Exit to Eden
Erinnerungen.
Sie stand auf, und eine Sprungfeder schnappte in meinem Inneren recht wohltuend, als ich sah, daß sie anfing, alles auszupacken. Keine Lederröcke oder Stiefel. Sie hängte hinreißende Samtanzüge und kleine schmale Kleidchen auf und warf Dutzende von hochhackigen Schuhen ins unterste Fach des Schranks.
Dann zog sie ein dunkelblaues, gepunktetes Seidenkleid an, das sich weich über ihre Kurven legte, mit breiten Manschetten, die ihre Hände noch länger aussehen ließen, und weiten Ärmeln und Smok-Stickerei auf den Schultern. Sie band sich den Stoffgürtel um die Taille, so daß der Rocksaum über ihre Knie gehoben wurde und ihre Brüste zu dunklen Spitzen unter der Seide wurden. Sie machte sich zum Glück keine Mühe mit Strumpfhosen und zog ein Paar dunkelblauer Lederschuhe mit Absätzen wie Eispickel an.
»Nein, tu das nicht«, sagte ich. »In dieser Stadt kann man wunderbar herumlaufen. Wir können einen Spaziergang machen, wenn wir gegessen haben. Sie ist völlig eben. Zieh dir ein Paar flache Schuhe an, damit wir zu Fuß gehen können.«
Sie sagte, »in Ordnung«. Sie wählte ein Paar braune Naturledersandalen mit niedrigerem Absatz aus. Sie bürstete sich das Haar, setzte die Sonnenbrille auf den Kopf, um das Haar aus dem Gesicht zu halten, räumte alle persönlichen Sachen aus einer schwarzen Handtasche in eine braune Ledertasche, dann waren wir fertig.
»Wo gehen wir hin?« fragte sie.
Die Frage überraschte mich. Ich dachte, sie träfe die Entscheidungen.
»Nun, Manale's ist auf der Napoleon Avenue«, sagte ich. »Es ist neun Uhr. Vielleicht müssen wir auf einen freien Tisch warten, aber wir könnten an der Bar ein paar Austern essen.«
Sie nickte zustimmend und lächelte unsicher, ein wirklich hübsches Lächeln.
»Die Limousine hast du nicht behalten, oder?« fragte ich und ging zum Telefon. »Ich werde ein Taxi bestellen.«
ELLIOTT
Die erste Schicht
Im Taxi sprachen wir nicht miteinander. Ich wußte nichts zu sagen. Da war nur diese klopfende Erregung, mit ihr zusammenzusein, und die Freude, wieder in New Orleans zu sein, unter den Eichen die Saint Charles Avenue entlang in Richtung Napoleon zu fahren und an all die Dinge zu denken, die wir tun konnten, wenn sie uns hierbleiben ließ. Uns ließ, uns ließ, uns ließ. Beinahe hätte ich sie gefragt, ob dergleichen oft geschah, aber im Augenblick wollte ich es nicht wissen. Oder vielleicht überhaupt nicht.
Als ich vor Jahren Manale's entdeckt hatte, brauchte man nie zu warten, aber inzwischen kennt es alle Welt. Die Austernbar war so voll, daß wir einander kaum hören konnten, aber wir stürzten uns direkt auf zwei Dutzend Austern und zwei Bier.
»Wann bist du zum erstenmal in New Orleans gewesen?« fragte sie. Sie trank ihr Bier so schnell wie ich und verschlang genüßlich die Austern. Sie klang natürlich, so als wären wir einfach ein Pärchen bei einem Rendezvous. »Ich bin in meinen ersten Ferien vom Club hierher gekommen«, sagte sie. »Verliebte mich in die Stadt. Seither, wann immer ich für ein paar Tage weg muß, komme ich her.«
»Urlaub mit den Eltern«, sagte ich. »Meistens zum Karneval.« Die Austern und das Bier waren göttlich. »Sie nahmen mich jedes Jahr aus der Schule, um diese Woche hier verbringen zu können.«
Ich erzählte ihr von dem kleinen Hotel in der Saint Charles Avenue, wo wir immer gewohnt hatten - sie kannte es, »großartig«, sagte sie und dann vom Austernfest und vom Gumbofest in Cajun Country.
»Ja, das wollte ich auch immer«, sagte sie, »nach Cajun Coun-
try. Ich bin mehrmals beinahe hingefahren, aber ich liebe diese
Stadt so sehr ...«
»Ich weiß, was du meinst«, sagte ich und küßte sie auf die Wange.
»Ich mache immer wieder Fotoreportagen über New Orleans, nur um einen Grund zu haben, hierherzukommen«, sagte ich. Der Kuß hatte sie überrascht. Jedesmal, wenn ich sie küßte, war sie überrascht. »Es wird miserabel bezahlt«, sagte ich. »Gewöhnlich gebe ich mehr aus, als ich verdiene. Aber ich kann nicht widerstehen. In den letzten fünf Jahren habe ich zehn Artikel geschrieben.«
»Dann freust du dich also ... daß wir ... daß wir hergekommen sind?«
»Soll das ein Witz sein?« Ich versuchte, ihr wieder einen Kuß zu geben, doch sie drehte sich weg, als hätte sie es nicht bemerkt. Sie trank einen großen Schluck Bier.
Sie erzählte, daß sie einmal ganz allein sechs Wochen hier in einer Wohnung nahe der Washington Avenue verbracht habe, wo sie nichts getan
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