Expedition ins Paradies
an den Tom, den sie früher gekannt hatte.
“Dann hol die Teller. Wir können essen.”
6. KAPITEL
Einträchtig setzten Elizabeth und Tom sich ans Feuer und begannen sich zu stärken. Die Wärme und Helligkeit, die von den Flammen ausgingen, beruhigten Elizabeth und gaben ihr ein trügerisches Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Draußen, in der Dunkelheit, streiften möglicherweise gefährliche Tiere herum: Wildhunde, Wildschweine …
Doch nichts trübte die friedvolle Stimmung, bis auf verschiedene Tierlaute aus dem Busch.
Und natürlich das Summen der Moskitos! Elizabeth und Tom hatten sich die unbedeckten Hautflächen an Händen, Hals, und Gesicht mit dem Moskitoschutzmittel eingerieben.
Inzwischen stand der Vollmond hoch am Nachthimmel und überflutete den Lagerplatz mit seinem milchigen Licht. Milliarden Sterne überzogen den samtig schwarzen Himmel.
Elizabeth hätte sich nun ruhiger fühlen müssen, doch es gelang ihr nicht. Mit jeder Minute wurde sie nervöser, aber das lag keineswegs an den wilden Tieren im Busch. Es war der Mann, der ihr gegenübersaß, den sie mehr als alles fürchtete, obwohl sie das in der Nacht zuvor heftig abgestritten hatte, als Tom sie geneckt hatte, sie habe Angst vor ihm.
Sie empfand tatsächlich Angst. Angst vor dem, was er immer noch mit ihr machen konnte -
mit einem Blick, einer Berührung, seinem Lächeln. Nur der Himmel wusste, welche Wirkung er auf sie haben würde, wenn er sie einfach in die Arme nahm und küsste.
Bei der bloßen Vorstellung wurde ihr heiß und kalt. Entsetzt über die Richtung, die ihre Gedanken genommen hatten, sprang Elizabeth auf und reckte sich, dabei gähnte sie übertrieben.
“Es war ein langer Tag, Tom. Zeit, dass ich mich aufs Ohr lege”, erklärte sie sachlich.
“Könntest du mir bitte das Zelt holen, damit ich es aufbauen kann.”
Amüsiert zog er eine Braue hoch, stand jedoch auf. “In so einer herrlichen Nacht brauchst du ein Zelt, Elizabeth?” zog er sie auf. “Möchtest du nicht doch lieber unter dem Sternenhimmel schlafen und dich eins mit der Natur fühlen?” Seine blauen Augen glitzerten herausfordernd.
“Und mich von den Moskitos auffressen lassen?” hielt sie dagegen, obwohl ihr Herz bei der Vorstellung, mit ihrem unmöglichen Exverlobten unter dem Sternenhimmel zu übernachten, stürmisch zu pochen begann. “Nein, danke.”
“Du könntest ein Moskitonetz über dich spannen”, schlug Tom umgänglich vor.
“Im Zelt fühle ich mich sicherer.”
Wieder zog er eine Braue hoch und lächelte viel sagend. “Sicherer vor mir, meinst du?”
“Natürlich nicht”, widersprach Elizabeth viel zu heftig. “Vor … den wilden Tieren. Was wäre, wenn es einem aufgebrachten Wildschwein einfallen würde, durchs Lager zu stürmen?” Zwei kleine und ein großes Känguru hatte sie bereits dabei beobachtet, wie sie ungeniert zum Ufer des Billabongs sprangen, um dort zu trinken.
“Wenn es dich beruhigt, könnte ich Schutzzäune aufbauen”, erbot Tom sich gelassen. “Aber glaub mir, hier auf dem Lagerplatz du bist ganz sicher. Im Übrigen werde ich das Feuer in Gang halten, das hält die Tiere fern.”
Elizabeth atmete tief durch. “Hör zu, Tom, wenn du das Zelt nicht holst, tue ich es. Ich werd’s schon finden.”
“Also gut, wenn du darauf bestehst. Aber du solltest dir klarmachen, dass du dich um eine wirklich tolle Erfahrung bringst.”
Mit einem verächtlichen Laut wandte Elizabeth sich ab. Tolle Erfahrung? Sie würde sich nicht eine Sekunde entspannen können! Und nach dem langen, anstrengenden Tag brauchte sie dringend Ruhe und Schlaf. Morgen würde es noch strapaziöser und aufreibender zugehen als heute. Vor ihnen lag ein langer, kräfteraubender Fußmarsch zur Schlucht und eine ebenso anstrengende Rückwanderung zum Lagerplatz.
Falls sie die ganze Strecke überhaup t in einem einzigen Tag schafften. Als ihr Vater die erforderlichen Genehmigungen für den Besuch des Kakadu National Parks beantragt hatte, schloss das auch eine Erlaubnis ein, während dieser Tour notfalls irgendwo mitten im Busch übernachten zu können.
Doch Elizabeth würde alles daransetzen, dass so etwas nicht notwendig wurde. Wenn sie und Tom nicht rechtzeitig vor Einbruch der Nacht hierher zurückkehrten, würden sie unter freiem Himmel schlafen müssen. Elizabeth hatte keine Lust, das Zelt die ganze Strecke zur Schlucht und wieder zurück mitzuschleppen. Sie hatten ohnehin schon genug zu tragen, denn außer Kameras und
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