Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Exit to Eden

Exit to Eden

Titel: Exit to Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
Vom Netzwerk:
anderen, eine nach der anderen. Ich glaube eigentlich nicht, daß es nötig ist, so viele Münzen reinzusteckcn, ehe man die Verbindung hat. Die Wahrheit ist, daß ich nicht mehr aus einem Münzfernsprecher telefoniert habe, seit ... drei Tagen? Ob es nach sieben Jahren noch immer die gleiche Nummer ist, aber warum sollte es nicht die gleiche Nummer sein, nichts hat sich geändert, nichts hat sich bewegt. Es klingelt in San Francisco. Hier ist es zwei Uhr, dann ist es dort erst zwölf. Und um zwölf schläft Martin Halifax noch nicht.
    Aha, da steht er neben dem Laternenpfahl, der Club-Idiot, und woran kann ich das erkennen? Er ist der einzige Mensch auf der Bourbon um zwei Uhr morgens mit der Eine-Million-Dollar-Sonnenbräune, den regelmäßigen, weißen Zähnen, in Designer-Jeans und rosa Tennisschuhen! Wir engagieren keine Schlampen, nicht wahr? (Es klingelt in San Francisco.) Keine Leute, die in Regenponchos und Plastikschlappen rumlaufen.
    »Hallo.«
    »Martin!«
    »Ja, hier ist Martin, wer ist da?«
    »Kannst du mich gut hören, Martin? Martin, du mußt mir helfen. Martin, ich brauche dich!« (Martin wird es erfahren müssen. Martin hat ihn zu uns geschickt. Was, zum Teufel, sollen wir Martin sagen? Sie hat sich Elliott Slater einfach geschnappt und ihn gekidnappt!) »Martin, ich brauche dich, wie ich dich noch nie gebraucht habe. Ich muß mit dir reden.«
    »Lisa? Bist du's? Wo bist du?«
    »In New Orleans, Martin. Auf der Bourbon Street. Und ich habe nur einen Regenponcho und Plastiksandalen an. Es ist zwei Uhr morgens. Martin, hilf mir bitte. Bitte komm her. Ich bezahle dir, jeden Pfennig, Geld spielt keine Rolle. Kannst du das nächste Flugzeug nehmen und herkommen? Martin, ich weiß, daß das viel verlangt ist, ich weiß es. Martin, diesmal stehe ich's nicht allein durch. Kannst du kommen?«
    »Lisa, hast du ein Zimmer in New Orleans? Kannst du mir sagen, wo du bist?«
    »Im Marie Laveau Court, Rue Sainte Anne, der Taxifahrer wird wissen, wo's ist. Ich bin in der kleinen Suite im ehemaligen Dienstbotentrakt unter dem Namen >Mrs. Elliott Slater<. Kommst du her?«
    »Mrs. Elliott Slater?«
    »Ich hab' was Schreckliches gemacht, Martin. Mit Elliott Slater. Ich habe alles verraten, Martin. Alles, woran wir glauben. Ich brauche dich so dringend. Bitte, hilf mir.«
    »Lisa, ich bin da, so schnell ich kann. Ich rufe sofort im Flughafen an; ich möchte, daß du auf schnellstem Wege ins Hotel zurückgehst, Lisa. Glaubst du, du kannst ein Taxi finden? Ich kann dafür sorgen, daß dich jemand abholt, dort, wo du bist ...«
    »Das schaffe ich noch alleine, Martin. Ich habe es vor einer Woche geschafft, ich werde es wieder schaffen.« Und da drüben steht dieser Schafskopf, dieser helle, muskulöse Idiot mit weißen Zähnen und dem bis zum Gürtel aufgeknöpften Hemd, den engen Jeans und den Schwanz so nach oben geklemmt, daß es aussieht, als habe er einen Steifen, selbst wenn's nicht stimmt. Ich habe gerade den ganzen Inhalt meiner Tasche fallen lassen. Nein, habe ich nicht. Ich habe keine Tasche. Ich habe nur ein paar Münzen fallen lassen. Er sammelt sie auf. Ein hübscher, strammer Jüngling.
    »Geh ins Hotel und leg dich schlafen. Ich bin da, sobald ich kann, ich versprech's. Ich bin da, bevor du aufwachst, wenn ich's organisieren kann.«
    »Ich hab' was Schreckliches gemacht, Martin. Mit Elliott Slater. Und ich weiß nicht, warum ich es gemacht habe.«
    »Ich bin schon unterwegs, Lisa.«
    Ein Tisch in der Bar zum Hinsetzen. Nein. Geh nicht in die Bar. Geh ins Hotel. Geh um die Ecke. Im Eisschrank gibt's Bier. Nein, schon ausgetrunken. Elliotts Kleider. Nein, die haben sie mitgenommen.
    »Soll ich dich zum Hotel zurückbringen, Lisa?«
    »Wenn du nicht vorher irgendwo einen Sechserpack Miller's Beer auftreibst, kannst du's vergessen.«
    »Komm, Lisa.«
    Gute Nacht, Engel.

LISA
Liebe und Ideale
     
    »Warum fängst du nicht noch mal von vorne an?«
    Wir saßen in der Ecke des kleinen italienischen Restaurants, und er sah so ruhig aus, so unendlich beruhigend. Er hatte ein paar graue Haare mehr an den Schläfen als beim letzten Mal und einen Tupfer Grau in den Augenbrauen, der die Offenheit seines Blicks noch zu steigern schien. Aber ansonsten war er einfach Martin, unverändert, und er hielt meine Hand fest in der seinen, und nichts deutete darauf hin, daß er sie loslassen würde, bevor alles in Ordnung war.
    »Sie haben dich angerufen, nicht wahr?« fragte ich. »Als sie nach uns gesucht haben?«
    »Nein«,

Weitere Kostenlose Bücher