannte, vom Boden auf. Am unteren Ende steckte etwas Rundes, leicht Transparentes im Karton. War es das, was er vermutete? Nein, das konnte nicht sein!
    »Wo hast du das denn her?« Er versuchte, so beiläufig wie möglich zu klingen.
    »Von Thorsten.«
    »Aha!« Walde hängte das Schild an den Türgriff zurück.
    Annikas Lächeln entblößte eine Lücke. Waldes Bestürzung wich der Erleichterung. Endlich war der Wackelzahn raus.
    »Wo ist denn der Zahn?«
    »Im Topf.« Sie griff nach einem kleinen runden Gegenstand und reichte ihn ihrem Vater. Es war ein verziertes Holzdöschen, das sich aufklappen ließ. Mit einer Fingerkuppe betastete er die feine Schnitzarbeit.
    »Mach auf!«, forderte Annika erwartungsfroh.
    Im Innern kam ein kleiner Zahn zum Vorschein. Im Mund seiner Tochter hatte er größer gewirkt.
    »Hat ein bisschen geblutet«, kommentierte sie und fuhr mit dem kleinen Finger in die Lücke.
    Kaum hatte Walde mit dem Lesen begonnen, wurde Annika ruhig. Bevor die Geschichte zu Ende war, hatte sie sich schon längere Zeit nicht mehr bewegt. Leise legte er das Buch auf den Nachttisch und schaltete die Wandlampe aus.
    Auf dem Weg zur Tür hörte er sie leise fragen: »Wen hast du lieber?«
    Er blieb stehen. »Wie meinst du das?«
    »Wen hast du lieber?«
    »Wen habe ich zur Auswahl: Quintus, Minka, dich, Mathilda, Mama?« »Mich oder Mathilda?«
    »Ich habe euch beide lieb.«
    »Und wen hast du lieber?«
    Durch den Spalt in der Tür sagte er: »Ich habe euch beide sehr lieb und nun schlaf gut und träum’ was Schönes.«
    Aus der angelehnten Tür ihres Schlafzimmers fiel Licht. Walde schaute hinein.
    »Was sagst du?« Doris trug ein schwarzes Kleid und darunter Pumps.
    »Toll, passt dir wieder«, sagte er. »Niemand hält es für möglich, dass du erst Mutter geworden bist.«
    »Meint man, es wären mehrere Monate her?«
    »Nein, du hast eine wirklich tolle Figur«, Walde spürte, dass er ein paar verbale Klippen umschiffen musste. »Was nicht heißen soll, dass du mir während der Schwangerschaft nicht gefallen hättest.«
    Sie drehte sich noch einmal vor dem Spiegel, wobei sie den Kopf hin und her wendete.
    »Bald kannst du in dem Kleid wieder ausgehen.« Er wollte sie auf den Mund küssen, aber sie wich aus und ließ seinen Kuss ihre Wange treffen.
    »Das kann ich anlassen?«, fragte sie.
    »Ja, wenn es dir nicht zu schade ist.«
    »Warum zu schade?«
    »Ich dachte, es wäre zum Ausgehen.«
    »Aber das tue ich ja, ich gehe ins Theater.«
    Er dachte nach. Hatte er etwas vergessen, das sie ihm schon

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