Expedition ins Paradies
mit ihrem Aussehen doch etwas mehr Mühe gegeben hatte. Sie hatte eine blütenweiße Bluse und ihre Lederjeans angezogen und das Haar so lange gebürstet, bis es ihr seidig über die Schultern fiel. Aber all das hatte sie natürlich nur für sich getan, um sich besser zu fühlen, nicht etwa, um Tom Scanlon zu gefallen. ,
Jetzt brachte sie sogar ein kühles Lächeln zustande. Es war lange her, dass sie etwas darauf gegeben hatte, wie sie aussah. Nachdem Tom aus ihrem Leben verschwunden war, hatte kein Marin sie auch nur so weit interessiert, dass sie sich seinetwegen besonders hergerichtet hätte.
Tom fand, dass sie phantastisch aussah, und obwohl das natürlich nur Schmeichelei war, tat sie Elizabeth gut. Auf einmal hatte sie Oberwasser und fühlte sich dem vor ihr liegenden Abend gewachsen.
“Ich habe Hunger. Und du?”
Das Restaurant war der Treffpunkt des Kakadu Nationa l Parks und im Landesstil gehalten, mit ockerfarbenen Wänden, Holztischen und sogar einem Teppich, auf dem ein Krokodil abgebildet war. Nachdem Elizabeth und Tom an einen Tisch geführt worden waren, erschien eine junge Kellnerin, um sich nach ihren Getränkewünschen zu erkundigen. Elizabeth bestellte sich ein Glas Mineralwasser und war überrascht, als Tom es auch tat.
“Mit Eis und Zitrone, bitte”, setzte er hinzu. Als die beiden hohen Gläser serviert wurden, hob Tom seins und sah Elizabeth in die Augen. “Prost”, sagte er schwach lächelnd.
“Prost.” Elizabeth war entschlossen, sich nett zu geben. Nett, aber unbeteiligt. Unauffällig beobachtete sie, wie Tom einen großen Schluck trank. Er schien das heiße Tropenklima ernst zu nehmen, denn er löschte den Durst mit Wasser statt mit kaltem Bier, wie er es früher getan hätte. Oder achtete er jetzt einfach nur auf seine Linie? Seit sie sich wiederbegegnet waren, hatte sie Tom auch noch nicht mit einer Zigarette in der Hand gesehen.
Schließlich siegte die Neugier. “Hast du das Rauchen aufgegeben?” fragte sie vorsichtig. Die meisten Leute nahmen eher zu, nachdem sie zu rauchen aufgehört hatten.
“Schon vor über einem Jahr. Bist du nicht stolz auf mich?” neckte er sie, und in seinen Augen lag ein sanfter Ausdruck. Ein Kribbeln überlief Elizabeth, dann stieg Wut in ihr auf, und sie ballte die Hände zu Fäusten. Sie und stolz auf Tom? Das war wirklich das Allerletzte!
Ohne ihn einer Antwort zu würdigen, begann sie die Speisekarte zu studieren.
“Trinkst du immer noch lieber Weißwein?” fragte Tom, der gerade die Getränkekarte in der Hand hatte. “Oder möchtest du lieber Rotwein?”
Elizabeth hob den Kopf. Wenigstens nahm er nicht einfach an, dass sie immer noch dieselben Vorlieben und Abneigungen besaß wie vor eineinhalb Jahren.
“Einen Weißwein”, erwiderte sie kühl. “Aber bitte nur ein Glas für mich.” Sie wollte einen klaren Kopf behalten.
“Ich nehme auch Weißwein”, erklärte Tom ruhig. “Chardonnay?”
“Gern.”
Wieder erstaunte Tom sie, denn statt einer Flasche bestellte er nur zwei Gläser Chardonnay.
Früher hätte er sich nie ein einziges Glas bestellt, sondern immer gleich eine ganze Flasche, die er mit oder ohne Hilfe mühelos geleert hatte.
“Haben Sie schon gewählt?” Eine Kellnerin war an ihren Tisch gekommen.
Elizabeth nickte. “Ich nehme das marinierte Krokodil als Vorspeise”, entschied sie. Sie konnte doch unmöglich den Kakadu National Park bereisen, ohne Krokodilfleisch probiert zu haben.
“Und Känguru als Hauptgang.” Sie hielt sich bewusst an einheimische Gerichte.
Jetzt blickte auch Tom von seiner Speisekarte auf. “Ich nehme den Caesar-Salat, danach gegrillten Barramunda und die Gemüseauswahl.”
“Möchten Sie Pommes frites zum Fisch, Sir?”
“Nein, danke. Nur das Gemüse.”
Wieder sah Elizabeth Tom befremdet an. Er verschmähte die Pommes?
Tom lachte leise, während die Kellnerin verschwand. “Du hättest eben dein Gesicht sehen sollen, Elizabeth”, sagte er. “Ich überrasche dich laufend, nicht wahr? Keine Zigaretten, keine Schokoriegel, kein Bier, keine Pommes frites. Was kommt als Nächstes? fragst du dich jetzt wahrscheinlich.”
Sie zog die Brauen hoch. “Ich wundere mich über gar nichts. Wieso auch?” Sie lächelte ironisch. “Du hast deine schlechten Gewohnheiten abgelegt. Gratuliere. Was erwartest du dafür? Eine Medaille?”
“Keine Medaille.” Toms To n wurde ernst. “Ich möchte …” Er sprach nicht weiter. “Ich wünsche mir einfach nur, dass wir wieder Freunde
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